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13:35 Uhr - 19.10.2015

Actelion: Ablösung von Tracleer steht im Fokus

Das Biotech-Unternehmen steht vor der Ablösung seines Kernprodukts Tracleer durch das neue Opsumit. Die Chancen sind gut, dass sie erfolgreich über die Bühne geht. Anhaltspunkte werden die Neunmonatszahlen am Dienstag geben.

Actelion (ATLN 123.8 -0.48%) veröffentlicht am Dienstag die Neunmonatszahlen. Dabei wird von Interesse sein, wie sich der Nachfolger des kurz vor dem Patentablauf stehenden Präparats Tracleer gegen Bluthochdruck in der Lungenarterie (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH) verkauft. Opsumit, so heisst das Ende 2013 im Markt lancierte neue Präparat, muss so rasch wie möglich den wegfallenden Erlös von Tracleer ersetzen. Ende 2015 verliert der alte Wirkstoff das Patent im wichtigsten Markt, in den USA. Erste Generika werden für Juli 2016 erwartet.

Ob die Ablösung gelingt, wird sich erst in den kommenden Jahren weisen. Die bis anhin erreichten Verkaufszahlen zeigen jedoch, dass Opsumit durchaus Beliebtheit bei den verschreibenden Ärzten und ihren Patienten geniesst. Zumindest kann das Medikament bis heute den wegfallenden Erlös von Tracleer überkompensieren. Der Rückgang bei Tracleer ist darauf zurückzuführen, dass Actelion schon heute Patienten unterstützt, die zum Umstieg auf Opsumit bereit sind. Zudem gewinnt Konkurrent Gilead (GILD 102.83 1.17%) aus den USA mit seinem PAH-Präparat Letairis Marktanteile.

Zielvorgabe für 2015 bleibt realistisch

Alles in allem dürfte die Gesellschaft somit auch in den ersten neun Monaten an Umsatz und Gewinn zugelegt haben. Fällt das Resultat tatsächlich entsprechend den Schätzungen der Analysten aus, wird sie einen gegenüber der Vorjahresperiode 1,1% höheren Umsatz von 1,5 Mrd. Fr. und einen 1,9% geringeren Kerngewinn (um gewisse Sondereffekte bereinigten Gewinn) von 618 Mio. Fr. erzielen. Das ist zwar nicht gerade berauschend. Allerdings hat Actelion im Vorjahresergebnis Rückstellungen auf Rabattzahlungen an die staatliche US-Staatskrankenkasse Medicaid von 74 Mio. Fr. beim Umsatz und von 67 Mio. Fr. beim Kerngewinn aufgelöst. Bereinigt um diesen Sonderposten, würde sie nach den Schätzungen beim Erlös ein Plus von 6,4% und beim Gewinn von 9,8% ausweisen.

Damit scheint die vom Unternehmen herausgegebene Zielvorgabe angesichts des Kursrückgangs des Euros und des japanischen Yens im Vergleich zum Vorjahr nach wie vor realistisch. Die Schweizer verdienen rund 30% ihres Umsatzes in Europa und rund 10% in Japan. Fürs Gesamtjahr rechnet Actelion zu konstanten Wechselkursen mit einem Gewinnwachstum zwischen 15 und 19%.

Uptravi und Übernahmen abseits der Zahlen im Mittelpunkt

Abseits der Zahlen erhoffen sich Anleger weitere Aussagen zur Zulassung des mit grossen Hoffnungen verbundenen dritten PAH-Medikaments mit dem Markennamen Uptravi. Während Analysten Opsumit primär Ersatzfunktion für den wegfallenden Umsatz von Tracleer zuschreiben, könnte Uptravi bei Markteintritt für weiteres Wachstum bei Actelion sorgen. Das Arzneimittel zielt auf eine andere Patientengruppe als Opsumit und Tracleer und muss sich deshalb auch nicht mit dem PAH-Wirkstoff Letairis von Gilead messen.

Weiter im Fokus stehen dürfte, wie die bestätigten Gespräche mit dem US-Biotech-Unternehmen ZS Pharma laufen. Auch wenn Actelion bisher nie von einer potenziellen Übernahme gesprochen hat, dürfte sie genau daran interessiert sein. Gemäss Medienberichten haben die Schweizer für ZS Pharma rund 2,5 Mrd. $ geboten. Actelion wird nach Schätzung von Barclays (BARC 252.9 0.7%) und der Deutschen Bank trotz einem Aktienrückkaufprogramm per Ende Jahr eine Nettoliquidität von rund 1 Mrd. Fr. ausweisen. Geld, das angesichts des Niedrigzinsumfelds wenig Rendite erwirtschaftet.

Actelion muss Pipeline auffüllen

Interessiert sein dürfte Actelion am Wirkstoff ZS-9 gegen Hyperkalämie, den ZS Pharma der US-Gesundheitsbehörde FDA im Mai zur Zulassung beantragt hat. Noch ist die Pipeline von Actelion zwar nicht leer. Abseits der PAH-Medikamente gibt es weiterhin Wachstumspotenzial. Derzeit wird unter anderem ein Präparat zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) in einer zulassungsrelevanten Studie der Phase III getestet. Der Markt für Medikamente zur Behandlung von MS ist allerdings umkämpft. Die Risiken eines Misserfolgs sind daher erhöht, und abseits von Multipler Sklerose monieren einige Analysten wenig Potenzial.

Der Zukauf von Unternehmen mit pfannenfertigen Wirkstoffen könnte deshalb eine weitere rasch wirksame Option für zusätzliches Wachstum darstellen. Möglich wäre jedoch auch, dass sich Actelion so für übernahmefreudige Konkurrenten weniger attraktiv machen will. Immer wieder machen Gerüchte die Runde, dass Gilead ihr PAH-Portfolio durch die Akquisition von Actelion erweitern möchte.

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