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11:53 Uhr - 28.04.2016

Das «vergiftete» Schweizer Wachstum

Die UBS kritisiert die Qualität des Wirtschaftswachstums der vergangenen Jahre. Eine Erklärung in fünf Grafiken.

Die Schweizer Wirtschaft wächst. In den vergangenen zehn Jahren im Schnitt 2% pro Jahr. Eine gute Nachricht, könnte man annehmen. Die UBS (UBSG 16.47 -0.78%) ist anderer Meinung. «Das Wachstum ist nicht nachhaltig», sagte der Chefökonom der UBS Schweiz, Daniel Kalt, am Donnerstag anlässlich der Präsentation des «UBS Outlook Schweiz – Wachstum durch Innovation».

Doch was meint Kalt mit «nicht nachhaltig»?

Wirtschaftsleistung SchweizzoomQuelle: UBS

Geht man zehn Jahre zurück und setzt das Schweizer Wachstum mit dem anderer Länder auf einen gemeinsamen Startpunkt, sieht man, die Schweizer Wirtschaft hat mit Abstand am stärksten zugelegt. Wo sieht die UBS nun das Problem? Das verdeutlicht die nächste Grafik.

Beschäftigung SchweizzoomQuelle: UBS

Die Hälfte des Wachstums fand nämlich im Gesundheits- und im Sozialwesen sowie in der öffentlichen Verwaltung statt, sprich im staatlichen oder halbstaatlichen Sektor. Gewerbe und Industrie haben Arbeitsplätze abgebaut. «Wir wachsen nicht durch steigende Exportleistungen», sagt Lukas Gähwiler, Chef UBS Schweiz, und spricht gar von einer zehnjährigen «strukturellen Rezession».

Das Bruttoinlandprodukt der Schweiz wächst also zu einem guten Teil durch den steuergelderfinanzierten öffentlichen Sektor und die Binnennachfrage, die durch die Zuwanderung angekurbelt wird. Die Baubranche wird zusätzlich durch die expansive Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank befeuert, wie die folgende Grafik zeigt.

Kreditwachstum SchweizzoomQuelle: UBS

Das Kreditvolumen (vor allem das Hypothekarvolumen) steigt seit zehn Jahren deutlich schneller als das nominale BIP. Eine Folge historisch tiefer Zinsen, die Kredite verbilligen und Investoren wegen des Anlagenotstands in Immobilien treiben, die zumindest heute noch dank hoher Zuwanderung Abnehmer finden.

«Wir zehren von unseren Ersparnissen», sagt Gähwiler. Dabei brauche es mehr Innovation, die Wohlstand erhalte und schaffe. Die UBS richtet dabei den Fokus auf die zwanzig innovativsten Unternehmen des Landes.

Die innovativsten UnternehmenzoomQuelle: UBS

Beschäftigte in diesen High-Tech-Unternehmen seien doppelt so produktiv wie andere Angestellte. Die Branche hat ein dreimal höheres Wachstum als die Gesamtwirtschaft, und von ihr kommt fast die Hälfte der gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in der Schweiz, obwohl sie nur 2% ihres Umsatzes hier generiert. Dazu haben diese Unternehmen einen indirekten Wertschöpfungseffekt, indem sie eine Zuliefererindustrie bedingen.

Grosse indirekte EffektezoomQuelle: UBS

Die Rahmenbedingungen für die Unternehmen sollten daher verbessert werden, so das Urteil der UBS-Vertreter. Dazu gehören klare, stabile Beziehungen zur EU, um den Marktzugang zu gewährleisten. Die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III, die forschungsstarke Firmen begünstigt. Die Eindämmung der Regulierungsdichte in der Schweiz. Die Stärkung von Ausbildungsgängen im naturwissenschaftlichen und im technischen Bereich. Und die gezielte Förderung von Clustern, wie der Life Science in der Nordwestschweiz oder der Uhrenindustrie in der Westschweiz.

Im Video-Interview sagt Kalt, wie die Schweiz eine Abwanderung  ins Ausland vermeiden kann.

UBS-Chefökonom: "Regulierungsdichte behindert Schweizer Innovationsfähigkeit" AWP/Andreas Hohn

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