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13:32 Uhr - 29.07.2020

Inficon profitiert vom Halbleitermarkt

Der Spezialist für Vakuuminstrumente legt einen soliden Zwischenbericht vor und wagt eine Jahresprognose.

Inficon (IFCN 769 -0.52%) traut sich. Der Anbieter von Vakuuminstrumenten, Sensortechnologie und Prozesskontrollsoftware wagt eine Prognose. Für das laufende Geschäftsjahr stellt er einen Umsatz zwischen 370 und 390 Mio. $ sowie eine am Betriebsgewinn (Ebit) gemessene Marge von rund 16% in Aussicht.

Nach den ersten sechs Monaten liegt er mit 189 Mio. $ Umsatz und einer Marge von 15,9% genau auf Zielkurs, wie dem heute veröffentlichten Zwischenbericht zu entnehmen ist (vgl. Tabelle).

Was die Halbjahreszahlen nicht zeigen: Das zweite Quartal war merklich besser als das erste, im Umsatz (96,2 zu 92,6 Mio. $) ebenso wie in der Ebit-Marge (16,6 zu 15,1%) und im Gewinn (12,9 zu 11,4 Mio. $).

Prognose ist ein Abwägen

Darf man daraus schliessen, dass die Jahresprognose auf der vorsichtigen Seite liegt? Ja und nein. Angesichts der nach wie vor zahlreichen Unwägbarkeiten lässt Inficon dem Optimismus sicher nicht freien Lauf.

Zu bedenken ist allerdings auch, dass der Geschäftsgang im bisherigen Jahresverlauf allein von der Nachfrage aus der Halbleiterindustrie getragen worden ist. Dieser eine Teil des Zielmarkts Halbleiter (Semi) & Vakuumbeschichtung steht im Aufschwung eines neuen Branchenzyklus.

Der zweite Teil, das Geschäft mit Produkten für Vakuumbeschichtungsprozesse, wie sie für die Herstellung von Displays und Solarpanels benötigt werden, ist gemäss Inficon dagegen nur knapp stabil geblieben.

Die anderen drei Zielmärkte – Sicherheit & Energie sowie Kälte-/Klimatechnik & Automobil, in denen es primär um das Erkennen von Lecks und von Gasen geht, und dazu Allgemeine Vakuumtechnik – sind aufgrund der widrigen Umstände alle mehr oder weniger deutlich zurückgegangen.

Der weitere Geschäftsgang von Inficon hängt deshalb zum einen davon ab, ob und wie sich diese Märkte im zweiten Halbjahr erholen, zum anderen aber auch davon, wie sich die Nachfrage aus der Halbleiterbranche weiterentwickelt. Von den vielen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, dürfte die Jahresprognose des Managements dessen Hauptszenario plus eine Sicherheitsspanne abbilden.

Zahlen über den Erwartungen

Dass der Aktienkurs im frühen Mittwochshandel etwas nachgegeben hat, dürfte vor allem an dieser Prognose liegen, stellt sie doch für das zweite Halbjahr keine Beschleunigung oder Verbesserung in Aussicht.

An den gemeldeten Zahlen kann es eher nicht liegen. Sie sind in Umsatz, Marge und Gewinn höher ausgefallen als von Analysten erwartet.

Die erzielte und für das Gesamtjahr angestrebte Ebit-Marge ist solid, liegt aber unter dem Potenzial des Unternehmens. 2017 und 2018 wurden jeweils gegen 20% erreicht. Dass das Potenzial derzeit nicht ausgeschöpft werden kann, hat unter anderem mit der Coronapandemie zu tun.

Wie Inficon erklärt, hat diese Transportkosten und Materialpreise in die Höhe getrieben und zudem in der Produktion zu aufwendigen Umstellungen sowie zu Ineffizienzen und ausserdem zu Einschränkungen im Service- und Beratungsgeschäft bei den Kunden vor Ort geführt.

Gemäss Alexander Koller, Analyst der Zürcher Kantonalbank, gestaltet sich der Ausbruch aus dem aktuellen Profitabilitätsniveau wegen der höheren Logistikaufwendungen und einem insgesamt verhaltenen Produktmix herausfordernd.

Dass der Gewinn überproportional zum Ebit hat steigen können, liegt an einer geringeren Steuerbelastung. Der Steuersatz hat sich von 21,6% im Vorjahressemester auf 15,7% verringert.

Höhere Kurse liegen drin

Die Bilanz per Ende Juni präsentiert sich gewohnt makellos – und unerschütterlich. Sie enthält viel Liquidität auf der einen Seite und viel Eigenkapital sowie keinerlei langfristige Finanzverbindlichkeiten auf der anderen.

Gebotene Sicherheit wie diese wird an der Börse gegenwärtig hoch eingestuft, erst recht in Kombination mit hoher Ertragskraft und guten Perspektiven. So gesehen, ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32 im momentanen Umfeld eher massvoll.

Es basiert auf einer leicht erhöhten FuW-Schätzung von 24.20 Fr. für den Gewinn je Aktie 2021. Die Schätzung für das laufende Jahr ist geringfügig auf umgerechnet 20.40 Fr. zurückgenommen worden.

Andere Aktien sind optimistischer bewertet als Inficon. Deshalb und weil attraktive Sicherheit an der Börse noch eine Weile gefragt bleiben dürfte, ist gut vorstellbar, dass die Titel ihr Vor-Covid-Allzeithoch von 803 Fr. bald übertreffen und sich in der Folge auch noch ein Stück weit davon entfernen werden.

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