Ergebnis des Lichtspezialisten fällt katastrophal aus. 800 Mitarbeiter müssen weg. Immerhin befürwortet die Osram-Führung nun auch den Kauf.
Langsam wochs ma zamm.» Der Titel des österreichischen Liedermachers Wolfgang Ambros war am Dienstag vor der Präsentation der Osram-Zahlen zu hören. «Bei jedem Conference Call läuft Musik, die die Stimmung spiegelt», sagte CEO Olaf Berlien. Denn das Management der Deutschen befürwortet nun offiziell den Kauf durch den Chiphersteller. Beide Unternehmen haben weitreichende Vereinbarungen getroffen. So sollen sie wirklich zusammenwachsen. Berlien spricht am Dienstag gar von einer «Fusion unter Gleichen». Fakt ist: Allein schafft Osram (OSR 40.17 0.05%) es nicht aus der Krise. Die Gewerkschaften sträuben sich weiter. Und für AMS (AMS 44.68 -4.14%) könnte der Zukauf teuer kommen.
Vergangene Woche hat AMS das zweite Angebot für die Aktionäre von Osram lanciert, nachdem das erste Anfang Oktober gescheitert war. 41 € pro Aktie bietet die österreichische Gesellschaft, deren Papiere an der Schweizer Börse kotiert sind. Die Offerte läuft noch bis 5. Dezember. Mindestens 55% der Aktionäre müssen ihre Papiere andienen – wobei AMS bereits 19,99% der Osram-Aktien besitzt, finanziert aus dem Free Cashflow. Wagniskapitalfonds haben ihre rivalisierenden Angebote an die Osram-Aktionäre nicht erhöht, was die Chancen von AMS für ein Gelingen der Übernahme im zweiten Versuch steigert. Bei der Vorlage der Zahlen von Osram wurde allerdings klar, dass sich die Österreicher für eine lahmende Gesellschaft interessieren.
Geschäft bricht ein
Probleme im Autogeschäft sowie in China haben Osram das Ergebnis des im September abgelaufenen Geschäftsjahrs verhagelt. Der Umsatz fiel 13,1% auf 3,4 Mrd. €. Das Ergebnis auf Stufe Ebitda (Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) sackte um gut die Hälfte auf 307 Mio. € ab. Wegen eines Abschreibers auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Automobilzulieferer Continental (CON 129.38 -1.45%) fiel unter dem Strich ein Verlust von 467 Mio. € an, nach einem Gewinn von 141 Mio. im Jahr zuvor. «2019 war sicher eines der herausforderndsten Jahre in unserer jüngeren Geschichte», erklärte Osram-CEO Berlien. AMS wirtschaftet vor allem dank Grosskunde Apple (AAPL 262.2 0.79%) erfolgreicher (vgl. Text rechts).
Die Prognose ist auch mau. «Die Aussichten für unseren wichtigsten Markt, den Automobilmarkt, bleiben herausfordernd», sagt der Osram-Chef. Erst die zweite Jahreshälfte sehe besser aus. Das Umsatzwachstum des Geschäftsjahrs 2019/20 prognostiziert das Management zwischen –3 bis +3%, die Ebitda-Marge soll stagnieren, im besten Fall leicht steigen. Allerdings geht die Osram-Führung hier bereits von einem idealen Szenario aus: ohne harten Brexit, ohne Verschärfung des Handelskonflikts zwischen China und USA, ohne wirtschaftlichen Abschwung und ohne Folgen durch den möglichen Kauf durch AMS.
Klar wird: Osram muss weiter sparen. Gemäss Angaben von IG Metall wird das Unternehmen von 5600 bestehenden Arbeitsplätzen in Deutschland 800 abbauen. Weltweit beschäftigte Osram zuletzt 23 500 Mitarbeiter, fast 3000 weniger als im Jahr zuvor. Die deutsche Gewerkschaft wehrt sich in einer Stellungnahme weiterhin gegen das Angebot von AMS. «Daher wenden wir uns genauso entschieden gegen die Übernahme durch AMS wie gegen dieses Kaputtsparen», erklärte Klaus Abel, Unternehmensbeauftragter der IG Metall für Osram – und Mitglied des Aufsichtsrats des Unternehmens.
Widerstand der Angestellten
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass der Konzernbetriebsrat die deutsche Finanzaufsicht Bafin gerichtlich zwingen will, das Angebot von AMS noch zu untersagen. Der Widerstand von Arbeitnehmerseite deutet darauf hin, dass die am Montagabend unterzeichnete Zusammenschlussvereinbarung zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten in Deutschland weit weniger gut ankommt, als es die Führung von AMS und Osram erwartet haben. Unter anderem sollen demnach deutsche Produktionsstätten von Osram drei Jahre weiter betrieben werden unter Ausschluss von betriebs- und transaktionsbedingten Kündigungen. Die Bezeichnung Osram werde im Firmennamen erhalten bleiben – möglicherweise sogar zulasten des Namens AMS.
Dank des Rückenwinds des Osram-Managements, mangels alternativer Angebote und wegen der Aktienposition von AMS ist ein Gelingen des Osram-Kaufs im zweiten Anlauf wahrscheinlich. Die üblen Zahlen von Osram sowie der Widerstand der Arbeitnehmer lassen aber vermuten, dass die Übernahme kein Selbstläufer wird. AMS-Aktionäre müssen sich also weiter auf volatile Zeiten einstellen. So stagnierten Osram-Aktien am Dienstag zwar; die Papiere von AMS dagegen lagen zeitweise mehr als 5% im Minus.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.