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08:30 Uhr - 22.02.2016

EFG könnte sich an BSI verschlucken

Die Übernahme der Tessiner Privatbank ist für die Zürcher Privatbank eine grosse Herausforderung. Eine Analyse.

Der Kauf der Tessiner Privatbank BSI katapultiert die Vermögensverwalterin EFG (EFGN 6.7 1.82%) International in neue Sphären – zumindest in Bezug auf die verwalteten Vermögen. Neu verfügt sie über Kundengelder von rund 170 Mrd. Fr. Das entspricht dem Doppelten der bisher verwalteten Vermögen. Der Kaufpreis beträgt rund 1,3 Mrd. Fr. Noch vor einem Jahr hatte die bisherige Besitzerin BTC Pactual die Tessiner Bank für 1,7 Mrd. Fr. übernommen.

Bereits in den vergangenen Wochen zeichnete sich eine Schweizer Lösung beim Bieterkampf um BSI ab. Realistischerweise komme nur ein grosser Player in Frage, sagten vergangene Woche einhellig mehrere Branchenkenner. Das ist offenbar auch die Haltung der Finanzmarktaufsicht, die sich anscheinend ungewöhnlich aktiv in diesem Prozess zeigte.

Doch hinter der Übernahme von BSI durch EFG International stehen einige Fragezeichen. Die Zürcher Bank befindet sich selbst in einem Turnaround, erst vergangenes Jahr hat der neue CEO Joachim Strähle nach durchwachsenen Halbjahreszahlen ein Kostensenkungsprogramm verordnet. Wer den ehemaligen Sarasin-Chef kennt, weiss aber, dass Strähle ein Mann fürs Wachstum, nicht unbedingt für Kostenkontrolle ist. Darin hat Strähle offenbar die EFG-Eignerfamilie Latsis überzeugt.

Dünn kapitalisiert

EFG könnte nun deshalb der Übernahmestrategie von Julius Bär (BAER 40.39 -0.49%) folgen, schreiben die Analysten von Vontobel (VONN 42.25 -0.12%) vor einigen Tagen. Die Übernahme von BSI wäre für EFG die Gelegenheit, die verwalteten Kundenvermögen mit einem Schlag von 80 auf rund 170 Mrd. Fr. zu verdoppeln. Doch Bär verfügt im Unterschied zu EFG über das nötige Überschusskapital. Mit einer Kernkapitalquote von 14% und einer Gesamtkapitalquote von 17% ist EFG zu dünn kapitalisiert, um den Deal aus eigener Tasche zu bestreiten.

EFG müsste an den Kapitalmarkt gelangen, um die 1,3 Mrd. $ für BSI zu beschaffen. Diese Kapitalerhöhung, so schätzen die Analysten der Zürcher Kantonalbank, müsste in ihrem Volumen ungefähr der aktuellen Marktkapitalisierung von EFG entsprechen, die sich zurzeit um 1 Mrd. Fr. bewegt. Mit dieser Grössenordnung lagen die Experten falsch: Tatsächlich finanziert EFG die Übernahme durch die Ausgabe von 52,6 Mio. eigener Aktien an BTG Pactual gegen eine Sacheinlage. Das entspricht einem Betrag von knapp 350 Mio. Fr.

Zuletzt stellt sich die Frage, ob EFG die gleich grosse BSI überhaupt integrieren kann. Aus dem Tessin werden wie schon bei zurückliegenden Übernahmen der BSI Forderungen laut werden, die Personalstruktur unangetastet zu lassen. EFG hat bisher keine Erfahrung mit vergleichbaren Projekten. Bisher wurde nur in kleinem Massstab zugekauft, mit gemischtem Erfolg.

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