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16:00 Uhr - 07.04.2016

Hochdorf treibt Akquisitionspläne voran

Der Milchverarbeiter macht ernst mit der Stärkung des Bereichs Babynahrung. Die Aktionäre werden über Kapitalmassnahmen entscheiden, die eine grössere Akquisition erlauben.

Das Management spricht aktuell mit mehreren Übernahmekandidaten. CEO Thomas Eisenring ist zuversichtlich, mit einem davon bald handelseinig zu werden. Noch im zweiten, allenfalls im dritten Quartal soll es so weit sein, wie er an der Bilanzmedienkonferenz ausführte.

zoomEisenring erwartet, dass die Transaktion eine Verdoppelung der operativen Marge bringen wird. 2015 betrug die Ebit-Marge der Gruppe 3,7%. Spezialisten erreichen mit Babynahrung Margen um 20%. Hochdorf (HOCN 187.8 -1.16%) will die Mehrheit, am liebsten 51%, an einem Partner kaufen, der über ein Vertriebsnetz vorzugsweise in den Regionen Naher Osten, Afrika und/oder China verfügt. Geplant ist zudem der Aufbau von Markenprodukten, die über das Partnernetzwerk verkauft werden können.

Kräftige Kapitalerhöhung

Zur finanziellen Vorbereitung der Übernahme werden die Aktionäre an der Generalversammlung vom 6. Mai über eine bedingte Kapitalerhöhung von knapp 7,2 Mio. Fr. oder 717 380 Aktien bzw. 50% des bisherigen Kapitals abstimmen. Sie sollen für eine Pflichtwandelanleihe zur Verfügung stehen, mit denen sich der Partner an Hochdorf beteiligen wird, wie Finanzchef Marcel Gavillet «Finanz und Wirtschaft» sagte. Etwas Reserve sei in den Betrag eingebaut.

Durch die Kapitalerhöhung dürfte Hochdorf um 135 bis 150 Mio. Fr. bereit haben. Eisenring möchte etwa 80% der Akquisition mit Aktien aus dem Pflichtwandler zahlen, die restlichen 20% in bar. Somit könnten 165 bis 185 Mio. Fr. Kaufpreis entrichtet werden. Damit der neue Grossaktionär seine Stimmkraft wahrnehmen kann, müssen die Hochdorf-Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung spätestens im dritten Quartal die geltende Stimmrechtsbeschränkung von 5% aufheben. Grossaktionär ZMP Invest hat gemäss Eisenring bereits sein Einverständnis signalisiert.

75 Mio. Fr. für neuen Sprühturm

Die Gesellschaften auf Hochdorfs Radar stammen gemäss Finanzchef Gavillet aus dem Ausland und sind in privatem Besitz. Goodwill, der durch die Akquisition entstehen könnte, würde mit dem Eigenkapital verrechnet. Kurzfristig wird die Eigenkapitalquote von aktuell 56% sinken, in zwei bis drei Jahren soll sie wieder auf 50% oder mehr steigen, schätzt Gavillet.

Um produktionstechnisch auf das neue Absatzpotenzial von hochmargiger Säuglingsmilch vorbereitet zu sein, will Hochdorf am Standort Sulgen einen neuen Sprühturm mit 32 000 Tonnen Kapazität errichten, Kostenpunkt um 75 Mio. Fr. Durch werden im ostdeutschen Prenzlau Kapazitäten frei geräumt, die zur Produktion von ebenfalls höher margiger Instant-Milch (Milch 16.303 -0.04%) genutzt werden sollen. Der Verwaltungsrat will Ende April entscheiden.

Weniger Gewinn 2015

Im vergangenen Jahr  hat Hochdorf unter dem Strich wegen des starken Frankens weniger verdient. Der Gewinn sank knapp ein Fünftel auf 13,0 Mio. Fr. Auf Stufe Ebit konnte das Ergebnis gut gehalten werden, weil Massnahmen zur Effizienzsteigerung griffen. Insofern war Eisenring mit dem Erreichten zufrieden.

Die in Deutschland erworbenen Gesellschaften Uckermärker Milch und Marbacher Ölmühle lieferten wie angekündigt noch keinen Gewinnbeitrag. Durch die Expansion nahm jedoch der Umsatz fast 30% auf 551,2 Mio. Fr. zu. Ohne die Neuzugänge wäre der Umsatz gesunken. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 3.70 Fr. je Aktie erhalten.

CEO Eisenring erwartet im laufenden Jahr einen Umsatz von 560 bis 600 Mio. Fr. Die Ebit-Marge wird auf 3,8 bis 4% veranschlagt. Die Schätzung beruht auf dem bekannten Geschäft. Neben der Babynahrung plant Hochdorf auch in andern Bereichen eine Produktoffensive, so mit Instant-Milch (u.a. mit Vitaminen angereicherte Milchpulver für Erwachsene). In Südafrika hat das Unternehmen sogar Tafelschokolade im Angebot. Sie wird in kleinen Mengen in Kapstadt produziert wird.

Mit der Internationalisierung des Geschäfts und der Strategie, mit eigenen Marken näher zum Konsumenten zu rücken, beweist Hochdorf Risikobereitschaft. Die Chancen, dass sie sich auszahlt, stehen gut.

 

Die komplette Historie zu Hochdorf finden Sie hier. »

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