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16:35 Uhr - 09.01.2015

Vögele verliert, Valora pulsiert und Mobilezone vibriert

Der Schweizer Detailhandel entwickelt sich generell verhalten. Das trifft kotierte Untenehmen ganz unterschiedlich.

Bereits das Jahr 2014 entpuppte sich für den Schweizer Detailhandel als alles andere als berauschend. Nun erwarten die Ökonomen der Credit Suisse (CSGN 23.59 -2.64%) auch für dieses Jahr eine verhaltene Entwicklung. Sie rechnen mit einem realen Umsatzwachstum im Detailhandel von 1,2% und einem nominalen von 0,7%. «Der Höhepunkt der Zuwanderung ist erreicht, bei der Konsumentenstimmung ist nicht mit einer starken Verbesserung zu rechnen, und die Schweizer Wirtschaft wächst leicht schwächer», begründet Nicole Brändle, Leiterin der Branchenanalysen Schweiz der CS, die Entwicklung.

In der neusten Studie der CS zum Schweizer Detailhandel zählen die Sparten Bekleidung und Schuhe sowie Elektronik zu den Verlierern, während die Sparte Lebensmittel auf der Gewinnerseite steht.

Vögele online veraltet

Das Bekleidungssegment ist letztes Jahr nur 0,7% gewachsen. Wetterkapriolen im Sommer und im Winter haben nicht zum Kaufen angeregt. Die Ausgaben für Bekleidung und Schuhe sind seit Jahren rückläufig. Die Kleiderschränke sind zum Bersten gefüllt. Dazu gibt es viel zu viele Kleiderläden in der Schweiz. Der Konkurrenz- und Preisdruck ist enorm. Darunter leidet der Modekonzern Charles Vögele (VCH 12.45 0.4%).

Bisher schrieb Charles Vögele Verlust, 12 Mio. Fr. waren es im ersten Semester 2014. Die Schweiz ist für das Modeunternehmen der grösste Markt (34%) und auch der profitabelste. Umso schmerzlicher ist für Vögele die Entwicklung des Bekleidungsmarktes. Eine Umsatzsteigerung ist für eine Verbesserung der Situation von Vögele unerlässlich. Doch in den letzten Jahren hat die Modekette Umsatz und Marktanteile verloren.

Im Onlinehandel sehen die Ökonomen der CS grosse Wachstumschancen. Sie schätzen, dass sich der Umsatzanteil des E-Commerce bei Bekleidung und Schuhen von heute 14% bis 2020 auf 27% verdoppeln werde. Doch bisher hat Vögele die digitale Entwicklung verschlafen und bietet einen altertümlichen Onlineshop an, bei dem peinliche Fehler auftreten wie «Zalung mit Kreditkarte» ohne h oder «rücksendung» kleingeschrieben. Zudem muss der Kunde für mindestens 95 Fr. bestellen, was einen Anbieter im tieferen Preissegment unattraktiv macht. «Der Onlineshop ist eine wichtige Ergänzung und wird auch für uns immer wichtiger – aktuell arbeiten wir an einem Redesign», erklärt  Pressesprecherin Nicole Borel.

Mobilezone legt zu

Das Segment Elektronik musste vergangenes Jahr erneut Federn lassen. In keiner Branche war der Preisrückgang so stark. Der nominale Umsatz sank 1%. Diese Entwicklung trifft aber nicht auf die Detailhandelskette Mobilezone (MOB 10.6 0%) zu. Über 90% des Umsatzes erzielt Mobilezone mit Smartphones. Und dieses Geschäft pulsierte vergangenes Jahr wegen des iPhone 6, aber auch wegen neuer Preismodelle von Sunrise und Orange. Im ersten Semester 2014 hat der Handyhändler den Umsatz 19% gesteigert.

«Für 2015 bin ich gleich zuversichtlich wie für 2014», sagt Mobilezone-CEO Markus Bernhard. Der Verkaufsstart der Apple (AAPL 111.73 -0.14%) Watch, mit dem für das zweite Quartal gerechnet wird, dürfte das Geschäft weiter beleben. Swisscom (SCMN 512 -1.06%) könnte ebenfalls mit einem neuen Angebot kommen, und auch der neue Besitzer von Orange wird das Geschäft wohl ankurbeln. Das alles wird Mobilezone zugutekommen.

Valora profitiert

Als Gewinner im Detailhandel steht Food 2014 auf dem Podest. Davon profitiert Valora (VALN 228.1 0.44%). Über 50% des Bruttogewinns ihres Retailgeschäfts werden mit Lebensmitteln erzielt. Dazu zählen neben den Kiosken auch der Takeaway Brezelkönig, die Avecshops und die Kaffeebars Spettacolo.

Der Handelskonzern vergrössert laufend den Anteil von Food am Kiosk mit Sandwich und Kaffeeausschank. Der Umbau ist voll im Gang. Die serbelnden Presseartikel werden dabei an den Rand gedrängt. Bei der übernommenen Westschweizer Kioskkette Naville ist der Anteil von Lebensmitteln bereits dominant. Die Kartellbehörde sollte die Übernahme noch diesen Monat durchwinken.

Valora konzentriert sich auf den kleinflächigen Detailhandel am Puls der Mobilität wie an Bahnhöfen oder Flughäfen. Dazu passt die mit Naville übernommene Logistikplattform und Immobilie nicht mehr. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis Valora diese Bereiche verkauft.

Valora hat mit dem kleinflächigen Retailgeschäft an Hochfrequenzlagen und der Fokussierung auf Food auf die richtige Strategie gesetzt. Noch ist sie aber eine Baustelle. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 für 2015 sind die Titel stattlich bewertet, aber die Dividendenrendite von 5,5% ist attraktiv.

Ebenfalls eine anziehende Dividendenrendite von 5,7% weist Mobilezone aus, was neben einem KGV von 14 für 2015 für diese Valoren spricht. Mobilezone führt aber nur in der Schweiz Läden, was sich künftig als Nachteil erweisen könnte.

Ein Engagement ist beim Rot schreibenden Modekonzern Charles Vögele zu vermeiden. Mit einer Dividende ist weiter nicht zu rechnen.

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