Das Wachstum der Online-Bank soll trotz volatilen Märkten weitergehen. Die Aktien bleiben kaufenswert.
Schon bei Publikation der positiven Gewinnwarnung am 17. Januar war bekannt, dass Swissquote (SQN 173.80 +7.28%) 2021 ein Rekordjahr hingelegt hatte. Das am Donnerstag publizierte Zahlenset birgt deshalb kaum Überraschungen ausser den neu gesetzten Jahres- und Mittelfristzielen: Swissquote-CEO Marc Bürki geht davon aus, im laufenden Geschäftsjahr das Rekordergebnis von 2021 wiederholen zu können – und das trotz den aktuellen Marktturbulenzen und dem anspruchsvollen Makroumfeld.
So sollen Ende Jahr ein praktisch unveränderter Nettoertrag von 475 Mio. Fr. und ein Vorsteuergewinn von 225 Mio. Fr. in den Büchern stehen. Die Online-Bank geht davon aus, dass ihr dynamisches Wachstum das schwierige Marktumfeld kompensieren kann. Die Aktien jedenfalls haben in diesem Umfeld jüngst deutlich gelitten. Dank der hohen Profitabilität und der verbesserten Kapitalausstattung sieht sich Swissquote zudem veranlasst, die Dividende von 1.50 Fr. auf 2.20 Fr. anzuheben.
Krypto-Boost
Bei Swissquote ist aber nicht die Dividende, sondern das Wachstum reizvoll. Im abgelaufenen Jahr erhöhte sich der Konzernertrag 49% auf 479,6 Mio. Fr. Insbesondere der Ertrag aus dem Handel mit Kryptowährungen sorgte für einen ausserordentlichen Boost. Dieser hat sich in der Betrachtungsperiode auf 102,1 Mio. Fr. mehr als verfünffacht. Am meisten nimmt Swissquote aber noch immer mit klassischen Trading-Konten ein. Hier wuchs der Ertrag um rund ein Zehntel auf 161,2 Mio. Fr. Auch die Einnahmen aus dem Fremdwährungshandel legten 13% auf 121,3 Mio. Fr. zu.
Die stark gewachsenen Einnahmen bei moderatem Anstieg der Kosten für Gehälter und Marketing (+17%) führten zu einem um 111% höheren Vorsteuergewinn von 223,3 Mio. Fr. Unter dem Strich hat Swissquote den Nettogewinn auf 193,1 Mio. Fr. verdoppelt. Die steigende Profitabilität hat auch die Kapitalquote (gemäss Basel III) um 3,2 Prozentpunkte auf hohe 26,2% verbessert. Damit verfügt Swissquote über eine im Vergleich mit anderen Banken überdurchschnittliche Kapitalausstattung.
Neugeldspritze
Angesichts der 2021 boomenden Börsen trugen Anleger viel frisches Geld zu Swissquote. Die Anzahl Konten nahm um fast ein Fünftel auf 487’847 zu. So kam es zu einer Neugeldspritze von 9,6 Mrd. Fr., was die Kundenvermögen auf 55,9 Mrd. Fr. ansteigen liess – ein Plus von über 40%. Rund die Hälfte des Neugeldes stammt von Kunden mit ausländischem Wohnsitz, die andere aus dem Inland, wo sich Swissquote im «Mass Affluent»-Markt gut positioniert sieht. In einem durchschnittlichen Kundendepot lagen 2021 über 110’000 Fr.
Bürki will das Wachstum auch weiterhin mit Akquisitionen unterstützen. Im Januar wurde die Übernahme der Keytrade Bank bekannt, einem Online-Broker aus Luxemburg. Mit der Transaktion, die Mitte Jahr abgeschlossen wird, erhält Swissquote 8200 Neukunden und 1,7 Mrd. € an frischem Vermögen. Damit will die Bank ihre Stellung als Marktführerin im Online-Handel in den Benelux-Ländern ausbauen. In diesem und im kommenden Jahr dürften 2 bis 3 weitere Akquisitionen hinzukommen.
Attraktive Wachstumsaktie
Swissquote-Aktien wurden durch die aktuellen Marktturbulenzen wie andere Finanzwerte in Mitleidenschaft gezogen. Seit Jahresanfang haben die Titel rund ein Fünftel verloren. Mit einem Kurs-Buch-Verhältnis von 4 und einem für das kommende Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 sind die Aktien im Vergleich zu anderen spezialisierten Finanzdienstleistern und angesichts des erwarteten Ertragswachstums aber attraktiv bewertet.
Die Mittelfristziele gehen nach dem ausserordentlichen Jahr 2021 von weiterem, steigendem Neugeldzufluss aus. Angesichts der Dynamik bei Neukundengewinnung und der weiteren anorganischen Expansion erscheinen die Ziele dennoch in Reichweite. Die verlässliche und frühzeitige Zielerreichung der Vergangenheit sorgen diesbezüglich für Vertrauen. Auch wenn die Kursvolatilität vorerst hoch bleiben dürfte, sind die Aktien kaufenswert.
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