Die Motorradgruppe verleiht dem Ausblick nach guten Semesterzahlen eine positivere Note. Künftig soll sie Pierer Mobility heissen.
KTM Industries (KTMI 54.8 0.55%) ist besser unterwegs als vom Management erwartet. Nach dem neunten Erstsemesterrekord in Folge erhält der Ausblick deshalb eine positivere Note. Das Umsatzwachstum wird neu zwischen 3 und 5% statt zwischen 1 und 5% gesehen, und der freie Cashflow soll statt 3 bis 5% neu mehr als 5% des Umsatzes ausmachen, unterstützt allerdings durch einen Sondereffekt im Nettoumlaufvermögen.
Doch das erste Halbjahr des österreichischen Herstellers motorisierter Zweiräder mit Hauptbörse Schweiz ist nicht nur wegen der Zahlen und des Ausblicks von Interesse. In die Berichtsperiode fiel auch die Akquisition des Importeurs für Australien/Neuseeland – «ein Gelegenheitskauf», von dem sich das Management einiges verspricht.
Dazu kommt im Bereich der Elektromobilität ein gemeinsames Entwicklungsprojekt mit dem indischen Partner Bajaj, aus dem Elektrofahrzeuge im Leistungsbereich von 3 bis 10 kW entstehen sollen, Elektroroller zum Beispiel. CEO und Mehrheitsaktionär Stefan Pierer spricht in dem Zusammenhang von einem «sehr wichtigen strategischen Entscheid».
Neuer Unternehmensname
Beabsichtigt ist ferner, das minderheitlich gehaltene E-Bike-Geschäft mit den Marken Husqvarna Bicycles und Raymon früher als geplant schon auf Anfang 2021 voll zu übernommen und zu konsolidieren. Pierer geht angesichts des raschen Wachstums dieser Aktivitäten bis 2021 von 100 bis 120 Mio. € Umsatz aus (dieses Jahr dürften es 70 bis 75 Mio. werden) und strebt eine Ebit-Marge auf dem Niveau der Gesamtgruppe von 8 bis 10% an.
Mit der Erweiterung der Aktivitäten in Richtung E-Mobilität im Zusammenhang steht auch die geplante Umbenennung der Gesellschaft: Aus KTM Industries soll Pierer Mobility werden. Statt eine Einzelmarke zu betonen – die Motorradmarke KTM –, soll der neue Name künftig das Thema Zweiradmobilität, inklusive Elektromobilität, und die «nachhaltig stabile Rolle des Mehrheitsaktionärs» Pierer in den Vordergrund rücken.
Besser als erwartet
Die Semesterzahlen selbst lassen sich sehen. Sie reflektieren nicht zuletzt den insgesamt robusten Motorradmarkt. Der Kontrast zum Automobilmarkt könnte grösser kaum sein. Pierer erklärt das gegenüber FuW so: «Das motorisierte Zweirad übernimmt auf der Kurzstrecke wieder eine Mobilitätsfunktion.» Dementsprechend positiv sieht er die Zukunft.
Laut CFO Friedrich Roithner liegt die Gruppe zur Jahresmitte über Budget (vgl. Tabelle). Ohne Einmaleffekt in der Vorjahresperiode hat sich die Ebit-Marge 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die zum Stand von Ende 2018 höhere Nettoverschuldung erklärt sich mit der Anwendung von IFRS 16 (Leasingverhältnisse), der Dividendenzahlung und mit dem negativen freien Cashflow. Im zweiten Halbjahr wird noch der Zukauf in Australien Spuren hinterlassen, sodass die Verschuldung höher ausfallen wird als ursprünglich angepeilt.
Stärkeres zweites Halbjahr
Mit dem angepassten Ausblick fühlt sich Roithner «sehr wohl». Um das Cashflow- und besonders auch das Betriebsgewinnziel von mehr als 130 Mio. € zu erreichen, muss KTM Industries im zweiten Halbjahr allerdings kräftig Gas geben. Aufgrund des Saisonmusters mit mehr Verkäufen von Geländemotorrädern, die im Durchschnitt höhere Bruttomargen abwerfen als Strassenmaschinen, sollte das aber kein Problem sein.
An der Börse haben die Aktien den Zwischenbericht mit einer Avance quittiert. Weil die FuW-Gewinnschätzung nur minimale Anpassungen erfahren hat, sind sie heute niedriger bewertet als mit den höheren Kursen der vergangenen Monate. Damit ist ihr Reiz gestiegen, auch wenn das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2020 mit 23 für sich betrachtet immer noch stattlich ist – was aber auch am begrenzten Streubesitz von nur 38% liegt. Trotzdem sei Investoren angesichts der nach wie vor vielen Unwägbarkeiten im politischen und wirtschaftlichen Umfeld vorerst noch zu einer Beobachterrolle geraten.
Die komplette Historie zur KTM finden Sie hier. »
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