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17:11 Uhr - 06.11.2015

Zubin Karkaria: Der selbstbewusste Erneuerer

Der Erfinder des erfolgreichen Visaverarbeitungsgeschäfts steht nun an der Spitze von Kuoni. Der Inder wurde durch seine Herkunft als Parse geprägt.

Er wirkt gemütlich, gesellig, aber bestimmt. «Es ist eine ganz andere Rolle als vorher, aber ich kann versichern, dass ich sie gut manage», sagt der 47-jährige Zubin Karkaria selbstbewusst bei seiner Antrittsrede als CEO der Kuoni (KUNN 233 1.17%) Group. Hinter dem jovialen Auftreten verbirgt sich ein ehrgeiziger disziplinierter Schaffer. Er ist meist unterwegs. Dabei nutzt er jede Warteminute am Flughafen oder in der Hotellobby zum Arbeiten.

«30 Jahre bin in der Reisebranche aktiv», erklärt er. Aufgewachsen ist er in Mumbai. Dort hat er auch studiert, den Handelsabschluss gemacht und ein Diplom in Betriebswirtschaft erworben. Gleich nach dem College begann er bei Orbit Trade Fair Tours, wechselte 1991 zu SOTC, welche die Kuoni Group 1996 übernommen hat und stieg dort suk­zessive die Karriereleiter empor. 2005 wurde er zum CEO und Geschäftsführer von Kuoni Indien und Südasien ernannt. 2013 wurde er Mitglied der Konzernleitung. Nun ist er an der Spitze gelandet. Er kennt das Geschäft mit Unternehmen, aber auch mit Privatpersonen.

Einsatz hat sich gelohnt

2001 zündete er die Idee, Visadienstleistungen für Regierungen zu übernehmen. Denn ein Inder braucht fast für jedes Land ein Visa. «18 Monaten brauchte ich, um die US-Regierung von dieser Dienstleistung zu überzeugen», lacht er. Sein Einsatz hat sich gelohnt. Heute ist die Visaverarbeitungssparte die wachstumsstärkste und profitabelste Division im Kuoni-Konzern mit einer Ebit-Marge von 21%. VFS Global betreibt weltweit 1837 Antragstellen für 48 Regierungen in 122 Ländern. Der Marktanteil wird auf 50% geschätzt. Beinahe 70% des Umsatzes mit Antragstellern werden aus dem asiatisch-pazifischen Raum erzielt.

Zubin Karkaria bedauert nicht, dass er seine geniale Idee des Visabusiness nicht als unabhängiger Unternehmer vorangetrieben hat. «Mit einem eigenem Unternehmen hätte ich nie so wachsen können wie mit Kuoni. Das ist eine bekannte Marke und hat als Schweizer ­Unternehmen weltweit einen guten seriösen Ruf bei Botschaften und Regierungen.» Seit 2010 leitet er zusätzlich das ­Visabusiness und wird es auch als CEO von Kuoni weiterhin in Personalunion führen.

Prägende Herkunft

Das Visageschäft wird von Dubai aus gelenkt. Dort wohnt auch Karkaria mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern im Alter von 14 und zwölf Jahren sowie seinem zweijährigen Sohn. Doch meist reist er beruflich rund um den Erdball. Der Inder kann gut auf Menschen zugehen und mit ihnen kommunizieren. Sei es, dass er mit einem Angestellten am Schalter des Visabüros in Dubai munter plaudert oder in einem Nobelrestaurant Prinz Faisal, ein Mitglied der saudi-arabischen Königsfamilie, trifft. Mit deren Unternehmen Tasheel führt Kuoni ein Joint Venture für Visadienstleistungen. Seine Mitarbeiter loben die angenehme  Zusammenarbeit mit ihm.

Prägend ist seine Herkunft. Er ist Parse. Der Stifter dieser Religion war Zarathustra. In der westlichen Welt wurde dieser vor allem mit Nietzsches Buch «Also (ALSN 62.9 0.64%) sprach Zarathustra» und Richard Strauss’ gleichnamige Oper bekannt. Doch das hat kaum Bezug zu dieser Religion, deren Anhänger vor allem auch in Mumbai leben. Sie bilden eine wirtschaftlich erfolgreiche Gemeinschaft. Friedlichkeit, Gewaltfreiheit, Wahrhaftigkeit und Fleiss sind die Garantie ihres Eingangs ins Paradies. Eigenschaften, die zu Karkaria passen.

Zu seinen Managementprinzipien gehören «Unternehmertum, Geschwindigkeit in der Umsetzung, Innovation und Performanceorientierung.. Er legt auch grosses Gewicht auf «Kostenbewusstsein für jeden Dollar, den man ausgibt.»

Die Ideen für weitere Dienstleistungen dürften ihm angesichts der derzeitigen Völkerwanderung nicht ausgehen. Kuoni könnte hier zum Beispiel zur Registrierung von Einwanderern eingesetzt werden. Doch über solche Pläne möchte Karkaria noch nicht öffentlich sprechen.

Und was sind seine Hobbys? «Reisen und natürlich Zeit mit der Familie zu verbringen.»

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