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09:30 Uhr - 29.01.2016

Japans Notenbank schwächt den Yen

Nun gelten auch in Japan Negativzinsen. Der direkte Effekt ist schon einmal da: Der Yen wertet sich ab, die Aktien steigen. Doch die Geldpolitik wird wohl auch weiterhin Hoffnungen enttäuschen.

Der Entscheid

Die japanische Zentralbank, die Bank of Japan (BoJ), hat die Märkte überrascht. Kaum jemand hat mit der Einführung von Negativzinsen gerechnet. Bisher war die bevorzuge Stellschraube von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda der Kauf von Anleihen, ein Quantitative Easing, wie es die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank vorgemacht haben. Eine weitere Zinssenkung sei möglich, hiess es von der BoJ.

Der Negativzins von –0,1% (bisher galt ein Zins von 0,1%) gilt für grosse Überschussreserven von Banken bei der Notenbank. Daneben wird es auch Verzinsungen von 0 und 0,1% geben. Analysten von Barclays (BARC 181.45 1.91%) glauben, dass der Negativzins momentan so gut wie keine Reserven treffen wird. Erst für Mitte 2016 erwartet Barclays, dass Banken davon betroffen sein werden.

Überraschend ist die knappe Mehrheit in der BoJ, die für die Negativzinsen gestimmt hat. Kuroda fand nur vier weitere der neun Mitglieder des geldpolitischen Komitees, die ihn unterstützten. Das kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass eine weitere geldpolitische Lockerung auf Widerstand innerhalb der BoJ treffen wird. Die Schlagkraft der Geldpolitik könnte dadurch vermindert sein.

Die Reaktion

Zumindest kurzfristig hat die BoJ gezeigt, dass sie die Märkte euphorisch stimmen kann. Der Aktien-Leitindex Nikkei stieg um 2,6%, zeitweise notierte er 5% höher. Die japanische Währung Yen wertete sich um 1,5% auf 121 Yen/$ ab.

Damit wurde an bisherige Erfolge beim Anheizen des Marktes angeknüpft. Die lockere Geldpolitik hat seit 2012 die japanische Währung gegenüber dem Dollar um 30% abwerten lassen. Der Nikkei hat sich seit damals mehr als verdoppelt. Seit Ende 2014 ist der Trend aber gebrochen. Der Nikkei verliert, der Yen hat sich gegenüber dem Dollar aufgewertet.

Gegen die Aufwertung

Die Aufwertung des Yens gegenüber anderen Währungen ist noch grösser als gegenüber dem Dollar. So hat China seine Währung seit August mehrmals gegen den Dollar abgewertet. Und zum Euro hat sich der Yen von Mitte 2015 bis vergangene Woche um 10% aufgewertet.

Das brachte die Notenbank nun unter Druck. Denn für die BoJ ist die Währung eine der schnellsten und effektivsten Methoden, um die Wirtschaft zu stimulieren und die schwache Inflation anzuheizen. So werden Ausfuhren aus Japan günstiger, was die Exportwirtschaft unterstützt, und Importe werden teurer, was die Preise steigen lässt.

Meilenstein immer wieder verfehlt

Kuroda lässt sich an einer Zahl messen: eine Inflation von 2% zu erreichen. Eine höhere Teuerung soll die Japaner aus ihrer «deflationären Denkweise» befreien, wie es der BoJ-Gouverneur formuliert. So sollen Investitionen der Unternehmen und der Konsum angeregt werden.

Die BoJ verschiebt ihre Prognose, wann dieses Ziel erreicht wird, immer weiter nach hinten. Sie muss also ihr Scheitern eingestehen. Im Oktober 2014 hiess es noch, man werde das «im oder um das Jahr 2015» erreichen. Im April 2015 hiess es, die Inflation komme im Jahr 2016. Nun ist von der ersten Jahreshälfte 2017 die Rede.

Momentan liegt die Teuerung gemessen an den Konsumentenpreisen bei nur 0,2%. Seit Juli 2015 hat sie 0,5% nicht überschritten. Vor April 2015 lag sie über 2%, doch das war auf den Sondereffekt durch die Erhöhung der Umsatzsteuer zurückzuführen.

Bisheriges Programm

Die Bank of Japan gehört zu den geldpolitisch expansivsten Notenbanken der Welt. Zum Bruttoinlandprodukt beträgt die Bilanz der Notenbank über 70%, für die Schweizerische Nationalbank sind es über 90% und für die EZB unter 30%. Es werden nicht nur Anleihen gekauft, sondern auch börsengehandelte Aktienfonds (ETF) und Immobilienfonds. Schon Ende der Neunzigerjahre hat die BoJ ihren Leitzins auf nahe null gesenkt.

Kuroda wird weiterhin versuchen, die expansive Geldpolitik fortzusetzen. Doch es scheint fraglich, ob er die Inflation wirklich beeinflussen kann, wenn der Währungseffekt verpufft ist. Wie die Gegenstimmen im geldpolitischen Komitee zeigen, wachsen auch die Zweifel innerhalb der Notenbank.

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