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08:34 Uhr - 03.12.2014

Der Manager mit den Ski im Handgepäck

Nichts stimmt den Völkl-Chef so zufrieden wie Schneefall bis in die Niederungen. Christoph Bronder ist für diese Skisaison optimistisch – wegen des US-Markts.

Er fällt auf. Mit seinem weissen Hemd, dem dunklen Jacket und den breiten und ultradünnen Paar Ski mitten in Zürich. Der braungebrannte Christoph Bronder hat fast immer Ski dabei – der Marke Völkl versteht sich. Schliesslich ist er CEO und Präsident der Marker-Völkl-Gruppe  – aber nicht nur. Seit 2014 ist er auch noch verantwortlich für die Skimarke K2, für sämtliche Wintersportdivisionen des US-Konzerns Jarden (JAH 44.43 0.79%) und für dessen Outdoor-Produkte. Dazu gehören auch Fischereiprodukte und Campingutensilien in Europa, im Nahen Osten und in Afrika. Der an der New Yorker Börse Nasdaq kotierte Jarden-Konzern ist gut 7 Mrd. Fr. schwer. Davon erzielt er rund ein Drittel mit Sportartikeln. Den Umsatz der einzelnen Marken gibt er nicht preis. «Völkl sehen wir als Nummer drei global, wobei wir in den USA den ersten Platz erreicht haben. Marker ist der global führende Bindungshersteller.»

Als Teenager Skifahren gelernt

Seit 1996 arbeitet Bronder als Präsident und CEO der Völkl-Gruppe mit Holdingsitz in Baar. Der deutsche Sportsmann wohnt seit 22 Jahren in Oberägeri. Skifahren hat er erst im Alter von fünfzehn Jahren gelernt und zwar auf der Lenzerheide, wohin er mit seiner Familie aus dem Ruhrgebiet angefahren ist. Seither hat ihn das Skifahren nicht mehr losgelassen. Kein Wunder, dass seine siebzehnjährige Tochter Skirennen fährt und sich als Skilehrerin in Celerina ausbilden lässt. Jede freie Minute ist Bronder auf der Skipiste zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern.

Doch freie Zeit ist rar, ständig ist er auf Achse, sei es in den USA, dem grössten Skimarkt, an den Produktionsorten in Straubing in der Nähe von München (Ski), in Kostelec in Tschechien (Bindung) oder in Guangzhou in China.

Völkl selbst ein Opfer der Konzentration

Anfang der Neunzigerjahre arbeitete der studierter Betriebswirt im Handelskonzern Metro (MEO 25.35 -5.64%) als Assistent des Finanzvorstands Hans-Dieter Cleven. Dieser hatte sich finanziell bei Völkl engagiert, als Gründer Franz Völkl mit seinem Werk in Straubing in finanzielle Nöte geriet und sich der Schweizer Gregor Furrer für die Marke eingesetzt hat. Über diese Verbindung ist Bronder zu Völkl gekommen. Um die Jahrtausendwende hat er im Auftrag von Furrer und Cleven den Skibindungshersteller Marker gekauft. Später wurde die Gruppe an die US-Gesellschaft K2 verkauft, die 2007 von Jarden geschluckt wurde.

In den letzten Jahren hat der Skimarkt gelitten. 2013/14, schätzt Bronder, wurden weltweit 2,8 Mio. Paar Ski verkauft, 2010/11 waren es noch 3 Mio. Doch der Völk-Chef ist zuversichtlich. «Nicht nur weil die Innerschweizer Wetterschmöcker für Weihnachten Schnee bis zu den Fersen im Handstand versprachen», lacht er. Der frühe Schnee an der US-Ostküste hat den Absatz angekurbelt. Keine Werbung ist so gut wie Schneefall bis in die Niederungen. Der 53-Jährige war kürzlich in den USA. In den letzten zwei Jahren war der US-Markt rückläufig, nun erhole er sich gut. Potenzial sieht er im Tourenskifahren, das in den USA erst begonnen habe. Auch für Deutschland ist er optimistisch. «Der deutsche Markt ist aufgrund des letztjährigen schlechten Winters nicht nicht mehr viel grösser als der Schweizer.»

Skimarkt in China winzig

Auch für Skischuhe verspricht er sich gutes Wachstum. K2 steht auch für Schuhe. «Diese sind im Gegensatz zu den Ski nicht so stark konkurrenziert vom Mietgeschäft. Aus hygienischen Gründen wollen Sportler eigene Schuhe haben. Für den chinesischen Markt braucht es noch viel Geduld», meint Bronder. Zwar sei die Infrastruktur in China für Skifahren vorhanden, «aber ich schätze, dass weniger als 0,25 Mio. Chinesen mehr als fünf Tage pro Jahr Skifahren.» Schneller werde es mit dem japanischen Ski-Markt wieder aufwärts gehen: Vor fünfzehn Jahren wurden 800’000 Paar Ski verkauft, heute sind es nur noch 280’000. Junge Japaner haben sich anderen Freizeitaktivitäten zugewandt.
Neben den Jungen setzt Bronder aber auch auf die ältere Generation. «Das wird für die nächste Saison ein ganz wichtiges Thema werden. Dabei wird Komfort und Sicherheit eine zentrale Rolle spielen.»

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