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11:58 Uhr - 15.09.2015

Selbstfahrende Autos im Blick der Strategen

Die Auto-Ambitionen von Google sind gross, wie die jüngste Personalie zeigt. Auto- und Internetkonzerne befinden sich im Wettstreit.

Hatte noch jemand Zweifel an den automotiven Ambitionen von Google (GOOGL 652.47 -0.43%)? Der Suchmaschinenbetreiber dürfte mit der jüngsten Personalie selbst die letzten Skeptiker bekehren: John Krafcik geht zu Google als Chef des selbstfahrenden Automobils, das als Prototyp schon über die kalifornischen Strassen fährt. Krafcik ist ein ausgewiesener Branchenkenner, arbeitete bei Ford (F 13.49 1.97%) und leitete die US-Dependance von Hyundai (HYUD 39 1.42%). Die alteingesessenen Anbieter wollen das Terrain aber nicht kampflos aufgeben: Sie haben im Vorfeld der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt diese Woche Neuigkeiten in Sachen selbstfahrende Autos angekündigt.

Es wird noch einen Moment dauern, bis Flotten von allein steuernden Wagen das Bild auf den Autobahnen beherrschen: Für das Jahr 2020 erwartet der CEO von Ford völlig autonome Autos. Von Audi heisst es, schon 2017 werde ein A8 seinen Weg allein finden. Tesla wirft das Jahr 2023 in den Ring, Jaguar 2024, Daimler (DAI 74.76 0.84%) 2025. Sicher scheint allein: Die Geisterwagen kommen. Auf dem Weg dorthin werden einzelne Funktionen automatisiert, das Einparken etwa, was heute schon einige Fahrzeuge beherrschen, oder das automatische Abbremsen bei plötzlichen Hindernissen.

Eine Chance für Newcomer

Und wie so oft bei Umbrüchen: Es öffnet sich eine Hintertür für Neueinsteiger. So arbeitet nicht nur Google an einem selbstfahrenden Wagen, auch bei Apple (AAPL 115.31 0.96%) verdichten sich die Zeichen, dass es ein vergleichbares Projekt gibt. Anders als Google arbeiten die Apple-Ingenieure strikt hinter verschlossenen Türen. Die führende Internetsuchmaschine hat schon 2009 die Arbeit an einem fahrerlosen Wagen vorgestellt. Chris Urmson ist seit damals dabei und wird das Projekt weiter technisch leiten. Ex-Hyundai-Mann Krafcik kommt mit seinem Know-how zum Markt an Bord.

Die Etablierten haben die Gefahr erkannt. «Unser Geschäft bekommt ganz neue Spielregeln», erklärte BMW-Chef Harald Krüger am Wochenende der «Süddeutschen Zeitung». Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sagte in einem Interview: «Wir sind dabei, Volkswagen (VOW 187 4.82%) ein Stück weit neu zu erfinden.» Daimler-CEO Dieter Zetsche stellte vor der IAA gleich einen Service fahrerloser Limousinen in Aussicht, ähnlich wie bei Uber, nur eben ohne Chauffeur. «Konkret daran arbeiten wir», sagte er.

Auf dem Weg zu Alphabet

Wer das Rennen macht? Unklar. Mit Papieren von Google partizipieren Investoren an einem der innovativsten Spieler, von dem aber immer öfter zu hören ist, er habe Probleme, die PS auch auf die Strasse zu bekommen. An der Börse wird das Unternehmen derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 von 19 bewertet. Zum Vergleich: Apple kommt auf 12, Microsoft (MSFT 43.04 -1.01%) auf 14.

Noch immer verdient Google das Gros mit Online-Anzeigen. Gerade trennt der Internetkonzern das Suchgeschäft von innovativeren Projekten wie dem selbstfahrenden Auto. Als Holding wird ein Konstrukt namens Alphabet die einzelnen Teile steuern.

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