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12:55 Uhr - 21.05.2021

Richemont brilliert dank zwei Marken

Der Luxusgüterkonzern weist im Geschäftsjahr 2020/21 einen tieferen Umsatz aus, kann den Gewinn aber markant steigern.

War da eine Krise? Die Jahreszahlen, die Richemont (CFR 99.62 +5.26%) am Freitag präsentiert hat, lassen dies auf den ersten Blick nicht erahnen. Zwar umfasst das verschobene Geschäftsjahr des Genfer Luxusgüterkonzerns sowohl den Ausbruch der Pandemie im vergangenen März wie auch die Lockerungsphase in diesem Jahr. Unter dem Strich kommt er jedoch gestärkt aus der Krisenzeit hervor.

Es ist bemerkenswert, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nur 8% auf 13,1 Mrd. € abgenommen hat. Andere Luxushäuser, die per Ende Dezember abschlossen, hatten deutlich höhere Einbussen erlitten. Bei LVMH (MC 632.65 +1.22%) ging der Umsatz 17% zurück, bei Kering 18% und bei Swatch Group (UHR 301.20 +0.84%) gar 32%. Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, wie stark der Aufschwung im ersten Quartal für das Luxussegment war.

Noch besser sieht die Lage für Richemont beim Gewinn aus. Statt einen Rückgang rapportierte das Unternehmen ein Plus von 38%. Allerdings waren darin Einmaleffekte enthalten, wie Bewertungskorrekturen für Finanzinstrumente. Ohne diesen Sondereinfluss hätte sich der Überschuss leicht zurückgebildet. Den Aktionären wird eine Dividende von 2 Fr. vorgeschlagen, doppelt so viel wie im Vorjahr. Für das laufende Geschäftsjahr erhöht FuW die Gewinnprognose um 15% auf 2.90 Fr. je Titel.

Zwischenzeitlich über 100 Fr.

Die Aktien reagierten auf das Ergebnis positiv und stiegen erstmalig zwischenzeitlich über 100 Fr. Für Zuversicht unter den Anlegern sorgte unter anderem die Bemerkung von VR-Präsident Johann Rupert, dass sich die positive Entwicklung im ersten Quartal nun auf allen Ebenen beschleunigen würde. Übersetzt heisst das, dass Richemont für die kommenden Monate auch im Uhrensegment eine signifikante Verbesserung erwartet.

Dieser Bereich ist vor allem in Europa überdurchschnittlich vom Tourismus abhängig. Richemont hatte besonders stark darauf gesetzt, indem sie 2018 eine Beteiligung an der Duty-Free-Kette Dufry (DUFN 54.62 -0.84%) eingegangen ist. Sobald das Reisen wieder einfacher wird, dürfte der Uhrenbereich erstmals seit Jahren wieder Wachstum verzeichnen. Die letzten Jahre waren bei Richemont von einer Restrukturierung im Uhrenbereich geprägt gewesen.

Umso mehr stützt sich der Luxuskonzern auf seinen Selbstläufer ab, die Schmucksparte. Allen voran Cartier bleibt die Cashcow von Richemont, aber auch Van Cleef & Arpels hielt sich stark. Trotz eines schwierigen ersten Halbjahres wuchs dieses Segment beim Umsatz 3% und beim Gewinn gar 11%. Damit liegt die operative Marge wieder knapp über 30%. Zudem hat sich einmal mehr gezeigt, dass Schmuck deutlich krisenresistenter ist als Uhren.

Mit der jüngsten Entwicklung wird das Schmucksegment für Richemont noch bedeutender. Aktuell ist es für 56% des Umsatzes verantwortlich. Zudem wird mit Schmuck ein höherer Gewinn erzielt als auf Konzernstufe. Das liegt daran, dass andere Bereiche wie die Onlinesparte oder übrige Aktivitäten wie Lederwaren und Mode derzeit Verlust schreiben.

Absage an Kering-Deal

Ebenso setzt sich die Konzentration des Geschäfts auf Asien und im Speziellen China fort. Dank des starken Wachstums in dieser Region über die vergangenen Monate ist ihr Umsatzanteil allein in einem Jahr von 35 auf 45% gestiegen. Auch wenn temporäre Effekte diesen steilen Anstieg unterstützt haben, bleibt Asien für Luxusanbieter der wichtigste Zukunftsmarkt. Das zeigt sich auch daran, dass Richemont mit Alibaba (BABA 216.99 +2.09%) und der Luxus-Onlineplattform Farfetch (FTCH 39.94 +2.33%) ein Joint Venture eingegangen ist, um den E-Commerce in China zu stärken.

VR-Präsident Rupert ergriff im Call mit Journalisten die Gelegenheit, um die jüngsten Gerüchte über ein Zusammengehen mit dem französischen Konkurrenten Kering aus der Welt zu schaffen. «Es gab immer wieder Gespräche im Bereich von Kooperationen», sagte er. Eine Fusion oder gar eine Übernahme sei kein Thema. «Unsere Aufgabe ist es, Marken zu finden, von denen wir überzeugt sind, und sie über die Jahre zu entwickeln», so Rupert.

Die Aktien setzen mit ihrer positiven Reaktion auf die Zahlen ihre Aufwärtsbewegung fort. In den letzten zwölf Monaten haben sie 90% zugelegt, seit Anfang Jahr rund ein Viertel. Es wäre deshalb nicht mehr als gesund, wenn sie nach den positiven News in den nächsten Wochen den Anstieg etwas konsolidieren würden. Mittelfristig bleiben sie aber ein Kauf. Allein die Tatsache, dass Richemont im Umfeld der grössten Krise 1 Mrd. € Cashflow erzielen konnte, ist bereits ein Grund einzusteigen.

Die komplette Historie zu Richemont finden Sie hier. »

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