Nachfrageeinbruch und hohe Investitionen sorgen für tiefrote Zahlen. Eine Kündigungswelle hilft wenig.
Bei Schweizer Softwareherstellern hat sich in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass seit der Pandemie die Nachfrage nach spezialisierter Software nachgelassen hat und Investitionsentscheidungen vielfach aufgeschoben wurden. Bei Crealogix (CLXN 54.00 -5.26%), die auf Anwendungen für Finanzinstitute spezialisiert ist, kam dazu, dass sie den Vergleichszahlen der stark wachsenden Branche traditionell hinterherhinkt. Das Unternehmen aus Zürich hatte trotz leicht steigendem Umsatz schon früher Mühe, profitabel zu arbeiten.
Dazu kommt jetzt eine deutlich geringere Nachfrage angesichts der Eintrübung der wirtschaftlichen Lage. Im Jahresvergleich ging der Umsatz von Crealogix 14% auf 94 Mio. Fr. zurück, wobei auch der schwache Euro abträglich war. «Die Banken halten sich bei den Neuinvestitionen zurück», bestätigt CEO Oliver Weber. «Für die Fintech-Branche war es auf jeden Fall ein herausforderndes Jahr.»
Seit knapp eineinhalb Jahren forciert die Gesellschaft die Entwicklung einer Softwareplattform für sogenannte Förderbanken – also Banken, die etwa Staatsgelder in Infrastrukturprojekte investieren und sie per Softwaresystem verwalten. Die knapp 20 Mio. Fr., die sie für die Entwicklung eines derartigen Systems investieren will, dürften bis zu 90% durch sein. Bisher ist der höhere Umsatz aus diesen Investitionen jedoch ausgeblieben. In Zukunft sollen für Forschung und Entwicklung nur noch rund 20% des Umsatzes ausgegeben werden. In diesem Jahr waren es 30%.«Wir haben damit für die Zukunft die richtigen Entscheidungen getroffen», sagt CEO Weber gegenüber FuW.
Um die Profitabilität zu verbessern, wurde bei zahlreichen Fintech-Unternehmen in den vergangenen Monaten beim Personal gespart. Crealogix ist keine Ausnahme: Knapp jeder sechste Mitarbeiter hat in den vergangenen zwölf Monaten das Unternehmen verlassen. Die Belegschaft hat sich im Jahresvergleich um 17% auf 542 Mitarbeiter verkleinert. Was hingegen gestiegen ist, sind die Materialaufwendungen – viele davon, wie CEO Weber betont, «Einmalkosten» in Bezug auf das Geschäft mit den Förderbanken. Weitere Personalkürzungen sind derzeit nicht geplant.
Angesichts eines Verlusts zum Halbjahr hatten Analysten bereits mit einem negativen Ergebnis gerechnet. Unter dem Strich steht für das Jahr ein Rekordverlust von knapp 17 Mio. Fr. zu Buche. Vergangenes Jahr lag er noch bei 4 Mio. Fr. Bereinigt um den bei Crealogix über mehrere Jahre abgeschriebenen Goodwill ergibt sich im Geschäftsjahr 2021/22 ein Verlust von 8.76 Fr. je Aktie, nach einem Gewinn von 0.61 Fr. im Vorjahr. Leicht positiv ist hingegen die Entwicklung beim wiederkehrenden Umsatz, der nun 51% des Gesamtumsatzes ausmacht und sich im Jahresvergleich marginal zum Mittelfristziel von 60% vorgearbeitet hat.
Fest steht, Crealogix wird auf dem Weg zurück zur Profitabilität schrumpfen. Erst im August ist bekannt geworden, dass sie Anteile an der E-Learning-Tochter Swiss Learning Hub verkauft. Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Eigenkapitalquote zu verbessern. Im vergangenen Jahr ist sie mit 22,6% auf weniger als ein Viertel gesunken, wodurch Crealogix die Anforderungen für eine Anleihe kurzzeitig nicht mehr erfüllte – ein sogenannter Bruch der Covenants.
Von einem Notverkauf will CEO Weber jedoch nicht sprechen, da bereits vorher feststand, dass die Einheit verkauft werde sollte. Ein Preisschild wurde nicht genannt, hinter der Plattform stehen jedoch knapp 10% des Umsatzes und rund fünfzig Mitarbeiter. Selbst auf vergleichbarer Basis dürfte unterdessen der Umsatz im kommenden Jahr weiter zurückgehen, wie das Unternehmen vorweg gewarnt hat.
Für das erste Halbjahr (per Ende Dezember) wird wieder ein positiver (bereinigter) Ebitda auf vergleichbarer Basis in Aussicht gestellt, auch unter Ausklammerung des Buchgewinns infolge des Anteilsverkaufs. Mit den Förderbanken könnte Crealogix angesichts einer Rezession ein eher resistentes Kundensegment gewählt haben. Um dem Kurs des Managements wieder Vertrauen zu geben, müsste sie das mit entsprechenden Ergebnissen untermauern.
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