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18:20 Uhr - 08.05.2015

US-Arbeitsmarkt blüht im Frühling auf

Die Aprildaten zum Jobmarkt machen Hoffnung, dass die Konjunktur wieder etwas Tritt fasst. Eine baldige Zinserhöhung scheint aber nicht angezeigt.

Der amerikanische Arbeitsmarkt hat sich im April von der Flaute im Vormonat erholt. Gemäss dem Statistikamt BLS (BLSN 0.7 -2.78%) hat die Wirtschaft 223 000 neue Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenrate, die in einer separaten Umfrage erhoben wird, sank von 5,5 auf 5,4%. Die Zahlen liegen damit im Rahmen der Erwartungen. Analysten hatten einen Stellenzuwachs von 228 000 und eine Arbeitslosenquote von 5,4% prognostiziert.

zoomDie enttäuschenden Beschäftigungsdaten vom März wurden noch einmal nach unten revidiert: Lediglich 85 000 neue Arbeitsplätze sind demnach im Vormonat entstanden. Das sind rund 40 000 weniger als zunächst angenommen. Von zentraler Bedeutung wird nun sein, wie die US-Notenbank Fed die Entwicklung bewertet. Die Beschäftigungssituation ist ein Schlüsselfaktor bei der Festlegung der weiteren Geldpolitik.

Schwachstellen am Jobmarkt

zoomDie Belebung am Arbeitsmarkt ist ein Hoffnungsschimmer für die US-Wirtschaft, die mit angezogener Handbremse ins neue Jahr gestartet ist: Lediglich 0,2% ist das Bruttoinlandprodukt (BIP) von Januar bis März gewachsen.  Ökonomen befürchten nach schwachen Exportdaten mittlerweile sogar, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal geschrumpft ist.

Die Jobzahlen vom Freitag könnten ein Anzeichen dafür sein, dass es sich nur um eine vorübergehende Konjunkturabkühlung handelte. Dennoch weist der US-Arbeitsmarkt nach wie vor Schwachstellen auf. Fed-Chefin Janet Yellen hat in der Vergangenheit wiederholt betont, dass sie neben dem Stellenwachstum auf diverse weitere Kriterien achtet, um die Verfassung des Arbeitsmarkts zu beurteilen.

Für Stirnrunzeln dürfte die Lohnentwicklung sorgen. Obwohl die Nachfrage nach Arbeitskräften kontinuierlich steigt, beschleunigt sich das Lohnwachstum kaum. Verglichen zum Vorjahr sind die Löhne im April 2,2% gestiegen. Das liegt etwa im Rahmen der Vormonate und nur leicht über der Jahresteuerung von 1,8%.

Auch die Partizipationsrate, ein Mass für die Beteiligung der erwerbsfähigen Bevölkerung am Arbeitsmarkt, liegt mit 62,8% auf historisch niedrigem Niveau. Enttäuschend ist zudem die Entwicklung der Wochenarbeitszeit ausgefallen. Sie stagnierte im April auf 34,5 Stunden. Steigende Arbeitszeiten können ein Hinweis darauf sein, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften zunimmt.

«Angesichts dieses Arbeitsmarktberichts wird das Fed weiterhin eine Zinserhöhung im laufenden Jahr anstreben. Doch es wird schwierig sein, die Zinswende vor September einzuleiten», meint Jim O’Sullivan, US-Chefökonom von High Frequency Economics.

Keine Zinserhöhung im Juni

Die US-Notenbank könnte der Nullzinspolitik bereits an der nächsten Sitzung vom 16. und 17. Juni ein Ende setzen und die Leitzinsen erstmals seit 2006 anheben. Seit Dezember 2008 liegt die Federal Funds Rate auf nahezu null.

zoomGemäss Daten der Chicagoer Terminbörse CME schliesst der Markt die Möglichkeit einer Zinserhöhung im Juni derzeit allerdings aus. Das zeigen die Terminkontrakte (Futures) auf die Federal Funds Rate, mit denen Anleger auf eine Änderung der amerikanischen Notenbankpolitik wetten. Für das Treffen der Währungshüter im Juli bewerten die Futures-Märkte die Chance auf einen Zinsanstieg mit 7%. Erst gegen Ende Jahr nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine geldpolitische Straffung deutlich zu.

Das steht in deutlichem Kontrast zu Aussagen, die verschiedene Mitglieder des Offenmarktausschusses in den vergangenen Tagen gemacht haben. So hat etwa die Präsidentin der Distriktnotenbank Cleveland, Loretta Mester, erklärt, dass eine Zinserhöhung im Juni durchaus zur Debatte stehe. Auch John Williams, Präsident der Distriktnotenbank San Francisco, betonte, dass die Wirtschaftsdaten in den  kommenden zwei Monaten über den Zinsschritt im Juni entscheiden werden.

Wallstreet bewertete diese Aussagen offenbar als wenig glaubwürdig. Die Börsen reagierten nach einer turbulenten Woche erfreut auf den Arbeitsmarktbericht, der zwar solide war, aber nicht so gut ausgefallen ist, dass der Handlungsdruck auf das Fed massiv zunimmt. Der S&P 500 legte am Freitagvormittag 1,3% zu.

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