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15:17 Uhr - 05.02.2015

Barriere durchbrochen – Augen zu und durch oder aktiv werden?

Bei grundsätzlicher Erwartung, dass sich der Basiswert erholt, drängt sich die Restrukturierung des Produkts auf.

Der überraschende Mindestkursentscheid der SNB (SNBN 1048 -0.1%) hat den Investoren wieder einmal vor Augen geführt, dass auf den Finanzmärkten grundsätzlich alles möglich ist. Deshalb ist es für einen Anleger in strukturierten Produkten essenziell, sich über sämtliche Szenarien, die während oder am Ende der Laufzeit eintreten können, im Klaren zu sein. Diese Überlegungen sind sowohl isoliert für das einzelne Produkt als auch im Kontext des Gesamtportfolios anzustellen. Wie ein Pilot sollte jeder Investor immer über seine Position(en) Bescheid wissen.

Mit Struki zum Ziel Dieser Artikel ist in der FuW-Sonderbeilage «Strukturierte Produkte» erschienen. In der Beilage finden Sie unter anderem Beiträge zu den folgenden Themen: Gibt’s ein Leben ohne Struki? – Rendite trotz Nullzinsen – Was, wenn die Barriere fällt? – Asymmetrisch ins Glück – Der grosse Plattformenvergleich – Zur Innovation verpflichtet – Nur die Dividende zählt – Anlegerschutz ja, aber anders. Damit jeder Kunde die Chancen und die Risiken verstehen kann, umfasst ein guter Service, ihm jederzeit die Risikoberechnung auf Basis des einzelnen Produkts und des Gesamtportfolios zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören auch – vor allem bei strukturierten Produkten mit mehreren Basiswerten (Worst of) – die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung der Barriere sowie die Berechnung zusätzlicher Parameter wie Delta oder Vega.

Wahl der Barriere essenziell

Grundsätzlich ist es wichtig, sich über die Art und die Höhe der Barriere Gedanken zu machen. Der Anleger muss sich gut überlegen, ob das Produkt zur individuellen Strategie und zum Gesamtportfolio passt. Da bei einer Verletzung der Barriere der bedingte Kapitalschutz auf einen Schlag verloren geht, ist er danach unmittelbar dem Aktienrisiko ausgesetzt. Aus diesem Grund sollte er nur Basiswerte wählen, die auch für ein Direktengagement in Frage kommen.

Gerade in einem Marktumfeld grösserer Volatilität, wie es gegenwärtig der Fall ist, muss sich jeder Investor früher oder später mit einer Verletzung der Barriere auseinandersetzen. Doch was soll man tun, wenn der bedingte Kapitalschutz nicht mehr gewährleistet ist? Aussitzen, verkaufen oder restrukturieren?

Restrukturierung gibt Zeit

Erwartet der Anleger grundsätzlich eine Erholung der Basiswerte, drängt sich die Restrukturierung des Produkts auf. Sie verschafft ihm mehr Zeit sowie die Möglichkeit, 100% des investierten Kapitals zurückzuerhalten. Das neue Produkt wird mit einer längeren Laufzeit und einer Barriere per Verfall ausgestaltet und zum gleichen Preis emittiert, wie das zu restrukturierende Instrument verkauft respektive gerollt werden konnte.

Weil der Kapitalschutz an erster Stelle steht, wird der Coupon auf ein Minimum reduziert. Zusammen mit der gestiegenen Volatilität ist ein restrukturiertes Produkt, bei dem ökonomisch gesehen der Put tief im Geld geschrieben wird, ohne zusätzliches Engagement des Anlegers zu finanzieren. Der Vorteil besteht in einem wiederhergestellten Kapitalschutz bei einer etwas längeren Laufzeit. Sollte bei Verfall der Basiswert dennoch unter der Barriere notieren, wird der Investor dem gleichen Risiko ausgesetzt, das er beim ursprünglichen Produkt eingegangen ist.

Bei einer mittelfristig negativen Erwartung für den Basiswert sollte der Verlust realisiert und die Position verkauft werden. Aussitzen oder eventuell mehrfaches Rollen machen in diesem Fall keinen Sinn.

Erwartet der Anleger auf kurze Frist eine sehr positive Entwicklung des Sektors oder der Aktie,  sollte er die Position behalten. Da das bestehende, «alte» Produkt ein höheres Delta (Wertveränderung, wenn sich der Basiswert bewegt) als ein «neues», restrukturiertes hat, schlägt sich eine Erholung des Basiswerts schnell im Preis des Barriere Reverse Convertible nieder.

Einen Put (vereinfacht gesprochen) tief im Geld zu schreiben, ist keine neue Errungenschaft. Trotzdem hat diese Art der Restrukturierung, vor allem in der schwierigen Börsenphase nach 2008, vielen Investoren ermöglicht, 100% des eingesetzten Kapitals zurückzuerhalten. Gerade in der gegenwärtig turbulenten und unsicheren Zeit bieten sich viele Positionen geradezu für eine Restrukturierung an.

Zusammenfassend ist festzuhalten: Kennt der Anleger alle möglichen Szenarien seiner Positionen und die Wahrscheinlichkeit einer Barriereverletzung, fällt es ihm leichter, die richtigen Massnahmen zu treffen: sei es, einen Verlust zu realisieren oder ein Produkt mit einer Deep-in-the-Money-Struktur zu rollen, um sich Zeit und die Möglichkeit einer Erholung zu verschaffen. Alles ist richtig, wenn es nur gut durchdacht ist.

 

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