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13:16 Uhr - 12.05.2015

Der Druck auf Adecco wächst

Nach Harris kritisiert mit Artisan Partners ein weiterer Grossaktionär Adeccos die CEO-Ernennung hart. Artisan wie auch Harris verlangen von Adecco, den Personalentscheid zu revidieren.

Daniel O'Keefe von Artisan Partners«Wir waren absolut schockiert.» Bild: Daniel Acker/BloombergDie Kritik am Managementwechsel bei Adecco (ADEN 73.55 0.62%) wird immer lauter. Vergangene Woche hat der Stellenvermittler angekündigt, dass CEO Patrick De Maeseneire per Ende August zurücktritt und durch Alain Dehaze abgelöst wird, der bislang für den Markt Frankreich verantwortlich war. Übergangen wurde damit Finanzchef Dominik de Daniel. Er galt als Kronfavorit für den Chefposten und verlässt das Unternehmen nun Ende Juli. Der überraschende Entscheid belastete den Aktienkurs spürbar und löste schwere Verstimmung im Aktionariat des Stellenvermittlers aus.

«Als wir erfuhren, dass Dominik de Daniel nicht zum CEO befördert worden ist, waren wir absolut schockiert», sagt Daniel O’Keefe. Er ist Portfoliomanager beim amerikanischen Grossaktionär Artisan Partners, der zuletzt eine Beteiligung von gut 3,9% an Adecco gemeldet hat. «Wir investieren seit Jahrzehnten in europäische Unternehmen und halten de Daniel für einen der besten Manager, dem wir bisher begegnet sind. Er hatte entscheidenden Einfluss auf die Wertsteigerung von Adecco in den vergangenen Jahren», sagt O’Keefe im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».

Schon lange mit dabei

Artisan Partners mit Sitz in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin betreut Gelder institutioneller Kunden und ist auch in anderen Schweizer Unternehmen wie Novartis (NOVN 94.9 -0.84%) und Panalpina (PWTN 130.4 -0.08%) engagiert. Das Investmenthaus bewirtschaftet unter anderem zwei Aktienfonds, die auf den Value-Ansatz spezialisiert sind, rund 30 Mrd. $ an Vermögen verwalten und sich in der Regel auf lange Sicht engagieren. Das gilt auch für die Position in Adecco, die bis 2007 zurückreicht.

Sehr wichtig für Anlageentscheidungen sei das Management eines Unternehmens, führt O’Keefe aus, der seit mehr als zwanzig Jahren in der Investmentbranche arbeitet. «Ein Schlüsselfaktor für unser Engagement in Adecco war denn auch, dass de Daniel das Amt des CFO ausführte», fügt er hinzu.

Als besonders störend empfindet er, dass Kerninvestoren wie Artisan vom Adecco-Verwaltungsrat und seinem Präsidenten Rolf Dörig bei der Personalwahl nicht konsultiert worden sind. «Bei einem Entscheid von dieser Tragweite hätten wir erwartet, dass man uns einbezogen hätte. Die Tatsache, dass das nicht geschehen ist, sagt damit einiges über die Situation aus», meint O’Keefe. Adecco hielt am 21. April die ordentliche Generalversammlung in Lausanne ab, wobei ein baldiger Managementwechsel kein Thema war. «Wäre der Entscheid im Vorfeld der Generalversammlung gefällt worden, dann hätten wir gegen den Verwaltungsratspräsidenten gestimmt», erklärt der US-Investor.

«Entscheid revidieren»

Scharfe Kritik an Dörig übt ebenfalls der Grossaktionär Harris Associates, der zu rund 3,5% an Adecco beteiligt ist. Chief Investment Officer David Herro sagte vergangene Woche zu «Finanz und Wirtschaft», dass die Personalwahl ein «monumentaler Fehler» sei. Auch er bevorzugt klar de Daniel als CEO und nennt firmenpolitisches Kalkül als möglichen Grund für die Abfuhr. VR-Präsident Dörig äusserte sich daraufhin gegenüber der «Sonntagszeitung», dass er die Ansicht von Harris nicht teile. «Im Übrigen haben wir auch sehr positive Reaktionen von anderen Aktionären erhalten», meinte Dörig, ohne genauere Angaben zu machen.

Artisan wie auch Harris verlangen von Adecco, den Personalentscheid zu revidieren. «Wir haben den VR-Präsidenten aufgefordert, einen Rückzieher zu machen und de Daniel zum CEO zu ernennen», berichtet O’Keefe. Derzeit werde das Gespräch mit weiteren Grossaktionären geführt, um Support für die Forderung zu gewinnen. «Es ist wichtiger, dass de Daniel der neue CEO wird, als dass Dörig  VR-Präsident bleibt», sagt O’Keefe.

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