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16:55 Uhr - 03.11.2014

Alpiq fehlt Manövriermasse

Die schwache Ertragskraft schränkt den Spielraum des Stromkonzerns ein. Der Abbau der Nettoverschuldung kommt nicht voran.

Der Herbst hat für Alpiq vor allem weiteren Gegenwind gebracht. Von Januar bis Juni hatte der Elektrizitätskonzern einen mageren Gewinn von 21 Mio. Fr. ausgewiesen – dies ohne Berücksichtigung der Kosten für Hybridkapital. In den Neunmonatszahlen resultierte nun ein Verlust in gleicher Höhe. Zwar ist das dritte Quartal für den Versorger saisonal ein eher schwacher Zeitraum, doch auch Sondereffekte führten zu dem Minus.

Sie hängen mit dem Strukturwandel im Stromsektor, tiefen Grosshandelspreisen und dem Umbau des Geschäfts zusammen. Alpiq will den Anteil der kapitalintensiven Stromproduktion zugunsten von Energiedienstleistungen reduzieren und die Kosten senken. Für das Restrukturierungsprogramm wendete das Unternehmen in den ersten neun Monaten knapp 20 Mio. Fr. auf. Hinzu kamen Kosten von 27 Mio. Fr. für den Rückkauf von Anleihen im Juli. Über die gleichzeitige Platzierung einer neuen Obligation hat Alpiq die Finanzstruktur optimiert.

38 Mio. Fr. für Hybridkapital

Weiterhin zu Buche schlagen allerdings Aufwendungen für Hybridkapital. Der Stromkonzern hatte im Vorjahr  mehr als 1 Mrd. Fr. aufgenommen. «Die Kosten dafür belaufen sich in den ersten neun Monaten auf rund 38 Mio. Fr.», sagte Alpiq-CFO Patrick Mariller. Dieser Posten ist im ausgewiesenen Verlust für die ersten neun Monate nicht berücksichtigt, sondern erst im Verlust pro Aktie.

Insgesamt präsentiert sich der Zahlenkranz schwach. Der Nettoumsatz fiel 15% auf 5967 Mio. Fr., das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) 28% auf 393 Mio. Fr. und das Betriebsergebnis (Ebit) 38% auf 208 Mio. Fr.

Im Gesamtjahr erwartet das Management einen Rückgang des Ebitda gegenüber dem Vorjahr um knapp 30%. Dies ist etwas optimistischer als im Frühjahr, was Alpiq mit erfolgreichen Einsparungen begründete. Zuvor  hatte der Konzern ein Minus von 30 bis 40% in Aussicht gestellt. Ausserordentliche Wertberichtigungen sind jedoch nicht auszuschliessen. «Finanz und Wirtschaft» passt die Schätzung für 2014 an und erwartet  einen Verlust von 2.10 Fr. je Aktie, nach zuvor –0.30 Fr. Angesichts der geringen Visibilität ist Zurückhaltung ratsam.

Verkaufsprozess «läuft»

In puncto Nettoverschuldung trat das Unternehmen zudem auf der Stelle: Alpiq weist per Ende September 1988 Mio. Fr. aus, nach 2050 Mio. Fr. per Ende Dezember des Vorjahres. Angesichts der schwachen Ertragskraft bräuchte es weitere Devestitionen, um einen deutlicheren Schuldenabbau zu stemmen.

Nachdem Alpiq 2013 mehr als 1,6 Mrd. Fr. über den Verkauf von Aktivitäten eingenommen hat, scheint es nun zu haken. Etwa beim geplanten Verkauf des Anteils am Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid. «Der Prozess für den Verkauf der Swissgrid-Aktien läuft weiter. Wir streben eine konstruktive Lösung mit allen Beteiligten an», erklärte der CFO.

Auf dem Posten des Finanzchefs ist die Nachfolge von Patrick Mariller nun geklärt. Thomas Bucher (BUCN 238.9 -2.09%) wird neuer CFO. Der 48-Jährige kommt vom Airlinecaterer Gategroup (GATE 21.5 -0.69%) und startet Anfang April 2015 beim Stromkonzern.

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