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17:59 Uhr - 01.10.2014

«Banken können Zinswende gelassen entgegensehen»

Die Beratungsgesellschaft Zeb hat in einer Studie analysiert, wie sich Kreditausfälle in Niedrigzinsphasen entwickeln. Sie rät Banken, die Kreditausfälle unabhängig von der Zinserwartung zu prognostizieren.

Anfang der Neunzigerjahre fielen in der Schweiz steigende Zinsen zeitlich mit stark steigenden Ausfällen auf Immobilienfinanzierungen zusammen. Heute besteht im Markt die Befürchtung, dass anziehende Zinsen wiederum mit höheren Kreditausfällen einhergehen könnten.

Arbeitsmarkt wichtig

Gemäss Zeb zeigt ein Vergleich mit ausländischen Immobilienkrisen jedoch, dass zwischen Zinsentwicklung und Kreditausfällen kein systematischer Zusammenhang besteht. «Vielmehr treibt die realwirtschaftliche Entwicklung und insbesondere die Entwicklung des Arbeitsmarktes die Kreditausfälle», heisst es in der Studie.

«Banken sollten somit die Prognose der Kreditausfälle unabhängig von Zinserwartungen vornehmen», folgert die Beratungsgesellschaft daraus.

«Alternative Szenarien»

Grundsätzlich können gemäss Zeb vor dem Hintergrund der prognostizierten Entwicklung der Schweizer Ökonomie und der Untersuchungsergebnisse nach einem Zinsanstieg durchaus andere Szenarien in der Schweiz auftreten, als dies in den Neunzigerjahren der Fall war.

«So könnte bei Erholung der gesamteuropäischen Wirtschaft trotz eines darauf folgenden mittelfristigen Zinsanstiegs des Euros die Kreditausfallrate in den südeuropäischen Ländern sinken. Dies hätte ebenfalls, durch die Kopplung des Frankens an den Euro und den gemeinsamen Wirtschaftsraum, positive Auswirkungen auf die Ökonomie der Schweiz», schreiben die Autoren der Studie.

Infolgedessen können Schweizer Banken gemäss Zeb einem Zinsanstieg «gelassener entgegensehen» – unter der Prämisse, dass andere wirtschaftliche Indikatoren sowie Risikofaktoren in angemessener Weise beobachtet und eingepreist werden.

Was zu tun ist

Folgende Handlungsempfehlungen lassen sich gemäss Zeb aus den Erkenntnissen ableiten:

Es ist eine adäquate Einbindung von makroökonomischen und zusätzlichen institutsspezifischen Parametern in die Risikomanagementsysteme sicherzustellen, um zukünftige Risiken in den Portfolios zeitnah identifizieren und angemessen quantifizieren zu können. Auf dieser Basis kann für Jahre mit höheren Ausfallraten vorgesorgt und ausreichend Eigenkapital vorgehalten werden.

Darüber hinaus ist die Bereitstellung eines angemessenen Risikomanagementsystems, vor allem in der aktuellen Niedrigzinsphase, sehr bedeutsam, da höhere Margen nur durch das Eingehen höherer Risiken zu erwirtschaften sind.

Die aus dem Kreditrisikomanagement gewonnenen Erkenntnisse sollten, neben dem allgemeinen Zinsniveau, in das Pricing von Krediten und Hypothekardarlehen einfliessen, um eine Optimierung der Margen in der derzeitigen Niedrigzinsphase sicherzustellen. Bei einem Anstieg des Zinsniveaus ist die Optimierung des Pricing besonders wichtig, um erhöhten Risiken frühzeitig entgegenzuwirken.

Zusätzlich sollte bei der Kreditvergabe Tragbarkeitsberechnungen weniger Gewicht beigemessen werden, da sie sich in einem Umfeld steigender Arbeitslosigkeit rasch dramatisch verschlechtern können. Dies gilt insbesondere für das gehobene Wohnsegment. Es wird typischerweise von Kreditnehmern bewohnt, die im Falle von Arbeitslosigkeit erhebliche Einkommenseinbussen erleiden und längere Zeit benötigen, um eine neue, vergleichbar bezahlte Arbeitsstelle zu finden. Der Belehnungswert sowie die erwartete Entwicklung der Immobilienpreise und die Marktliquidität in einem Abschwung sind zentralere Faktoren für die Vermeidung von Kreditverlusten. Positiv sind auch weitere liquide und wertstabile Vermögenswerte des Kreditnehmers.

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