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14:00 Uhr - 19.01.2016

Komax bereit für den Medtech-Verkauf

Trotz Frankenstärke: Das Unternehmen hat 2015 viel mehr Bestellungen hereingeholt als erwartet. Der Verkauf der Medtech-Sparte ist nun offiziell vorrangig.

Zum ersten Mal seit dem Boomjahr 2007 notierten die Komax-Aktien am Dienstag wieder über 200 Fr. Der Kurssprung von mehr als 6% ist plausibel. Das Unternehmen hatte trotz der Frankenstärke einen überraschend robusten, rund 20% höheren Auftragseingang von 443 Mio. Fr. gemeldet.

Zudem wurde explizit bestätigt, den Verkauf der Medtech-Aktivitäten anzustreben – womit sich Komax (KOMN 203.2 5.45%) wieder auf das angestammte, sehr rentable Geschäft der Kabelverarbeitungsmaschinen  (Wire) konzentrieren würde.

Die im März 2015 angekündigte Überprüfung der strategischen Optionen für Komax Medtech scheint lange gedauert zu haben, ist laut einem Unternehmenssprecher aber «genau im Fahrplan». Derzeit werden Verkaufsverhandlungen mit mehreren industriellen Interessenten geführt. Konkrete Vereinbarungen sind noch keine getroffen worden.

Der Zeitpunkt für eine Trennung der 2005 von Schweiter (SWTQ 823 1.79%) übernommenen Aktivitäten ist günstig. Komax hat den Standort La-Chaux-de-Fonds im vergangenen Jahr restrukturiert und dabei 40 von 150 Arbeitsplätzen abgebaut. Die Sparte bietet Anlagen für die automatische Montage für medizintechnische Hilfsmittel (wie Insulinpumpen) an.

Unberechenbar

Der Bestellungseingang der Sparte hat im Jahresverlauf an Dynamik gewonnen. Per Ende Jahr resultierte ein 45% höherer  Rekordwert von 94,5 Mio. Fr. Im ersten Semester waren es erst 28,4 Mio. gewesen, was die Unberechenbarkeit dieses Geschäfts deutlich zum Ausdruck bringt.

Weil ein Grossteil der Aufträge erst im vierten Quartal konkretisiert wurde, blieb die Auslastung der Kapazitäten allerdings ungenügend. Die Sparte hat 2015 trotz einer Verbesserung im zweiten Halbjahr mit einem Betriebsverlust abgeschlossen, zum fünften Mal in acht Jahren.

Doch im laufenden Jahr müsste Komax Medtech mindestens die Zielgrösse von 5% Betriebsgewinnmarge erreichen und damit die Kapitalkosten verdienen, zumal gemäss Pressemitteilung «wirtschaftlich interessante, längerfristige Projekte» an Land gezogen worden sind.

Ohne Medtech, die ihre Funktion als Risikodiversifikation oft im negativen Sinn erfüllte, wird Komax an Profil gewinnen. Das Mitte der Siebzigerjahre gegründete Unternehmen hat mit innovativen Maschinen zur Kabelverarbeitung vor allem für die Automobilindustrie eine überragende Nischenposition errungen.

Kapitel beendet auch im VR

Gemeinkosten (Overhead) ausgeklammert, erwirtschaftet Komax Wire Betriebsmargen von 18 bis 20%. Im vergangenen Jahr gelang es, den Auftragseingang erneut mit einem zweistelligen Prozentsatz zu steigern, um 15% auf 348 Mio. Fr. Auch wenn die Durchlaufzeiten bis zur Auslieferung weniger lang sind als im Medtech-Geschäft, ist zumindest von einem guten Start ins Jahr auszugehen.

Die Aktien haben sich seit etlichen Jahren klar besser als die Gesamtbörse entwickelt. Die Bewertung ist stattlich geworden. Aufgrund der ausserordentlich guten Marktposition von Wire ist ihnen aber auch in Zukunft eine überdurchschnittliche Performance zuzutrauen.

Das absehbare Ende der letztlich erfolglosen Diversifikationsstrategie geht einher mit einem passenden Rücktritt im Verwaltungsrat. Nach 24 Jahren als CEO, Mitglied und Präsident des Verwaltungsrats verlässt der bald 73-jährige Leo Steiner im Mai das Führungsgremium.

Komax hat keine Alterslimite für Verwaltungsräte. Ersetzt wird Steiner nicht. Für eine einzige Sparte reichen fünf Mitglieder.

Hier finden Sie die komplette Historie zu Komax. »

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