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12:00 Uhr - 30.04.2021

Swiss Re ist wieder auf der Gewinnerstrasse

Der Versicherer verlangt von Kunden höhere Tarife und vermag so weitere Sonderlasten wegzustecken. Doch das Chancen-Gefahren-Profil bleibt komplex.

Eine Drittelmilliarde Überschuss ist es geworden. Viel mehr Quartalsgewinn wäre für Swiss Re (SREN 85.76 +3.98%) drin gewesen, hätte der Versicherer nicht hohe Sonderzahlungen leisten müssen. «Ansonsten ist das Quartalsresultat nämlich unser bestes in fünf Jahren», sagte Finanzchef John Dacey an der telefonischen Quartalskonferenz.

Ausserordentlich gekostet haben die gestiegenen Todesfälle wegen Covid-Erkrankungen. Sie lösten auf Verträgen mit Versicherungsunternehmen, hauptsächlich in den USA und Grossbritannien, grosse Sterblichkeitsleistungen aus. Nicht budgetiert hatte das Management zudem das ungewohnt heftige Winterwetter in den US-Südstaaten. Es verursachte, besonders in Texas, massive versicherte Sachschäden.

Schadenversicherung ist saniert

Doch das ist ein Teil des Geschäfts von Swiss Re, profiliert sich der Konzern doch damit, führende Trägerin von Spitzenrisiken der Versicherungsbranche zu sein. Das Management passte nach dem zurückliegenden Verlustjahr die Bedingungen neu abgeschlossener Policen an. Die Tarife sind angehoben und die Zahlungsbedingungen restriktiver definiert worden. «Das kompensiert die gestiegenen Risiken von Schadenversicherungen», betont Dacey. Die Quartalseinnahmen stiegen 6,5% auf 10,1 Mrd. $.

Zum kräftigeren Ergebnis beigetragen hat das Anlageergebnis. Swiss Re investiert Prämien- und Kundengelder von mehr als 100 Mrd. $ bis zur Fälligkeit von Verpflichtungen an den Finanzmärkten. Von Januar bis März resultierte eine Anlagerendite von 3,5%, wozu gemäss Dacey ausser dem laufenden Ertrag auch Aktiengewinne beitrugen.

Renditeziel weiterhin verpasst

Der Quartalsgewinn von 333 Mio. $ ergibt bezogen auf die 27 Mrd. $ Eigenmittel eine annualisierte Eigenkapitalrendite von 5%. Das ist okay, denn Swiss Re platziert sich so zwischen den Vergleichswerten der Wettbewerber Münchener Rück (MUV2 240.75 +0.17%) (rund 8% Eigenkapitalrendite) und Scor (3%). Doch ihr selbstgestecktes Renditeziel von 9% verpasst sie noch deutlich.

Die Massnahmen des Managements zur Sanierung der Schadenversicherung haben angeschlagen. Aber es müssen weitere Verbesserungen gelingen. Die Gewinnschätzungen der Finanzanalysten – und auch die von «Finanz und Wirtschaft» – für das gesamte Jahr stehen auf mindestens 2 Mrd. $. Bei diesem günstigen Szenario handeln die Aktien zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13, was dem Branchenschnitt entspricht.

Argumente gegen die Aktien

Doch das Chancen-Gefahren-Profil ist komplex. Die Klimaveränderung provoziert womöglich zusätzliche schwere Naturereignisse, die Pandemie könnte wegen Mutationen des Virus oder Auftreten von Impfresistenzen erneut aufflackern, und der weltweit steigende Strom digitaler Daten macht Länder, Unternehmen und Private anfällig für Störungen oder Missbrauch durch Cyberkriminelle.

Eine Häufung ungünstiger Ereignisse im weiteren Jahresverlauf könnte die Finanzlage von Swiss Re erneut zerzausen. Vorsicht bleibt angebracht. «Finanz und Wirtschaft» rät vom Aktienkauf ab. Nicht etwa weil Swiss Re schlecht geführt wäre, sondern weil Geschäftsmodell und Ergebnis inhärent volatil sind. Andere Vertreter des Versicherungssegments, besonders Münchener Rück sowie Zurich Insurance (ZURN 375.90 -0.08%) bieten den Investoren mehr Berechenbarkeit.

 

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