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13:00 Uhr - 12.11.2019

Tränengas in Hongkong

Schmolz + Bickenbach sieht sich in einem «perfekten Orkan». Die Aktien des Stahlherstellers sind zu meiden.

Wie ­sehr Schmolz + Bickenbach (STLN 0.2445 6.07%) (S+B) eine Kapitalerhöhung nötig hat, unterstreicht der Bericht zum dritten Quartal. Der Hersteller von Speziallangstahl setzte mit 670 Mio. € 14,1% weniger um als in der Vorjahresperiode. Der Rückgang ist in erster Linie der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl mit –23,1% zuzuschreiben. Der Umsatz mit RSH-Stahl sank 3,6%, jener mit Werkzeugstahl 11,3%. Regional war zum Vorjahresquartal in allen Regionen ein Umsatzrückgang zu registrieren.

Auf Stufe Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) ergab sich bereinigt um Restrukturierungsrückstellungen ein Minus von 33 Mio. € (unbereinigt: 52 Mio.). Der Margeneinbruch war bedingt durch sinkende Mengen und tiefere Verkaufspreise. Dazu kamen Wertberichtigungen auf quasi sämtlichen Einheiten von insgesamt 270 Mio. €, was in der Tat ein dicker Brocken sei, gestand Finanzchef Matthias Wellhausen an der Telefonkonferenz ein. Ausserdem verschlechterte sich das Finanzergebnis. So blieb ein Verlust von 420 Mio. € – bei Nettoschulden von 724 Mio. € und einer Eigenkapitalquote 11%.

Nachfrage bleibt schwach

Wie das Management im Oktober erklärte, werde der Ebitda im Gesamtjahr weniger als 70 Mio. € betragen. In den ersten neun Monaten kumuliert waren es bereinigt 50 Mio. Die Krise in der Stahlindustrie sei noch ausgeprägter als erwartet, sagte CEO Clemens Iller. Man erfahre einen «perfekten Orkan». Wegen grosser Unsicherheiten könne auch jetzt noch «keine genauere Prognose abgegeben werden». Nach der saisonalen Abschwächung im Sommer habe sich die Nachfrage im September zwar vom Tiefst erholt, dies jedoch deutlich geringer als erwartet.

Der Auftragsbestand erreichte per Ende September 392 Kilotonnen, nach 734 vor Jahresfrist und 480 Mio. per Ende Juni. Eine spürbare Erholung von Bestellungseingang und Auftragslage sei auch zu Beginn des vierten Quartals ausgeblieben. Einen Funken Hoffnung sieht Iller darin, dass sich der Abwärtstrend im dritten Quartal verlangsamt habe. Der Lagerbestand der Kunden lasse erwarten, dass die Talfahrt Ende des vierten Quartals langsam enden werde. Eine Normalisierung sei 2020 möglich. Ob dies schon im ersten Quartal beobachtet werden könne, lasse sich nicht sagen.

Massnahmen zur Kostensenkung und Erhaltung der Liquidität würden intensiviert. Operativ konzentriert sich S+B unter anderem auf die Integration von Asco­metal, die Verbesserung der Ertragslage von Finkl Steel in Nordamerika und die Restrukturierung von DEW in Deutschland. Der Bericht zeigt aber, dass es ohne die geplante Kapitalerhöhung nicht geht. Über die Transaktion soll an einer ausserordentlichen Generalversammlung (a. o. GV) am 2. Dezember abgestimmt werden.

Mindestens 325 Mio. Fr. frische Mittel

Der aktuelle Leverage (Nettoschulden zu Ebitda) von 8,2 sei dauerhaft natürlich nicht akzeptabel, sagte Wellhausen. Die Kreditvereinbarungen seien temporär ausgesetzt bis Ende Jahr. So bleibt Zeit, frische Mittel zu generieren.

Weitere Details dazu lieferte S+B am Montag. Der Ausgabepreis wird am Morgen vor der a. o. GV fixiert und 30, 25, 20 oder 15 Rappen pro Aktie betragen, in Abhängigkeit von der Ausübungsquote der Aktionäre und der Nachfrage nach den verbleibenden Aktien. Ziel ist es, mindestens 325 Mio. Fr. aufzunehmen – bei einem Börsenwert von aktuell 222 Mio. Fr. Die von Aktionär Martin Haefner (Anteil 17,5%) kontrollierte BigPoint wird sich mit 325 Mio. Fr. beteiligen. S+B strebt so eine Eigenkapitalquote von mehr als 25% an.

Schon das schwierige Umfeld allein spricht gegen einen Kauf der Aktien. Die Risiken rund um die finanzielle Situation und die Kapitalerhöhung erst recht.

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