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12:58 Uhr - 16.09.2015

Japans Kreditwürdigkeit von S&P herabgestuft

Die Wirtschaftspolitik des Premierministers Shinzo Abe kann den wirtschaftlichen Verfall nicht aufhalten. Das glaubt die Ratingagentur Standard & Poor's.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) beurteilt Japan nur noch mit der Kreditnote A+, eine Stufe unter dem bisherigen Rating AA-. «Die Wahrscheinlichkeit, dass die wirtschaftliche Erholung Japans stark genug ist, um die Kreditwürdigkeit des Staates zu stützen, ist kleiner geworden», erklärt S&P in einer Pressemitteilung.

Die S&P-Analysten verweisen darauf, dass von 2011 bis 2014 das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Japaner von 47‘000 auf 36‘000 $ pro Jahr gesunken ist. Die Wirtschaftsstrategie der Regierung – nach Premierminister Shinzo Abe «Abenomics» benannt – sei anfänglich verheissungsvoll gewesen. Doch nun sei man der Überzeugung, dass Abenomics «die wirtschaftliche Verschlechterung in den nächsten zwei oder drei Jahren nicht umkehren kann».

Weltweit höchste Staatsverschuldung

Belastend für Japans Rating ist besonders die hohe Staatsverschuldung. Laut Zahlen des Internationalen Währungsfonds betragen die Bruttoschulden des japanischen Staats fast 240% des Bruttoinlandprodukts. Kein anderes Land hat eine so hohe Schuldenquote. Netto betragen die Schulden laut S&P dieses Jahr noch 128% des BIP, werden aber bis 2018 auf 135% steigen.

Besonders die alternde Bevölkerung wird sich in steigenden Staatsausgaben niederschlagen. Das Durchschnittsalter der Japaner beträgt 46 Jahre, ein Viertel der Bevölkerung ist schon 65 Jahre und älter.

Bank of Japan hält Zinsen niedrig

Die Ratingagentur verweist darauf, dass die Anleihenkäufe der japanischen Notenbank die Zinsen für die Regierung noch niedrig halten. Die Bank of Japan besitzt nun 30% aller japanischen Staatsanleihen. Falls die Zinsen aber steigen sollten, würde das grossen Druck auf den Staatshaushalt ausüben. Der japanische Staat hat laut S&P weltweit den höchsten Anteil der Schulden, die bald refinanziert werden müssen.

Positiv für die Kreditwürdigkeit beurteilt S&P die Stärke der japanischen Verwaltung, die glaubwürdigen Institutionen und die Ordnung der japanischen Gesellschaft. Ausserdem unterstützt das hohe Auslandsvermögen des japanischen Privatsektors das Rating. Dieses Vermögen steigt weiter an. «Die Leistungsbilanz weist trotz der durch die Alterung sinkenden Sparquote weiter einen Überschuss aus», erklärt S&P.

Märkte reagieren kaum

Die anderen Ratingagenturen haben schon vor dem Downgrade durch S&P die Kreditwürdigkeit Japans gesenkt. Moody’s senkte im Dezember 2014 das Rating auf A1 (äquivalent zu A+). Fitch stufte Japan im April dieses Jahr von A+ auf A ab.

An den Finanzmärkten bliebt es nach dem Downgrade ruhig. Die japanische Währung tendiert nur leicht schwächer und notierte am Mittag bei 120,46 Yen je $. Die Zinsen blieben unverändert und auch die Futures auf den Aktienmarkt Nikkei 225 (Nikkei 225 18171.6 0.81%) reagierten kaum.

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