Die Kurse an Chinas Festlandbörsen sind am Donnerstag so stark gesunken wie seit siebzehn Monaten nicht mehr. Der Grund sind Liquiditätsengpässe.
Nach einer vorerst ruhig verlaufenen Sitzung setzt an den Börsen Schanghai und Shenzhen in der letzten Handelsstunde eine starke Verkaufswelle ein. Der CSI-300-Index, der die wichtigsten Werte der zwei Börsen abbildet, hat am Donnerstag 3% verloren.
Der Index wurde vor allem von Schwergewichten wie dem Finanzkonzern Industrial and Commercial Bank of China und dem Versicherer Ping An Insurance, aber auch dem Schnapshersteller Kweichow Moutai belastet.
Hongkong hält sich besser
Der Hauptindex der Börse Hongkong, der am Mittwoch zum ersten Mal in zehn Jahren die Marke von 30’000 Zählern durchbrochen hatte, gab am Donnerstag 1% nach. Der CSI 300 liegt auch nach den Verlusten vom Donnerstag 24% über dem Stand von Anfang Jahr.
Obwohl vor allem IT-Unternehmen – besonders Tencent (Tencent 54.89 -1.81%) – in den vergangenen Tagen Glanzabschlüsse vorlegen konnten, ist die Nervosität an den chinesischen Börsen zuletzt deutlich gestiegen. Ein Grund dafür ist Notenbankpräsident Zhou Xiaochuan, der Investoren vergangenen Monat nachdrücklich vor zu viel Selbstgefälligkeit gewarnt hatte.
Dabei dürfte er auch Kweichow Moutai, eine der bei chinesischen Kleinanlegern beliebtesten Aktien, gemeint haben. Der Titel, der am Donnerstag 3% eingebüsst hat, war binnen Jahresfrist über 100% in die Höhe geklettert.
Teurer werdendes Kapital
Obwohl die Regierung dem Schuldenabbau seit einiger Zeit bereits höchste Priorität einräumt, konnte das die Hausse an den Aktienmärkten vorerst nicht bremsen. Doch infolge der sich abzeichnenden Liquiditätsverknappung kam es jüngst am Anleihenmarkt vermehrt zu Verkäufen. Das trieb die Anleihenrenditen in die Höhe.
Höhere Renditen werden die in den kommenden Monaten anstehende Refinanzierung von Unternehmensanleihen verteuern. Die gestiegenen Finanzierungskosten dürften sich 2018 negativ auf die Unternehmensgewinne auswirken.
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