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10:20 Uhr - 18.08.2015

Swisscom: Keine Überraschungen, bitte

Das Zwischenergebnis der Nummer eins im Schweizer Telecom-Markt sollte sich etwa auf Vorjahresniveau bewegen. Alles andere wäre eine Enttäuschung.

Wer Swisscom-Aktien im Depot hält, verspricht sich zwei Dinge: Stabilität und eine saftige Dividende. Die Vorzeichen stehen gut, dass Swisscom (SCMN 561 0.09%) auch dieses Jahr beide Versprechen einlösen wird. Stabilität ist dadurch gegeben, dass Swisscom als Ex-Monopolistin per Ende 2014 zwei Drittel des Mobilfunk- und Internetbreitbandgeschäfts in der Schweiz kontrolliert. Kehrseite der Medaille: Substanzielles Umsatzwachstum im inländischen Kerngeschäft ist kaum möglich. Dafür belohnt Swisscom Investoren dank stabiler Cashflows mit einer seit Jahren verlässlichen, hohen Dividendenausschüttung.

Im ersten Semester dürfte sich der Swisscom-Umsatz wie im Vorjahr um 5,7 Mrd. Fr. bewegen. Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda und das Betriebsergebnis könnten sich minim zurückbilden. Gemäss AWP-Konsens wird ein Gewinn von 770 Mio. Fr. (im VJ: 806 Mio.) erwartet. Swisscom hat sich für das Gesamtjahr einen Umsatz von 11,4 Mrd. Fr. und einen Ebitda von 4,2 Mrd. Fr. zum Ziel gesetzt – bei einem paritätischen Franken-Euro-Wechselkurs. Sollte dieses Ziel erreicht werden, winkt Aktionären eine Dividendenausschüttung von 22 Fr. pro Aktie. Das ergibt zum aktuellen Kurs eine Rendite von knapp 4%.

Schützenhilfe dank stärkerem Euro

Im ersten Quartal musste Swisscom wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses einen um 6% rückläufigen Gewinn verzeichnen. Eine kleine Enttäuschung für das Bollwerk an Stabilität. Das Währungsverhältnis ist besonders für die italienische Breitband-Tochter Fastweb relevant, die im Vorquartal – operativ, also in Lokalwährungen –  Umsatz (+8,3%)  wie Ebitda (+11,1% ) deutlich steigern konnte.

CFO Mario Rossi sagte damals anlässlich der Präsentation der Q1-Zahlen, dass eine Variation des Euro-Franken-Wechselkurses von 5 Rappen auf das Jahr gesehen den Umsatz um 100 Mio. Fr., den Ebitda um 25 Mio. gegenüber der Prognose verbessern oder verschlechtern würde. Aktuell notiert das Verhältnis des Währungspaars bei 1,08. Sollte der Euro zum Franken weiter erstarken oder etwa auf diesem Niveau verharren, könnte das Swisscom-Ergebnis für das Gesamtjahr etwas profitieren.

Risiken des Strukturwandels

Trotz massivem Strukturwandel im Telecom-Sector durch den Einzug von kostenlosen Konkurrenzdienstleistungen wie WhatsApp (Konkurrenz für SMS), Skype oder Hangout (Internet-Telefonie), hat es Swisscom gut verstanden, die Marge zu stabilisieren und neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Musterbeispiel: Der erfolgreiche Aufbau des digitalen TV-Geschäfts. Mittlerweile hat mehr als jeder vierte Digital-TV-Konsument in der Schweiz ein Swisscom-Abo. Aufschlussreich wird sein, ob Swisscom in diesem strategisch wichtigen Bereich das Kräfteverhältnis gegenüber Hauptkonkurrentin UPC Cablecom (31% Marktanteil) weiter zu ihren Gunsten hat verschieben können.

Über dem wichtigen TV-Geschäft hängt seit Ende Juli jedoch eine dunkle Wolke. Die Wettbewerbskommission droht Swisscom mit einer Busse von 143 Mio. Fr. im Konflikt mit kleineren Kabelbetreibern über die Vermarktung von Sportinhalten. Noch ist offen, ob Swisscom für diese angedrohte Busse Rückstellungen gebildet hat. Positiv könnte sich der Verkauf der Publigroupe-Liegenschaft am Zürcher Central niederschlagen. Wenn das Geschäft im zweiten Quartal abgewickelt werden kann, ist ein bedeutender, jedoch einmaliger Millionenbeitrag zu erwarten.

Erhöhte Marktdynamik

Aufmerksamkeit verdient auch die Entwicklung im Schweizer Privatkundengeschäft, sie könnte durch neue Tarifangebote im Mobilfunk-Markt (Lancierung «Salt») an Dynamik zulegen. Margendruck oder eine grössere Verschiebung im Markt ist aber unwahrscheinlich. Der neue Eigentümer von Salt (ehemals Orange) scheint sich bis anhin nicht auf einen Preiskampf einlassen zu wollen.

Im Internetgeschäft sind  erste Zahlen des günstigen Glasfaserangebots Wingo, das im April lanciert wurde, zu erwarten. Die Konkurrenz UPC Cablecom und Sunrise (SRCG 71.95 -1.03%) konnte in diesem Geschäftsbereich zulegen. Weiter von Interesse werden die finanziellen Erwartungen für das am Montag angekündigte Joint Venture mit Ringier und der SRG in der digitalen Werbevermarktung sein. Ziel der gemeinsamen Vermarktungsfirma ist es, «eine starke Schweizer Alternative» den globalen digitalen Werbeplattformen Google (GOOGL 694.11 0.69%) und Facebook (FB 93.93 -0.52%) entgegenzustellen.

Solider Ausblick

Es gibt wenig Zweifel, dass Swisscom die Erwartungswerte für das Semester erreichen wird. «Keine Überraschungen», lautet das Mantra seitens Finanzanalysten. Sollte das Jahresziel bestätigt werden, haben Investoren die Dividendenauszahlung von 22 Fr. wohl auf sicher. Eine Steigerung der Dividende ist jedoch eher unwahrscheinlich. Gemäss Aussagen des CFO gegenüber «Finanz und Wirtschaft» im April stehen hohe Investitionen in das Netz an. Für das laufende Jahr soll ein gesamtes Investitionsvolumen von 2,3 Mrd. Fr. eingesetzt werden.

Die komplette Historie zu Swisscom finden Sie hier. »

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