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12:54 Uhr - 10.08.2020

Institutionelle Nachfrage treibt Bitcoin

Der Preis des Bitcoins durchbrach in der Berichtsperiode die wichtige Marke von 10’500 $ und notierte in der Nacht auf Montag auf über 12'000 $.

Die Volatilität am Kryptomarkt ist zurück. Die letzten Monate waren für Bitcoin- Investoren eine Geduldsprobe mit komprimierter Volatilität und fallenden Handelsvolumen. Dieser Seitwärtsmarkt scheint nun vorbei zu sein, und eine Hausse zeichnet sich ab.

Der Fear & Greed Index, der mit einer simplen Zahl die Emotionen und Sentiments des Kryptomarktes spiegelt, verschob sich von Angst im letzten Monat zu starker Gier heute. Als der Index im Juni 2019 vergleichbare Werte verzeichnete, stieg der Bitcoin-Preis in den nächsten zehn Tagen um fast 50% allerdings lediglich, um später wieder zu korrigieren. Der Index wurde im Februar 2018 nach dem Krypto-Bullmarkt von 2017 im Versuch die Marktstimmung zu quantifizieren, kreiert.

Institutionelle Adaption auf dem Vormarsch?

Als Investor Paul Tudor Jones im Mai 2020 bekannt gab, dass knapp 2% seines Vermögens in Bitcoin (Bitcoin 11688 1.14%) investiert sind und er mit der Publikation «The Great Monetary Inflation» seine Argumente für Bitcoin darlegte, wurde das mit Bitcoin assoziierte «Karriere-Risiko» von professionellen und institutionellen Investoren aus der Welt geschafft. Nun ist die Lanze gebrochen.

Dazu passt die Nachricht, wonach Goldman Sachs (GS 208.27 1.97%) einen neuen Head of Digital Assets ernannte. Das Investmenthaus kann sich vorstellen, dass sich das Finanzsystem in den nächsten fünf bis zehn Jahren so entwickeln wird, dass alle Transaktionen über die Blockchain abgewickelt werden.

Steigende Volumen

Bakkt, die Bitcoin- und Crypto-Trading-Plattform der Intercontinental Exchange, sah vermehrtes Interesse ihrer Marktteilnehmer. Open Interest ist auf 25 Mio. $ gestiegen, was einem Plus von über 500% gegenüber dem Tief vom 16. Juli 2020, als die Juli-Kontrakte verfielen, entspricht.

Auch die Handelsvolumen an der Bakkt erfuhren einen Anstieg mit einem neuen Tagesrekordvolumen von über 130 Mio. $; der alte Rekord lag bei knapp 40 Mio. $ und wurde im Mai 2020 registriert.

CME zeigt Rekordwerte

Beim grossen institutionellen Bruder der Bakkt, der CME, ist das gleiche Interesse von professionellen Investoren zu verzeichnen. Das CME-Open-Interest beläuft sich auf zurzeit 770 Mio. $, und ist mehrheitlich im August-Kontrakt alloziert. Die CME hält ca. 16% des gesamten Open Interest im Bitcoin-Futures-Markt; diese Dominanz ist ein neuer Rekord für die CME.

Die Aktivitäten auf diesen beiden Plattformen, die von Institutionellen dominiert werden, deuten darauf hin, dass die institutionelle Nachfrage dafür verantwortlich ist, dass der Bitcoin die psychologisch wichtige Marke von 10’000 $ überschritt.

Ethereum gesucht

Das Momentum im Decentralized-Finance-Ökosystem (DeFi) beschleunigt sich weiter. Der Total (FP 33.135 0.88%) Value Locked (TVL), die aktuelle Messlatte für die Adaption, ist um über 600 Mio. $ auf 5,61 Mrd. $ gestiegen. Mit dieser Wachstumsrate dürfte DeFi in Kürze das Nischendasein ablegen und einer breiteren Masse von Investoren zugänglich werden. Der Marktanteil der drei grössten DeFi-Projekte (Maker, Compound & Synthetix) beläuft sich auf 60%, und sie basieren auf der Ethereum-Blockchain. Ist DeFi die «Killer App» von 2020 für Ethereum, wie dies 2017 die Initial Coin Offerings waren?

Die Ethereum-Transaktionsgebühren sind steigend und notieren bereits über dem Hoch von Juli 2018. Betrachtet man den rollierenden Durchschnitt über sieben Tage, waren die Gebühren nur einmal höher, und zwar auf dem Höchst im Januar 2018. Die DeFi-Story wird denn auch verantwortlich gemacht für den Ethereum-Preisanstieg von 23% auf 397.90 $.

Wissenschaftler Mitchell Moos hat eine andere Erklärung und verweist auf das Projekt «Forsage», eine dezentrale Applikation (dApp) auf der Ethereum-Blockchain, die ihn stark an das Ponzi-Scheme «BitConnect» von 2016 erinnert. Wie heisst es doch so schön: If it seems too good to be true, it probably is.

Stablecoins ein Marktbedürfnis

Die Schnittstelle zwischen dem Fiat-System und dem Krypto- resp. Digital- Asset-Ökosystem ist immer noch alles andere als nahtlos. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in der – im Vergleich mit der Blockchain – veralteten technologischen Infrastruktur der Banken. Das spiegelt sich auch in den Projekten verschiedenster Zentralbanken um Central Bank Digital Currencies (CBDC).

Heute löst der Markt dieses Problem mit verschiedensten Stablecoins, wobei der Markt von Tether (USDT) mit einem Marktanteil von über 80% dominiert wird. Die Marktkapitalisierung von USDT hat sich seit Beginn des Jahres von 5 Mrd. $ auf 10 Mrd. $ verdoppelt – wobei die 10-Mrd.-$-Marke letzte Woche durchbrochen wurde.

Nebst USDT war USD Coin (USDC) ein Wachstumstreiber unter den Stablecoins mit einer Marktkapitalisierung von 1 Mrd. $ und einem Marktanteil von über 9%. Es wird spannend sein zu sehen, wie der Stablecoinmarkt reagieren wird, wenn die ersten Zentralbanken ihre Währungen digital lancieren.

Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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