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18:30 Uhr - 31.10.2014

Eric Sarasin muss den Hut nehmen

Der letzte Sarasin tritt ab. Rücktritt ohne Rückkommensoption. J. Safra Sarasin geht auf Distanz zur Vergangenheit.

Zwei deutsche Kunden, die alles unternahmen, um Steuern zu sparen, sind Eric Sarasin zum Verhängnis geworden. Weil ihr spitzes Kalkül nicht aufgegangen ist, haben die enttäuschten Investoren gegen ihn in Deutschland ein Strafverfahren eingeleitet. Nun tritt Sarasin von seiner Position als stellvertretender CEO und als Mitglied der Geschäftsleitung der Bank J. Safra Sarasin zurück.

Seinen Humor dürfte Sarasin nötig haben. Wie ein Vertreter der Bank gegenüber der FuW erklärte, werden in diesen Tagen die Austrittsmodalitäten fixiert. «Eric Sarasin weist die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen mit aller Entschiedenheit zurück und möchte sich unbelastet von anderen Verpflichtungen seiner eigenen Verteidigung widmen», teilte die Bank mit.

Bank muss sich schützen

Das Ende seiner langen Sarasin-Karriere folgt nur wenige Tage nachdem auf Antrag der deutschen Strafverfolgungsbehörden Razzien bei der Privatbank J. Safra Sarasin in Zürich und Basel sowie bei mehreren Privatpersonen in der Schweiz stattgefunden haben. Wie der Sarasin-Vertreter ausführte, laufe gegen die Bank selbst kein Verfahren. In deutschen Medien war anderes berichtet worden. Ihnen zufolge geht es im «Fall Sarasin» um Betrugs- und Steuerhinterziehungsverfahren in massivem Umfang. Hintergrund der Untersuchungen seien Ermittlungsverfahren verschiedener deutscher Stellen.

Aggressive Steuervermeidung

Die Bank betonte erneut, sie kooperiere uneingeschränkt in den Ermittlungen. Es handle sich um Altlasten aus der Zeit vor der Übernahme der Bank durch die brasilianische Safra-Gruppe. Sie geht damit auf Distanz zu Sarasin. Im Sommer hatte die Bank noch erklärt, es würden Gerichtsurteile und Steuerexperten die Auffassung stützen, dass die in die Kritik geratenen Fonds mit dem deutschen Steuerrecht zu vereinbaren seien.

Die Bank geht offenbar davon aus, dass Sarasins Verfahren noch Jahre andauern könnte. Gemäss dem Sprecher geht es auch darum, die Funktionsfähigkeit der Bank nicht zu beeinträchtigen.

Die Untersuchungen in Deutschland kreisen offenbar um aggressive Steuersparprodukte, sogenannte Cum-Ex-Geschäfte, die eine Lücke im Steuergesetz nutzten. Offenbar ermöglichten diese Produkte, durch Hin- und Herschieben die Verrechnungssteuern auf Aktien mehrmals zurückzufordern. Die steuerliche Lücke wurde später geschlossen.

Laut früheren Medienberichten haben Carsten Maschmeyer, Gründer der später an die Swiss Life (SLHN 220.4 1.43%) verkauften Finanzvertriebsgesellschaft AWD Holding, und Drogeriekönig Erwin Müller Sarasin im Visier, weil sie falsch beraten worden seien. Juristisch ist es fraglich, ob jemand vor Gericht recht bekommt, weil sein Steuersparziel hinfällig geworden ist. Im Detail wird es darum gehen, wer wann was verkauft hat.

Präsident Handelskammer

Der 56-jährige Sarasin fing mit 28 Jahren bei der Bank Sarasin & Cie an und wurde 1994 Teilhaber. Bevor er im April 2004 das Geschäftsfeld Private Banking Basel, Genf, Lugano übernahm, war er im Schweizer Brokerage für ausländische Institutionen für den Aufbau des institutionellen Marketings und für das Private Banking International der Gruppe verantwortlich.

2004 wurde Sarasin Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Sarasin und 2013 stellvertretender CEO der Bank J. Safra Sarasin. Eric Sarasin ist Präsident der einflussreichen Handelskammer Deutschland-Schweiz und engagiert sich in gemeinnützigen Stiftungen.

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