Zurück zur Übersicht
14:10 Uhr - 03.05.2016

Swisscom steht im Bann des Stimmvolks

Die Service-Public-Initiative überschattet solide Quartalszahlen des Telecomkonzerns. Eine Annahme würde zu jahrelanger Unsicherheit führen.

Die Abstimmung am 5. Juni über die Service-Public-Initiative könnte für den Telecomkonzern Swisscom (SCMN 494 0.86%) zum Hemmschuh werden. Gemäss Initiativtext sollen bundesnahe Unternehmen in der Grundversorgung nicht nach Gewinn streben und die Löhne nicht über denjenigen der Bundesverwaltung liegen. Swisscom gehört zwar mehrheitlich dem Bund, ist aber auch ein kotiertes Unternehmen. Das Vorhaben berge grosse Unsicherheiten, sagte CEO Urs Schaeppi am Dienstag an einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorlage von Erstquartalszahlen.

Der Text der Initiative sei sehr offen formuliert, so der Swisscom-Chef weiter. Bei einer Annahme könnten drei bis vier Jahre vergehen, bis Klarheit über die Umsetzung herrsche. «Wir lehnen die Initiative ab, weil sie den Service Public schwächen und den Wettbewerb in der ganzen Schweiz beeinflussen würde», sagte ­Schaeppi. Aktuell sei das Ergebnis aber schwierig vorherzusagen, der Meinungsbildungsprozess erst gestartet und die Gegnerschaft breit aufgestellt.

Weniger Freiraum

Problematisch für Swisscom-Anleger wäre eine Annahme nicht nur wegen der mehrjährigen Unsicherheit, sondern auch wegen der Einschränkung des betriebswirtschaftlichen Freiraums. Der Telecomkonzern wäre bei der Lohnpolitik und damit beim Werben um qualifizierte Fachkräfte zurückgebunden. Zudem bedeutet die geforderte Transparenz über die Kosten der Grundversorgung zusätzlichen Aufwand in einer Branche, die sich im Strukturwandel befindet und Wege gegen die Umsatzerosion im traditionellen Telecomgeschäft sucht, während die Anforderung an die Netze steigen.

Vor diesem Hintergrund hat sich Swisscom im ersten Quartal gut geschlagen. Mit einem knapp stabilen Umsatz schnitt das Unternehmen etwa wie erwartet ab, überraschte jedoch mit dem Anstieg des Betriebsergebnisses vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) und dem Gewinnanstieg. Die Kosten für die Kundenakquise und für den Netzunterhalt fielen tiefer aus. Zudem hatten Währungsverluste den Gewinn im Vorjahr stärker belastet.  Auf dem operativen freien Cashflow (–160 Mio. Fr.) lastete eine Busse der Wettbewerbskommission von 186 Mio. Fr.

Im Mobilfunksegment konnte der grösste Schweizer Anbieter nur noch 0,7% auf 6,6 Mio. Anschlüsse zulegen. «Der Markt ist zunehmend gesättigt, und es wird schwieriger zu wachsen», erklärte CEO Schaeppi. Stärker entwickelten sich die TV-Anschlüsse (+13,8% auf 1,4 Mio.). Swisscom kommt in diesem Bereich nach eigenen Angaben im ersten Quartal auf einen Marktanteil von 30%, gegenüber 29%, die auf Erzrivalin UPC entfallen.

Sportrechte im Fokus

Die Vergabe der Live-Sportrechte für Fussball und Eishockey in der Schweiz ab der Saison 2017/18 wird ein weiterer Prüfstein für Swisscom. Konkurrenten aus der Kabelnetzbranche wollen als Konsortium mitbieten, sie kommen auf 2,5 Mio. Kunden. Im Mai geben die Interessenten laut Swisscom-CEO Urs Schaeppi ein erstes Gebot ab. Live-Sportinhalte sind für die Gewinnung und Bindung von Fernseh-Kunden relevant.

In Italien konnte die Tochter Fastweb mit starkem Wachstum bei Breitbandkunden (+5,5% innert Jahresfrist), Umsatz und Ebitda (+2,6% bzw. +9,2% gegenüber dem Vorjahresquartal) punkten. Damit hat sich das einstige Sorgenkind zum Impulsgeber für den Konzern gemausert.

Ziele bestätigt

Für das Gesamtjahr 2016 bestätigt Swisscom die finanziellen Ziele – einen Umsatz von über 11,6 Mrd. Fr., ein Ebitda von rund 4,2 Mrd. Fr. sowie Investitionen von über 2,3 Mrd. Fr. Unverändert sind auch die Ausschüttungspläne: Die Aktionäre sollen 22 Fr. pro Valor erhalten, wenn die Ziele erreicht werden.

Die Vorhersehbarkeit des Geschäftsverlaufs war bisher ein grosser Trumpf von Swisscom. Investoren haben aktuell zudem Aussicht auf eine attraktive Dividendenrendite von 4,5% für das laufende Geschäftsjahr – sofern sich die Vorzeichen nicht ändern. Bevor über die Service-Public-Initiative nicht entschieden ist, drängen sich Engagements nicht auf.

Die komplette Historie zu Swisscom finden Sie hier. »

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.