Die Londoner Sand Grove will Kapital aus der geplanten Übernahme des deutschen Konzerns durch AMS schlagen.
Wechsel im Osram-Aktionariat: Der britische Hedge Fund Sand Grove Capital Management sei mit 5,75% der Aktien eingestiegen, schreibt der Münchner Lichttechnikkonzern. Die Londoner bezeichnen ihre Strategie als «Ereignis-orientiert». Sie spekulieren darauf, Kapital aus Übernahmeversuchen anderer Marktteilnehmer und ähnlichen Gelegenheiten zu schlagen.
Jetzt ist AMS (AMS 45 2.04%) in den Fokus geraten. Der in der Schweiz kotierte österreichische Chip- und Sensorhersteller versucht im zweiten Anlauf, sich Osram einzuverleiben. Er bietet weiterhin 41 € je Aktie. Ein erster Versuch war Anfang Oktober gescheitert. Die Beteiligungsgesellschaften Bain und Advent hatten einen höheren Kaufpreis für Osram (OSR 40.18 0.45%) in Aussicht gestellt. Angesichts der hohen Beteiligung von AMS haben die Amerikaner aber kein Interesse mehr an einer Übernahme: 20% der Anteile halten die Österreicher bereits.
Sand Grove wettet wohl darauf, dass ein neuerliches AMS-Angebot von der deutschen Finanzaufsicht Bafin genehmigt wird. Dann könnte der Fonds zu den von den Österreichern gebotenen 41 € je Osram-Titel andienen. Bei einem gegenwärtigen Kurs von 40.11 € winken damit fast 90 Cent pro Aktie oder 2,2% Rendite – bei circa 5,6 Mio. Titeln, welche die Gesellschaft nun hält, ein lukratives Geschäft.
Die Londoner haben Erfahrung mit solchen Deals: Im zweiten Quartal kauften sie für rund 50 Mio. $ eine namhafte Position am US-Softwareunternehmen Tableau, nachdem der Cloud-Spezialist Salesforce Kaufinteresse am Konzern aus Seattle kundgetan hatte. Mittlerweile ist die Transaktion durch. Welchen Profit Sand Grove damit erzielt hat, ist nicht bekannt. Die Gesellschaft wies keinen Kaufpreis aus. Laut Offenlegungen wettete sie allein 2019 auf neun solche Transaktionen.
Die Bafin entscheidet wohl Anfang November über die Freigabe des Übernahmeangebots von AMS. Denn um die Wartefrist von zwölf Monaten nach einem gescheiterten Übernahmeversuch zu umgehen, die nach deutschem Recht vorgeschrieben ist, haben die Österreicher eine Tochter gegründet. Die Entscheidung über die rund 4,5 Mrd. schwere Offerte werde kommende Woche erwartet, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Angebotsfrist beginnt, sobald die behördliche Genehmigung vorliegt.
Bewilligt die Bafin eine Neuauflage nicht, dürfte eine Übernahme durch AMS zumindest vorläufig vom Tisch sein. Dann verpufft wohl auch der positive Effekt, den die Osram-Titel seit den ersten Gerüchten rund um den Deal erlebt haben: Seit dem Tief bei rund 25 € Anfang Juni haben sie sich deutlich verteuert. Unklar ist derzeit, ob Finanzinvestoren nochmals eine Offerte vorlegen, sollten die Österreicher abermals scheitern. Dann wäre das Abwärtsrisiko der Aktien begrenzt. Trotzdem: Osram-Aktionäre sollten mangels Alternative ihre Papiere andienen.
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