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16:00 Uhr - 18.08.2021

Emmis Qualitäten kommen zum Tragen

Die Milchverarbeiterin erzielt auf mehreren Ebenen ein Rekordresultat. Auch die Aktien erreichen ein neues Höchst.

Emmi (EMMN 1'077.00 +3.56%) hat Fahrt aufgenommen. Nie in den letzten Jahren war das organische Wachstum während eines Semesters so hoch wie zwischen Januar und Juni 2021. Einmal mehr stammt die Dynamik aus dem Ausland und von Frischprodukten, während der Absatz von Milch, Rahm und Butter harzt.

Das organische Plus von 3,7% war getrieben von wiedergewonnenem Tempo im Auslandsgeschäft, besonders in der Region Americas (USA, Chile, Spanien, Tunesien, Brasilien, Frankreich, Mexiko und Kanada), wobei die USA für Emmi der zweitwichtigste Einzelmarkt sind. Im Hauptmarkt Schweiz (57% des Umsatzes) hingegen schrumpfte der Absatz um 3,3%.

«Nach dem coronabedingten Rekordsemester im Vorjahr, als Milch, Rahm und Butter für die heimische Küche sehr gefragt waren, ist es jetzt wieder gewohnt anspruchsvoll, die Umsätze in der Schweiz zu halten», sagt Finanzchefin Ricarda Demarmels im Gespräch mit der FuW.

Kassenschlager Caffè Latte

Bei den Produktgruppen wuchsen Frischprodukte am stärksten. Das war einerseits auf den Akquisitionseffekt von Emmi Dessert USA zurückzuführen. Andererseits leisteten vegane Produkte, italienische Dessertspezialitäten sowie Caffè Latte einen positiven Beitrag. Auch Kaltbach-Käse war überdurchschnittlich gefragt.

Mühe bereitete hingegen der Absatz von Frischkäse, was zurückzuführen ist auf rückläufige Umsätze im Detailhandel, insbesondere mit Quark und Mozzarella. Zudem entwickelten sich die klassischen Molkereiprodukte negativ.

Neben den Verkaufszahlen ist das Zahlenset gespickt mit weiteren Rekordwerten. Die Gewinnzahlen wuchsen im Vergleich zum Umsatz überdurchschnittlich. Besonders profitabel sind bekannte Marken wie Caffè Latte und Kaltbach. Zudem weisen Nischenprodukte wie Desserts ein interessantes Margenprofil auf.

Gerade das internationale Geschäft erlaubt es Emmi, optimistischer in die Zukunft zu blicken. Statt nur 1 bis 2% organisches Wachstum erwartet der Konzern neu 2 bis 3% im Gesamtjahr. Die Prognosen für den Betriebsgewinn Ebit (275 bis 290 Mio. Fr.) und die Reingewinnmarge (5,2 bis 5,7%) sowie die Mittelfristziele bleiben unverändert. Auch die Dividendenpolitik einer Ausschüttung von bis zu 45% des Gewinns gilt weiterhin.

Deutlich höhere Kosten

Für einmal werden im Sommer die Erwartungen also nicht gedämpft, sondern angehoben – die Milchverarbeiterin ist bekannt dafür, bei den Halbjahreszahlen jeweils tiefzustapeln und dann Ende Januar positiv zu überraschen. Dieses Jahr ist es anders: Umsatz und Gewinn liegen über den Markterwartungen. Angesichts der positiven Entwicklung erhöht die FuW die Gewinnschätzung für das laufende Jahr von 36 auf 39 Fr. pro Aktie, diejenige für 2022 von 37 auf 40 Fr.

Gegenwind kommt von den höheren Kosten für Verpackung und Logistik. Diese seien im zweiten Quartal deutlich gestiegen und im zweiten Halbjahr würden die Inputkosten, nicht zuletzt auch inflationär getrieben, nochmals zulegen, so Demarmels. Als Beispiel erwähnt sie das Dessertgeschäft in Italien, das zuletzt durch die Kostensteigerungen knapp 10% des Ebitda verloren habe. «Das müssen wir weitergeben.»

Die soliden Finanzen erlauben es Emmi, das Investitionslevel weiter hochzuhalten. Laut der Finanzchefin liegt das Zielband für Investitionen im Jahr 2021 bei 170 bis 180 Mio. Fr. nach 131 Mio. Fr. im Vorjahr. Im Fokus stehen Investitionen entlang der strategischen Nischen, Wachstumsmärkte und neue Technologien zur Differenzierung. Die Zeichen stehen gut, dass Emmi mit Innovation das vergleichsweise tiefe Wachstum kompensieren kann.

Die Emmi-Aktien haben sich in den letzten Tagen erstmals überhaupt bei über 1000 Fr. eingependelt, im laufenden Jahr kommen sie auf ein Plus von 18%. Zu Recht vertrauen die Investoren auf die defensiven Qualitäten der Luzerner, die erneut deutlich wurden. Die Finanzziele wirken nach dem starken ersten Halbjahr eher konservativ, doch reflektieren sie auch das nach wie vor unsichere, von Covid und Inflation geprägte Umfeld. Halten.

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