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06:57 Uhr - 01.07.2016

Amerikanische Wahlen bergen Zündstoff

Im Juli nominieren die US-Regierungsparteien ihre Präsidentschaftskandidaten. Die Ausgangslage verspricht einen heissen Wahlkampf.

Die Finanzmärkte haben die Nachwehen der Brexit-Abstimmung noch nicht verdaut – und bereits wirft das nächste Grossereignis seinen Schatten voraus. In rund vier Monaten wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten. Zur Wahl stellt sich voraussichtlich ein ungleiches Duo: Hillary Clinton und Donald Trump haben in den Vorwahlen die nötigen Stimmen gesammelt, um von ihren Parteien als Kandidaten aufgestellt zu werden.

FuW-Dossier US-Wahlen 2016Am 8. November wird das amerikanische Volk den 45. Präsidenten - und zugleich die erste Präsidentin? - wählen. «Finanz und Wirtschaft» beobachtet den Wahlkampf.Weitere aktuelle Berichte zu den US-Wahlen:

» Das Fed demonstriert Unabhängigkeit
» Bühne frei für den Vizepräsidenten
Die Ausgangslage hat das Potenzial, an den Börsen erneut für Turbulenzen zu sorgen. Zum Risikofaktor für Wallstreet wird insbesondere der unberechenbare Immobilienmagnat Trump.

Nächster Stopp: Parteitag

Das Fazit der beiden dominierenden US-Parteien könnte nach den Vorwahlen kaum unterschiedlicher ausfallen. Bei den Demokraten hat sich Clinton wie erwartet gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders durchgesetzt. Mit Befremden blicken dagegen die Republikaner auf das Resultat: Donald Trump, gestartet als Aussenseiter, hat seine Gegner deutlich abgehängt.

Klares Ergebnis nach den Vorwahlenzoom Quelle: New York Times

Noch sind die beiden Spitzenreiter nicht offiziell nominiert. Besiegelt wird die Ernennung erst am Parteikonvent. Die Republikaner tagen vom 18. bis 21. Juli, die Demokraten entscheiden in der Folgewoche. Auch die Kandidaten für die Vizepräsidentschaft werden dann gewählt. Wer sich zur Wahl stellt, dürfte in den kommenden zwei Wochen bekannt werden.

Die Nominierung von Clinton ist reine Formsache. Auf ihr Konto gehen 2220 gebundene Stimmen – diese Wahlmänner müssen die ehemalige Aussenministerin wählen. Zudem hat sie die Mehrheit der Superdelegierten auf ihrer Seite – sie dürfen frei wählen, sind also ungebunden.

Eher lauwarm ist der Zuspruch der Republikaner für ihren mutmasslichen Kandidaten. Doch die Hoffnungen, dass sich Trump selbst aus dem Rennen um das Weisse Haus kippt, haben sich zerschlagen. Wird nach geltenden Regeln gespielt, führt am streitbaren Milliardär kein Weg vorbei: Mit 1447 gebundenen Stimmen ist ihm die Nominierung sicher. Um Trump doch noch zu verhindern, müsste die Grand Old Party in letzter Minute das Wahlreglement ändern – dieses Szenario ist aber kaum wahrscheinlich.

Das zwingt die Parteistrategen auf Kurs. Reince Priebus, der Vorsitzende des Republican National Committee, unterstützt Trumps Kandidatur. Auch Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses, hat seine unentschiedene Haltung inzwischen aufgegeben und sich für seinen Parteikollegen ausgesprochen.

Countdown zur Wahlzoom

Clinton in Führung

Die Wettbörsen haben sich bereits auf einen Zweikampf zwischen Clinton und Trump eingestellt. Hillary Clinton in der Pole Positionzoom Quelle: PredictItDie Spieler setzen ihr Geld dabei lieber auf die Demokratin: Die Chancen, dass im November erstmals eine Frau gewählt wird, liegen derzeit bei 67%. Trump kommt auf 32%. Auch bei Wählerumfragen führt Clinton, der Vorsprung fällt aber kleiner aus. Gemäss jüngsten Umfragen liegt sie 2 bis 6 Prozentpunkte vor Trump.

Bis November ist noch alles möglich. Die Nervosität an Wallstreet dürfte vor allem dann zunehmen, wenn Trumps Chancen auf die Präsidentschaft steigen. Die Konsequenzen dieser Wahl sind nach wie vor schwer abzuschätzen. Weniger Unklarheit für die Zukunft Amerikas verspricht die Wahl von Clinton.

Für zusätzliche Unsicherheit während der Wahlkampfphase sorgt die US-Notenbank (Fed), die weiterhin zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr anstrebt. Diese Pläne hat sie freilich noch vor der schicksalhaften Abstimmung in Grossbritannien gemacht. Womöglich hat der Brexit den heiklen Entscheid vorweggenommen. Von der anstehenden Präsidentschaftswahl dürfte sich das Fed hingegen kaum beirren lassen.

Weitere aktuelle Berichte zu den US-Wahlen:

» Das Fed demonstriert Unabhängigkeit
» Bühne frei für den Vizepräsidenten

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