Der Windenergiezulieferer ist im Ausblick zaghaft. Der Markt antwortet mit Ängsten vor dem Ende einer grünen Blase.
Über 70% haben die Aktien des Windenergiezulieferers im vergangenen Jahr zugelegt. Jetzt fragt sich mancher, ob die Titel überbewertet sind. Gurit (GUR 2'405.00 -1.23%) hat gezeigt, dass die Anlegerfreude guten Grund hat. Mit Werkstoffen, Formen und Bausatzlösungen zur Herstellung der Rotorblätter von Windenergieanlagen erwirtschaftet Gurit rund 80% des Umsatzes. Dieser ist 2020 wechselkursbereinigt 8,9% gestiegen. Die operative Marge liegt konstant bei 11%, den Gewinn konnte das Unternehmen nach der Trennung vom Automotive-Geschäft nochmals steigern.
Balsaholz sorgt für Schwankungen
Der wichtigste Markt ist China, wo es den Wattwilern zuletzt gelang, ihre Marktposition zu festigen. Preissetzungsmacht beweist Gurit beim heiklen Thema Balsaholz: Der heiss begehrte Rohstoff ist wegen des stark wachsenden Windenergiemarktes äusserst knapp. Gurit kann die hohen Preise jedoch an die Kunden weitergeben.
Dieser Effekt läuft allerdings in beide Richtungen; fällt der Balsapreis, geht bei Gurit der Umsatz wieder zurück. Das ist einer der Gründe, warum das Unternehmen für das laufende Jahr von einem tendenziell tieferen Umsatz von 530 bis 580 Mio. Fr. ausgeht, bei einer Ebit-Marge von 9 bis 11%. Zudem sei in China mit einem Rückgang zu rechnen, da das Förderregime für Windstrom ausläuft. Bei der Präsentation der Jahreszahlen liess der neue CEO Mitja Schulz durchblicken, dass die Prognose zurückhaltend ist.
Doch am Markt überwogen am Dienstag die Absturzängste; Gurit eröffneten rund 4% im Minus. Da half auch nicht, dass die Dividende von 25 auf 30 Fr. steigen soll.
Déjà-vu aus der Solarbranche
Mittel- und langfristig sind und bleiben die Aussichten intakt in einem weiter prosperierenden Markt. Mit Produktionsstätten etwa in Nordamerika, China und Indien ist Gurit gut aufgestellt, um regionale Verschiebungen im Windenergiemarkt aufzufangen. Zudem ist gut möglich, dass sich der Rückgang in China als kleine Delle erweist; 2018 hatte Peking angekündigt, die Förderung für Solarstrom zu reduzieren. Der Aufruhr in der Branche war gross, Prognosen mit deutlich tieferen Zuwachsraten bei Photovoltaikanlagen machten die Runde. Inzwischen ist die Dynamik im Solarbereich wieder auf dem Niveau von 2017. Der Grund: Die Kosten zur Produktion erneuerbaren Stroms fallen rasant, staatliche Förderung ist je nach Standort bereits überflüssig. Zudem gibt es nebst dem Reich der Mitte mit dem neuen US-Präsidenten und Klimaprogrammen in Europa Hoffnung, dass auch diese Märkte weiter Fahrt aufnehmen.
Die Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 (Schätzung 2021) nicht zu teuer und bieten Gelegenheit zum Einstieg.
Die komplette Historie zu Gurit finden Sie hier. »
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