Die Führung des Lichtspezialisten führt erste Gespräche mit dem Chiphersteller und gibt sich gesprächsbereit.
Humor haben sie ja, die Münchner. «You can’t always get what you want» von den Stones lief als Wartemusik vor der Telefonschalte mit Osram-Analysten. «You», das ist wohl AMS (AMS 44.2 2.86%) – die gerade erfolglos versucht hat, den Lichtspezialisten zu kaufen. Vergangene Woche nun, so bestätigte Osram-CEO Olaf Berlien, hätten erste Gespräche über eine mögliche Kooperation beider Unternehmen stattgefunden. Doch die Rivalen sind auch noch im Spiel.
Zuletzt hatte AMS 41 € je Osram-Aktie geboten, insgesamt 4,5 Mrd. €. Doch statt der angepeilten 62,5% dienten nur 30,1% der Osram-Aktionäre ihre Papiere an. Mit einem Anteil von 19,99% ist AMS durch Zukäufe nun aber Osram-Grossaktionär.
Kooperation aufs Tapet
Als Telefonschalte, in der keine brennenden Neuigkeiten zu erwarten seien, kündigte Osram (OSR 38.33 -1.13%) den Termin am Donnerstagnachmittag an. Ein geschickter Zug. Denn CEO Berlien brachte mit CFO Ingo Bank das Thema «Kooperation» erneut aufs Tapet. Das indes ist nur eine der möglichen Optionen der österreichischen AMS, deren Aktien an der hiesigen Börse kotiert sind. Der Chiphersteller könnte auch über eine Tochter eine neue Übernahmeofferte lancieren oder weiter Aktien zukaufen, um seine beherrschende Position auszubauen. Alles ist offen – nur eines klar: Ohne die Österreicher läuft bei Osram in absehbarer Zukunft nichts.
Die deutschen Gewerkschaften, die bei Osram eine starke Stellung innehaben und beispielsweise auch im Aufsichtsrat des Traditionskonzerns vertreten sind, hatten eine Kooperation oder Fusion unter Gleichen ins Spiel gebracht. Die IG Metall hat erst vergangene Woche in einem Brief an Temasek, den Staatsfonds aus Singapur, erneut ihre Bedenken vorgetragen. Würde AMS eine weitere Übernahmeofferte starten, könnte dies die Existenz beider Unternehmen gefährden.
«Unterschätzt werden unserer Ansicht nach dabei auch die weiteren Kosten verbunden mit dem Erwerb der von Hedge Funds gehaltenen Aktien am Ende eines solchen Übernahmeprozesses», heisst es in dem Schreiben von Osram-Aufsichtsrat und IG-Metall-Funktionär Klaus Abel, aus dem die FAZ zitiert. Temasek ist mit einem Anteil von 5,4% grösster AMS-Aktionär. Es ist ein eher ungewöhnlicher Schritt, dass sich die Gewerkschaften direkt an Grossaktionäre wenden.
Und es gibt auch noch die Rivalen: Bain und Advent. Die beiden US-Equity-Fonds haben zusammengespannt, nachdem Bain in Kombination mit Carlyle das ursprüngliche Angebot von 35 € je Osram-Aktie nicht erhöhen wollte. AMS habe während des Due-Diligence-Prozesses nicht viel Zeit im Datenraum von Osram verbracht, erklärte Berlien. Die US-Kapitalgeber dagegen hätten «grosse Teams» auf die Prüfung der Bücher angesetzt, auch das vergangene Wochenende – also direkt nach Bekanntwerden des Scheiterns der AMS-Offerte – durchgearbeitet.
Ein neues Angebot von Seiten Bain und Advent indes liegt noch nicht vor. «Ich hoffe, es war kein Scherz», sagte der Osram-CEO zur Nachfrage, ob er noch mit einer Offerte rechne. CFO Bank ergänzte, er gehe davon aus, dass Bain und Advent zu ihrem Wort stünden, und die Buchprüfung innerhalb der nächsten Wochen abschliessen würden.
Berlien betonte, dass er, ebenso wie andere Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, seine Aktien nicht AMS angedient habe. Beide Osram-Komitees hätten ihren Aktionären die Annahme der AMS-Offerte allein auf Basis des Preises empfohlen, nicht aufgrund der vorgeschlagenen Strategie. In München gibt es erhebliche Zweifel, ob sich AMS mit einem Kauf von Osram nicht verheben würde.
Offen für neuen Anlauf
Der Osram-CEO zeigte sich dementsprechend offen für eine neue Offerte von AMS. Wobei für ihn auch künftig nicht der Preis, sondern die Rahmenbedingungen die wichtigste Rolle spielen würden.
Die Osram-Aktien haben sich nach dem gescheiterten Übernahmeversuch auf ein Niveau um 39 € zurückgezogen und verharren dort. Ein Engagement drängt sich derzeit nicht auf. AMS-Aktien waren gewohnt volatil in den vergangenen Tagen. Sie dürften kurzfristig von guten Smartphone-Geschäften profitieren, bleiben aber risikobehaftet.
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