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15:10 Uhr - 30.04.2020

Straumann in einer anderen Welt

Das Dentalunternehmen meldet den ersten Umsatzrückgang seit sechs Jahren. Das zweite Quartal wird hart.

Seit Jahren verblüfft Straumann (STMN 744 -0.4%). Dreizehn Quartale hintereinander wies das Dentalunternehmen ein prozentual zweistelliges Wachstum aus. Das Coronavirus hat die Serie gestoppt. Im Startquartal ist der ­Umsatz zurückgegangen – zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2014. Die Jahresprognose wird fallengelassen.

Ende Februar war Straumann trotz Schwund in China auf Kurs, das Ziel einer organischen Umsatzzunahme im niedrigen zweistelligen Prozentbereich zu erfüllen. Nordamerika wies sogar bis Mitte März noch ein Wachstum von mehr als 10% aus.

Doch die Region Asien/Pazifik zeigte an, wohin die Reise geht: Ein Plus von 22% im Vorjahresquartal wandelte sich in ein Minus in gleicher Grösse. In China, wo mehr als die Hälfte des Asienumsatzes verbucht wird, war der Rückschlag ungleich grösser.

«Fast zum Stillstand»

Mitte März, mit dem Lockdown in den meisten Märkten, brach die Nachfrage richtig zusammen. Der seit Anfang Jahr amtierende CEO Guillaume Daniellot kommentierte an einer Telefonkonferenz: «Ende Monat kam der Markt für Implantate fast zu einem Stillstand.»

Die meisten Zahnarztpraxen wurden geschlossen oder führten allenfalls Notoperationen durch. Im März fielen die Einnahmen Straumanns etwa 25%, in der zweiten­­ ­Monatshälfte dürfte die Schrumpfungsrate ­doppelt so hoch gewesen sein.

Das Ausbleiben einer zweiten schlimmeren Ansteckungswelle vorausgesetzt, ist der Tiefpunkt wohl im April erreicht worden. Ende Monat waren in elf wich­tigen Straumann-Märkten weniger als ein Viertel der Zahnarztpraxen offen, in Spanien, Italien, Frankreich und Grossbritannien kaum welche.

In fünf Märkten, darunter der Schweiz, waren etwa die Hälfte offen. Einigermassen in Ordnung war die Lage in Deutschland (80% Öffnungsrate) und in China und Südkorea (über 80%).

Folglich würde ein Umsatzrückgang in der Grössenordnung von 50% im ­zweiten Quartal nicht überraschen. Unter der – möglicherweise zu optimistischen – ­Annahme einer flachen Entwicklung im zweiten Halbjahr könnte für 2020 ein Umsatzminus von 10 bis 12% resultieren.

 

Und der Betriebsgewinn? Laut Finanzchef Peter Hackel würde Straumann auch mit einer Umsatzhalbierung im zweiten Quartal operativ noch Geld verdienen. Die Profitmarge wird übers Jahr gesehen aber zweifellos sinken, sodass der Gewinn ­stärker als der Umsatz, möglicherweise 20%, zurückgehen wird.

Dass es nicht schlimmer wird, hat mit Unterstützungshilfen von Staaten zu tun, die Kurzarbeit finanzieren, aber auch Sparmassnahmen, die Straumann teilweise schon im Februar eingeleitet hat. Der CEO betonte jedoch, zentrale Projekte in Forschung und Entwicklung sowie Pläne für die Markteinführung neuer ­Produkte würden nicht beschnitten.

Wann kehren die Patienten zurück?

Der Finanzchef unterstrich, Straumann könne die Krise dank einer Bilanz ohne Nettoschulden und deutlich ausgeweiteten Kreditlinien gut überstehen. Nötige Aktivitäten könnten selbst ohne operativen Cashflow über Monate finanziert werden.

Auch eine viel breitere geografische und produktseitige Abstützung als noch während der Finanzkrise wird dem Unternehmen helfen, die Flaute zu überstehen und sogar Marktanteile zu gewinnen.

Eine der entscheidenden Fragen wird sein, wie sehr und wie lange das ver­fügbare Einkommen der Zahnarztpatienten und ihr Vertrauen in die Schutzmassnahmen reduziert sein wird. Es könnte länger dauern, als manche annehmen.

Die Straumann-Aktien notieren bereits wieder 38% über dem Tief von Mitte März, und so braucht es eine gehörige Portion Mut und Geduld für einen Einstieg.

 

Die komplette Historie zu Straumann finden Sie hier.»

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