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15:19 Uhr - 05.02.2015

Gewinnorientierter Entwicklungshelfer

In Lateinamerika Gemeinnütziges tun und trotzdem rentieren – das ist das Ziel der Organisation Fundes. Sie baut auf Netzwerke von ehemaligen Top-Managern wie Ueli Frei.

Sein Ziel hat Ueli Frei erreicht. Er wandelte die ehemalige Schmidheiny Stiftung Fundes in Lateinamerika in eine betriebswirtschaftlich orientierte AG um. «Entwicklungshilfe, die einfach unter den Armen verteilt, geht mir gegen den Strich. Das schafft Abhängigkeiten und Lethargie», sagt er. «Mein Ziel ist es, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit zu schaffen.» Diese Woche tritt er am «Leader Symposium» an der Universität St. Gallen auf und moderiert ein Gespräch mit Bundesrätin Doris Leuthard und WWF-Präsidentin Yolanda Kakabadse.

Seit 2008 ist der ehemalige CEO von Novartis (NOVN 90.1 -1.58%) Venezuela CEO und Präsident von Fundes mit Sitz in Costa Rica. «Die Umwandlung von einer philanthropischen Organisation in eine AG ist nicht einfach gewesen.» 200 Mitarbeiter hat er entlassen. Von den ehemaligen 240 Fundes-Angestellten hat er nur 40 behalten und 60 neu angestellt. Dazu arbeiten 600 Mitarbeiter projektbezogen eine bestimmte Zeit. «Sie müssen in den Projekten auf Wertschöpfung hinarbeiten.»

300 000 Klein- und Kleinstunternehmen in Lateinamerika  wurden seit der Gründung von Fundes vor dreissig Jahren unterstützt. 17 000 KMU wurden letztes Jahr gefördert. Für den Stahlproduzenten Gerdau Brasil hat die Organisation tausend Altmetallsammler gesucht, dank Fundes hat der US-Detailhandelsgigant Wal-Mart 1600 Gemüsebauern in ihr Zulieferungssystem in Mexiko eingegliedert, und der Bierbrauer SABMiller (SAB 3528.5 0.01%) hat 18 Mio. $ in die Förderung von Quartierläden in sechs Ländern in Lateinamerika investiert. Fundes geht dabei immer ähnlich vor. Sie sucht Grossunternehmen und bietet ihnen ein Netzwerk von Bauern oder Gewerblern an. Für ihren Kontakt und die Unterstützung der KMU bei der Arbeit wird Fundes von den Konzernen bezahlt. Fundes setzt auch auf Kooperationen mit Stiftungen, die sich in der Dritten Welt engagieren, etwa mit Elea des Ex-UBS-Chefs Peter Wuffli.

Frei selbst ist auch an der Front aktiv. Der 62-Jährige versucht Nestlé (NESN 71.25 -0.63%) zu überzeugen, mit tausend Kleinbauern in Lateinamerika zusammenzuarbeiten, die Bio-Bananen für Babynahrung liefern könnten. Dafür spricht er an der Konzernzentrale in Vevey vor. Dabei kommt ihm zugute, dass er die Sprache der CEO, aber auch die Sprache der Bauern in Lateinamerika kennt.

Jahrzehntelang war der ausgebildete Drogist in der Privatwirtschaft in führenden Stellungen tätig, etwa als CEO Rohmaterial bei SiberHegner. Zwanzig Jahre allein war er bei Novartis und ihrer Vorgängerin angestellt. Doch es befriedigte ihn immer weniger, vor allem die Rendite der Aktionäre im Auge zu haben, sodass er die erfolgreiche Laufbahn aufgab und den Ausstieg wagte.

Mit dem Camper in den USA unterwegs, erhielt er eine Anfrage, ob er an der Leitung der philanthropischen Organisation von Stephan Schmidheiny interessiert sei und diese in eine AG umwandle, die nicht mehr mit Geldern alimentiert werden müsse. Das Angebot kam wie gerufen, und Frei nahm es ohne zu Zögern an, obwohl er verglichen mit vorher nur die Hälfte verdienen sollte.

Damit der Gewinn nicht in die Taschen von einzelnen Profiteuren fliesst, ist das oberste Organ von Fundes immer noch eine Stiftung. Die AG erlaubt es aber, dass private Investoren sich an Fundes beteiligen können.

Noch immer hat Ueli Frei neben einem Wohnsitz in Costa Rica auch einen in Frauenfeld, wo seine Frau wohnt. In der Freizeit ist er mit dem Motorrad unterwegs. Doch seine Fahrt von Mittelamerika an die Südspitze musste er wegen eines Unfalls unterbrechen. Sein Ziel mit Fundes aber hat er erreicht, deshalb hat er sein Pensum bei Fundes auf 30% reduziert.

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