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14:52 Uhr - 30.09.2015

Wo Veraison Wert in Mikron sieht

Die Aktien des Maschinenherstellers Mikron sind vor wenigen Tagen auf ein Zweijahrestief gefallen. Dies nutzte der aktive Investor Veraison für einen Zukauf.

Gregor Greber, Partner der Beteiligungsgesellschaft Veraison, gibt sich locker. Gerade hat Veraison die Beteiligung an Mikron (MIKN 5.8 3.2%) von gut 5 auf 10% erhöht; der Kurs der Aktien des Maschinenbauers notierte zuvor so niedrig wie letztmals vor zwei Jahren, entsprechend scheint der Kaufzeitpunkt gut gewählt.

Andererseits deuten die Resultate des Maschinen- und Anlagenbauers nicht auf eine schnelle Geschäftserholung hin. Und Mikrons Leistungsausweis über einen längeren Zeitraum ist bescheiden. Die Betriebsgewinnmarge hat in den letzten 15 Jahren kaum je die Marke von 5% übertroffen, in Konjunkturabschwüngen mussten regelmässige hohe Verluste absorbiert werden. Kurz: Alles, was in guten Zeiten erarbeitet worden war, ging jeweils in den Rezessionen wieder verloren, oft noch mehr.

Mikron braucht wohl eine Strategieänderung 

Dennoch sieht das Management und der Verwaltungsrat offenbar keinen strategischen Handlungsbedarf, jedenfalls blieben entsprechende Massnahmen bisher aus. Zwar wird allerorten optimiert, neue Kundensegmente erschlossen und zunehmend mit kostengünstigerer Modultechnik gearbeitet; doch um den Ergebnissen damit einen Ruck zu geben, reichen solche Massnahmen offenbar nicht. Im ersten Halbjahr schrieb Mikron Verlust, ohne die währungsbedingten Einmalwertberichtigungen hat ein ausgeglichenes Ergebnis resultiert. Das ist klar zu wenig für einen Maschinenbauer, der hochpräzise, komplexe und sehr kundenspezifische Produkte herstellt.

Doch auch wie Veraison Mikron substanziell profitabler machen will, bleibt vorerst noch unklar. Der Investor will sich nach eigenem Bekunden in «unterbewerteten oder vom Kapitalmarkt falsch verstandenen Unternehmen» engagieren, um «eine erhebliche Wertsteigerung» zu erzielen. Die treibenden Kräfte sind Gregor Greber, Gründer des Vermögensverwalters zCapital und Valentin Chapero, ehemaliger CEO von Sonova (SOON 123.9 1.31%). In der Tat beträgt der Börsenwert von Mikron derzeit rund 90 Mio. Fr. bei einem Jahresumsatz von gegen 250 Mio. Fr.

Dezent im Hintergrund

An der heute Mittwoch stattfindenden Investora, an der auch Mikron aufgetreten ist, war Veraison präsent, meldete sich aber nicht zu Wort. Anders vor Jahresfrist, als die Beteiligungsgesellschaft noch keine (meldepflichtige) Position in Mikron hielt: Damals forderte Greber das Mikron-Management am selben Anlegeranlass mit der Idee heraus, die Automationssparte zu verkaufen.

Doch heute hält sich Greber bedeckt. Er stellt öffentlich keine konkreten Forderungen mehr und scheint viel Gewicht auf behutsames Vorgehen zu legen – gegenüber dem Management, aber auch den übrigen bedeutenden Aktionären, zu denen mit 14% etwa Rudolf Maag (u.a. grösserer Aktionär von Actelion (ATLN 124.2 2.81%)) und die Ammann Group Holding mit 42% zählen. Dennoch dürfte der Einsitz in Mikrons Verwaltungsrat ein Thema für Veraison sein. Und nach wie vor wohl auch die Veräusserung des Automationsgeschäfts.

Grosse, betrieblich nicht genutzte Immobilie weckt Begehrlichkeiten

Schon klarer scheint, womit Mikron auf die Beine geholfen werden soll: Mikron besitzt in Nidau bei Biel ein grosses, betrieblich selbst nicht genutztes Industriegelände, das derzeit grösstenteils an Georg Fischer (FI-N 554.5 2.59%) vermietet ist. Vor wenigen Wochen gab GF aber bekannt, den Standort aufgeben zu wollen, weil der Industriekonzern andernorts selbst baut und dort seine Aktivitäten konzentriert. Über die weitere Verwendung des Geländes und der Immobilien, die einen Feuerversicherungswert von 60 Mio. Fr. aufweisen und jedes Jahr rund 2,5 Mio. Fr. Mieteinnahmen generieren (bei einem Konzernreingewinn von 2,2 Mio. Fr. nicht unerheblich), gibt sich Mikron noch wortkarg. Man könne dazu «noch keine konkreten Informationen geben», doch verbleibe «angemessene Zeit, um eine gute Lösung zu realisieren» erklärt Mikron-Finanzchef Martin Blom gegenüber FuW.

Das zeigt immerhin: Das Unternehmen hätte angesichts der schuldenfreien Bilanz und der Immobilien genügend Mittel, um eine umfassende Strategieänderung finanziell durchzuziehen. Und das ist es wohl, worauf Veraison hinauswill.

So weitermachen wie bisher kann für Mikron kaum eine Option sein, wenn  die eingangs dargelegte, dürftige Resultatentwicklung betrachtet wird. Andererseits sind die Margen im Maschinenbau generell niedrig, was die Aufgabe, eine nachhaltige Resultatverbesserung herbeizuführen, nicht einfacher macht.

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