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07:10 Uhr - 01.03.2016

Die Schwachpunkte von OC Oerlikon mehren sich

Die Instabilität in der Führung dürfte anhalten, und der konjunkturelle Gegenwind nimmt 2016 zu.

Im Grunde genommen braucht OC Oerlikon (OERL 9.54 -2.65%) jetzt nichts so dringend wie Beständigkeit und eine erfahrene Hand in der Führung. Denn das Unternehmen hat in zwei von drei Sparten mit heftigem konjunkturellem Gegenwind zu kämpfen, was harte und solide Führungsarbeit erfordert.

Doch der Verwaltungsratspräsident, der ehemalige Siemens-Manager Michael Süss, ist erst seit dem vergangenen Frühling im Amt. Und er hat sich nun mit ­Roland Fischer gleich einen neuen CEO geholt – von Siemens (SIE 86.07 0.71%). Dazu muss man wissen, dass die Renova Management, über die der russische Investor Victor Vekselberg seine Gross­beteiligung an Oerlikon (und auch Sulzer (SUN 92.8 -1.49%) sowie weiteren Schweizer Unternehmen) hält, seit eineinhalb Jahren ebenfalls von einem Ex-Siemens-Mann geführt wird, von Peter Löscher (ehemals CEO des deutschen Industrieriesen). Allerdings dürfte sich hier eine Änderung ergeben.

Schon wieder ein neuer CEO

Denn die Siemens-Connection im Vekselberg-Reich scheint schon am Zerfallen. Die «Schweiz am Sonntag» schreibt, Löscher sei von Vekselberg entmachtet worden. Auch andere ­Manager hätten ihre Funktionen abgeben müssen. Vekselberg scheint mit ihrer Leistung unzufrieden. Das bedeutet: Das Personen­karussell dreht sich wohl in allen Vekselberg-kontrollierten Firmen weiter, von Stabilität und sicherer Hand keine Spur.

Renova nimmt dazu keine Stellung. Die drei jetzt angekündigten Abgänge im Oerlikon-Verwaltungsrat – Mary Gresens, Mikhail Lifshitz und Johan van de Stehen haben auf die GV hin den Rücktritt erklärt – dürften aber mit Änderungen bei Renova zusammenhängen.

Der einzige Anker in der Chefetage bleibt Finanzchef Jürg Fedier, der seit über sechs Jahren amtiert und die Finanzen zusammenhält, die bilanziell nach wie vor solide sind. Die für 2015 ausgewiesenen Werte in der Erfolgsrechnung zeigen allerdings deutliche Bremsspuren. Oberflächlich betrachtet hält sich Oerlikon zwar leidlich. Der Umsatz ist mit knapp 2,7 Mrd. Fr. währungsbereinigt unverändert geblieben. Und die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, Amortisationen und ausserordentlichen Kosten (operative Ebitda-Marge) blieb mit 16,9% unverändert. Doch dies ist einzig und allein dem Zukauf des Oberflächenspezialisten Metco im Juni 2014 zu verdanken. Seine Resultate wurden 2014 nur für sieben Monate konsolidiert, 2015 aber für das gesamte Jahr.

Das hat der Division Surface Solutions zu einem Umsatzwachstum von währungsbereinigt 33% verholfen. Organisch dürfte der Zuwachs knapp 5% betragen haben. Allerdings konnte die Ebitda-Marge von 18,8 auf 21,4% gesteigert werden, vor allem dank Synergien.

Während es dem Surface-Solutions-Geschäft ausgezeichnet geht, haben sich die übrigen zwei Divisionen, Manmade Fibers (Umsatz –18%) und Drive Systems (–14%), deutlich verschlechtert. Drive Systems meldet für das vierte Quartal gar einen Verlust (vor Sonderkosten) und Manmade Fibers einen empfindlichen Gewinnrückgang.

Entsprechend sind, wie im November angekündigt, Restrukturierungen eingeleitet worden. Ihre Kosten beziffert Oerlikon auf 111 Mio. Fr. Zudem muss im Drive-Systems-Segment (Getriebe für Bau-, Agrar- und Bergbaumaschinen) eine Wertberichtigung von 476 Mio. Fr. vorgenommen werden, weil dieses Geschäft nicht mehr vollumfänglich werthaltig ist. Unter dem Strich resultiert deshalb ein Konzernverlust von 402 Mio. Fr.

Aktien kein Kauf

Das zeigt: Oerlikon hängt einseitig von der Geschäftsentwicklung im Surface-Solu­tions-Geschäft ab. Zwar soll sich dank der Restrukturierungen die Lage in den zwei anderen Segmenten 2016 stabilisieren. Doch sie werden vorerst kaum wachsen und wohl unterdurchschnittlich rentieren. Kein Wunder, setzt Oerlikon nun (fast) alles auf das Oberflächengeschäft. Hier soll der neue CEO, der in seiner bisherigen Funktion als Leiter Power und Gas von Siemens zu den Kunden von Oerlikon zählte, seine Fähigkeiten einbringen und neue Kunden ansprechen.

Für einen Einstieg in Oerlikon ist es noch zu früh. Der Umsatz wird im laufenden Jahr nochmals rund 10% sinken, und der Gewinn dürfte – vor Sonderpositionen – bestenfalls stagnieren. Zudem lasten die laufenden Wechsel im Verwaltugnsrat und im CEO-Posten auf den Aktien.

Die komplette Historie zu OC Oerlikon finden Sie hier. »

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