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07:00 Uhr - 03.02.2016

BlackRock-Chef Fink geisselt die CEO

Der Chef des weltgrössten Vermögensverwalters BlackRock, Larry Fink, kritisiert das kurzfristige Denken von Unternehmenschefs.

Langfristig investieren, das sollen Unternehmen nach Wunsch von Larry Fink. Mit über 4600 Mrd. $ Investorengeldern, die BlackRock verwaltet, hat ein Brief von Fink an die CEO der grössten Unternehmen der Welt Gewicht.

Wie schon in früheren Jahren redet Fink den Unternehmenschefs ins Gewissen. «Die heutige Kultur der vierteljährlichen Hysterie um die Resultate ist komplett das Gegenteil von dem, was wir brauchen», schreibt er in klaren Worten.

Er und BlackRock würden die Chefs gerne davon überzeugen, dass das Spiel mit Quartalsprognosen und der Beeinflussung der Erwartung an den Gewinn pro Aktie («Guidance») nicht zielführend sei. Es fehle die langfristige Perspektive.

«Finanz und Wirtschaft» liegt der Brief, der auch an die Chefs der Unternehmen im Swiss Market Index SMI (SMI 8196.99 -1.37%) verschickt wurde, vor. Zuvor hatte die «New York Times» darüber berichtet.

Statt dass die CEO einmal im Jahr einen rückwärts gewandten «Brief an die Aktionäre» schreiben, sollen sie einen langfristigen Plan vorlegen, wie sie Wert schaffen wollen, fordert Fink. Und an diesen Zielen sollen sich die Ergebnisse orientieren, nicht an den «Ein-Penny-Abweichungen von den Zielen für den Gewinn pro Aktie». Fink betont aber gleichzeitig, die Unternehmen müssten weiterhin vierteljährlich ihre Zahlen rapportieren, denn «Langfristigkeit soll kein Ersatz für Transparenz sein», wie es heisst.

Lange Frist, kurze Frist

Hätten Unternehmen langfristige Pläne und würden sie den Aktionären besser erklären, seien sie auch weniger Aktivisten ausgeliefert, die auf kurzfristigen Erfolg aus seien. Hingegen sei BlackRock aktivistischen Aktionärsanliegen gegenüber sogar offen, solange das Ziel die langfristige Wertschaffung für die Aktionäre sei.

Das Thema kurzfristige Gewinnmaximierung versus langfristige Wertschaffung gelangt immer wieder mal auf die Agenda. In den USA sind derzeit vor allem die riesigen Programme zum Rückkauf eigener Aktien in der Kritik, denn es wird in Frage gestellt, ob das eine effiziente Verwendung der Mittel eines Unternehmens ist.

Nach Informationen der «New York Times» sollen sich erst vor kurzem Vertreter der Vermögensverwalter BlackRock, Fidelity und T. Rowe Price mit der Investorenlegende Warren Buffett sowie dem Chef der Bank J.P. Morgan, Jamie Dimon, getroffen haben, um freiwillige Standards für Unternehmen zu konzipieren. Denn auch die US-Politik hat das Thema entdeckt – und es ist Wahljahr.

Die Kundengelder von BlackRock sind zu gut zwei Dritteln in passiven Anlageprodukten investiert. Auch in der Schweiz ist BlackRock der Vermögensverwalter, der über die grössten Positionen verfügt. An fünfzehn von zwanzig SMI-Unternehmen hält die Gesellschaft Beteiligungen von über 3%. Allein die Beteiligung am Nahrungsmittelkonzern Nestlé (NESN 75.5 -0.13%) ist über 8 Mrd. Fr. wert.

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