Seit Jahren operiert das Unternehmen an der Nulllinie. Der Verwaltungsrat kommt nicht um harte Entscheide herum.
Der Maschinen- und Anlagenbauer Mikron (MIKN 6.25 4.17%) hat ein wechselhaftes Halbjahr hinter sich – wieder einmal. Nach dem Einbruch vor Jahresfrist, als der harte Franken Geschäftsaufkommen und Marge beeinträchtigte, hat sich die Gesamtlage wieder etwas entspannt.
Vor allem die Sparte Automation, wo Mikron Produktionsstrassen für verschiedenste Anwendungen herstellt, verzeichnet vergleichsweise gute Ergebnisse. Der Umsatz ist hier 23,4% auf 68 Mio. Fr. gestiegen. Der Betriebsgewinn erreichte 3,7 Mio. Fr. nach einem kleinen Verlust im Vorjahr. Allerdings wurde hier in der zweiten Jahreshälfte des letzten Jahres mit 4,7 Mio. Fr. bei einem geringeren Umsatz von 60 Mio. Fr. schon mal mehr verdient.
Seit Jahren niedrige Margen
Anderseits verharrt die Sparte Machining, wo Werkzeugmaschinen hergestellt werden, nach wie vor in der Krise. Zwar ist der Umsatz ebenfalls gestiegen, um 12,3% auf 59,2 Mio. Fr., doch das Betriebsergebnis verharrt mit –3,2 Mio. Fr. fast auf demselben Niveau wie letztes Jahr (–3,8 Mio. Fr.). Dabei war es auch schon anders: 2013 hatte Machining im Gesamtjahr eine Betriebsmarge von immerhin 5% errreicht.
Die Zahlen zeigen: Die Ergebnisse der beiden Sparten schwanken stark, meist gegenläufig, was sie zu einer Art Schicksalsgemeinschaft zu machen scheint. Die fragile Ertragskraft beider Sparten und der unstete, zyklische Charakter des Geschäftsverlaufs lassen jedenfalls Begehren, wie sie der aktive Investor Veraison aufbringt, der seit Frühling letzten Jahres in Mikron engagiert ist (derzeit mit 10%), als gewagt erscheinen. Veraison verlangt indirekt eine Aufspaltung des Unternehmens. Doch eine solche würde die Existenzfrage wohl beider Sparten neu stellen.
Ein umfassendes Hinterfragen des gegenwärtigen Zustands könnte allerdings als Katalysator für die Weiterentwicklung des Unternehmens durchaus wünschenswert sein. Denn Mikron arbeitet nun schon zu lange mit stagnierendem Umsatz und sehr niedrigen Margen.
Mikron muss sich der Fokussierungsfrage stellen und schliesslich entscheiden, welchen der beiden Bereiche man behalten will und wie dieser auszubauen wäre.
Die für einen Ausbau nötigen Mittel wären dank der hohen Substanz des Unternehmens, die teils nicht betrieblich genutzt wird, vorhanden.
Sprung ins kalte Wasser nötig
Doch eben, es braucht dafür einen harten Entscheid, einen Sprung ins kalte Wasser. Ob der Verwaltungsrat, der von der Ammann-Group (41,6% der Aktien) und Rudolf Maag (14,1%) dominiert wird, dazu bereits ist, ist unklar. Gegen diese zwei Aktionäre lässt sich bei Mikron nichts durchdrücken.
Doch könnte der für 2018 geplante Auszug von Georg Fischer (FI-N 791.5 1.09%) aus einem umfänglichen Industrieareal in Nidau, das Mikron gehört und jährlich Mieteinnahmen von gut 2 Mio. Fr. abwirft, als Katalysator für etwas Neues dienen.
Die Börsenbewertung von Mikron ist von der hohen Substanz geprägt. Sie ist höher als der Ertragswert des Unternehmens, was ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis von derzeit um 30 zur Folge hat. Mikron sollten nur im Hinblick auf eine Umgestaltung gekauft werden. Doch diese kann noch auf sich warten lassen.
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