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07:07 Uhr - 23.11.2015

Fast 30% der SPI-Aktien sind im Bärenmarkt

Auch in der Schweiz wird die Hausse von immer weniger Titeln getragen. Die abnehmende Marktbreite ist ein klares Warnsignal.

Aktienmärkten geht die Luft ausDie bald siebenjährige Börsenhausse wird von immer weniger Aktien getragen. Dies ist ein Warnsignal für eine mögliche Trendwende.
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Die globalen Börsen werden von immer weniger Aktien getragen. Obwohl die breitgefassten Indizes wie der Swiss Performance Index (SPI (SXGE 9237.18 0.09%)) oder der  amerikanische S&P 500 (SP500 2089.17 0.38%) haussieren, zeigt ein Blick unter die Oberfläche, dass viele Titel bereits in der Baisse stecken.

Das ist eine beunruhigende Entwicklung, kündigten sich vergangene Trendwenden doch oftmals durch eine zunehmende Selektivität der Anleger bei ihrer Aktienwahl an. Im Jargon spricht man von einer abnehmenden Marktbreite.

Wenige neue Höchst

Dieses Phänomen lässt sich auch am Schweizer Aktienmarkt beobachten. Der SPI hat sich zwar schnell von seiner Herbstkorrektur erholt und notiert wieder über der wichtigen Marke von 9000 – rund 4,5% unter seinem Anfang August erzielten Höchst. Seit dem Jahresanfang resultiert ein Plus von etwas über 4%.

Doch nicht alle im Barometer enthaltenen Unternehmen vermochten mit dem Gesamtindex Schritt zu halten. Von den 202 von «Finanz und Wirtschaft» untersuchten SPI-Aktien – Plazza (PLAN 195 -1.52%) und Cassiopea (SKIN 31.75 5.83%) wurden aufgrund der zu kurzen ­Datenhistorie ausgeschlossen, während Unternehmen mit mehreren Wertpapieren nur einmal berücksichtigt wurden – notieren 59 mindestens 20% unter ihrem 52-Wochen-Höchst – die geläufige Definition für einen Bärenmarkt. Mit anderen Worten: Beinahe jeder dritte SPI-Titel ­befindet sich in einer Baisse. Weitere 46 Schweizer Unternehmen haben zwischen 10 und 20% korrigiert. Insgesamt notieren somit 105 Firmen mehr als 10% unter ­ihrem 52-Wochen-Höchst. Die Hausse wird also auch hierzulande von immer weniger Titeln getragen. Die verbleibenden 97 Valoren notieren weniger als 10% unter ihrem Höchst.

Betrachtet man nur die zwanzig grössten und liquidesten Werte, die auch im Swiss Market Index (SMI (SMI 9015.83 0.08%)) vereint sind, offenbart sich ein ähnliches Muster: Von den im Leitbarometer enthaltenen Titeln notieren drei – LafargeHolcim (LHN 55.35 -0.36%), Swatch und Transocean (RIG 14.26 -3.12%) – mindestens 20% im Minus. Wobei Transocean mit einem Rückgang von über 40% der klare Nachzügler ist. Weitere zehn Dividendenpapiere – darunter ABB (ABBN 19.21 0.79%), Credit Suisse (CSGN 22.8 -2.85%), Novartis (NOVN 90.35 0.39%) und Zurich Insurance (ZURN 271 0%) – haben zwischen 10 und 20% von ihrem in den vergangenen zwölf Monaten erreichten Höchst eingebüsst. Lediglich jede dritte SMI-Gesellschaft hat weniger als 10% eingebüsst, wobei einzig Nestlé (NESN 76.05 -0.07%) und Swiss Re (SREN 96.65 -0.05%) an neuen Jahreshöchstmarken kratzen.

Ein beliebtes Mass für die Bestimmung der Marktbreite ist die Anzahl Aktien, die über ihrem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt notiert. Er lässt sich recht ­einfach berechnen: Die Schlusskurse der vergangenen 200 Handelstage werden summiert und anschliessend durch die Anzahl Handelstage dividiert.

Einteilung der Titel an der Schweizer Börse nach Verlust und 200-Tage-Durchschnittzoom

Gros unter 200-Tage-Linie

Der Vorteil des gleitenden Durchschnitts besteht darin, dass er die zum Teil heftigen Tagesschwankungen glättet und Trends somit besser zum Vorschein kommen. Je mehr Valoren über ihrem 200-Tage-Durchschnitt handeln, desto robuster ist im Allgemeinen ein Aufwärtstrend. Um­gekehrt ist ein Trend gefährdet, wenn eine zunehmende Anzahl von Titeln unter ­ihren gleitenden Durchschnitt rutscht. Notiert die Mehrzahl unter dem Durchschnitt, wird das üblicherweise als Warn­signal interpretiert.

Genau das zeigt sich momentan beim SPI: Von den ausgewählten 202 SPI-Titeln handelt mehr als die Hälfte – nämlich 105 – unter ihrem 200-Tage-Durchschnitt. Nur 97 nehmen die Hürde und befinden sich damit noch immer in einem Aufwärtstrend. Interessant sind Santhera (SANN 98.15 -0.86%) und Züblin (ZUBN 0.12 -7.69%) Immobilien. Obwohl sich beide Titel in einem Bärenmarkt befinden, notieren sie noch immer – wenn auch knapp – über der 200-Tage-Linie.

Auch hierzulande scheint der seit 2009 anhaltende Aufwärtstrend somit zunehmend in Gefahr. Gewinnt der Schweizer Markt in den kommenden Monaten nicht an Breite, droht das Ende der bald siebenjährigen Hausse.

 

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