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15:36 Uhr - 05.11.2015

Heinz Karrer: «Unterschiedliche Aktionärsrechte müssen respektiert werden»

Heinz Karrer, Verwaltungsratspräsident von Kuoni und Präsident der Economiesuisse, ist kein Verfechter der Einheitsaktie. Er will den Reisekonzern «durch den Sturm führen».

Herr Karrer, wollen Sie bei Kuoni endlich die Einheitsaktie einführen?
Das können wir gar nicht einführen. Die Einheitsaktie ist ein anderes Thema als die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung. Aktionäre wie die Kuoni (KUNN 235.6 9.58%) und Hugentobler-Stiftung müssten bei der Einführung der Einheitsaktie von ihren Rechten zurücktreten und dafür entschädigt werden. Für uns ist entscheidend, ob die Aktienstruktur zur Behinderung unseres Unternehmens führt, was nicht der Fall ist. Ein gutes Beispiel: Die Stiftung hat den Verkauf des Reiseveranstaltergeschäfts unterstützt. Die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung können wir dagegen der Generalversammlung vorlegen.

Könnten Sie die Einführung der Einheitsaktie denn nicht auch der GV vorlegen?
Theoretisch ja, aber es wäre ja ein Verzicht auf Rechte eines spezifischen Aktionärs…

….der Kuoni und Hugentobler-Stiftung?
Ja, aber nochmals, wir können nicht an der GV beantragen, jemandem Rechte wegzunehmen.

Sie würden damit aber allen anderen Aktionären mehr Rechte einräumen.
Das wäre nur eine Umverteilung von Rechten.

Sind Sie denn als Präsident der Economiesuisse nicht für die Einheitsaktie, die keine Aktionäre bevorzugt?
Unterschiedliche Rechte von Aktionären müssen respektiert werden. Als Verwaltungsratspräsident der Kuoni Group hätte ich ein Problem, wenn diese Rechte dazu führen würden, dass wir unseren Job nicht machen können. Das war bisher nie der Fall.

Mit anderen Worten: Sie sind nicht für die Einheitsaktie?
Manchmal macht es Sinn, eine duale Aktienstruktur zu haben. Die Stiftung als unser Ankeraktionär trägt ja auch zur Stabilität bei und bietet Hand zur Entwicklung des Unternehmens. Man kann die Frage nicht mit Ja oder Nein beantworten.

Weshalb wollen Sie denn die Stimmrechtsbeschränkung von 3% aufheben?
Wir wollen damit die Aktionärsrechte und den Dialog mit den Aktionären stärken. Wir wollen die Erwartungen der Kapitalgeber berücksichtigen. Der Verwaltungsrat anerkennt die veränderten Marktbedingungen und das inzwischen stark veränderte globale Portfolio der Kuoni Group.

Aktionäre, die 3% der Stimmen halten, können nun eine ausserordentliche GV einberufen und die Einheitsaktie fordern. Erwarten Sie einen solchen Schritt?
Das kann ich nicht beurteilen. Wir haben mit Investoren über vieles diskutiert, auch über die Einheitsaktie.

Hat die Stiftung signalisiert, dass sie für die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung ist?
Wir haben heute über diesen Entscheid informiert. Es ist nun am Stiftungsrat, einen Entscheid zu fällen.

Die Aktionäre müssen nun mit einer tieferen Dividende rechnen?
Ja, wir halten an unserer Politik fest, 40 bis 50% des den Aktionären zurechenbaren Nettoergebnisses auszuschütten, ohne Berücksichtigung von Sondereffekten, wie wir dies heute kommuniziert haben.

Sie haben vor gut eineinhalb Jahren Peter Meier als CEO bestimmt und ihn jetzt in die Wüste geschickt. Das zeugt nicht von einer weitsichtigen Strategie.
Peter Meier ist seit 2010 bei der Kuoni Group. Er war zuerst CFO, was er sehr gut machte, dann war er CEO ad interim in einer schwierigen Situation, und seit rund eineinhalb Jahren war er CEO. Seine Erfahrung beim Verkauf des Reiseveranstaltergeschäfts hat uns in dieser Phase sehr genützt. Er hat ein grosses Verdienst um die Neuausrichtung der Kuoni Group.

Sind Sie denn mit dem tiefen Preis für den Verkauf des Reiseveranstaltergeschäfts an Rewe zufrieden?
Wir haben ursprünglich einen höheren Preis erwartet. Der Franken-Euro-Entscheid der Nationalbank hat uns zurückgeworfen. Zudem hatten wir einen schwierigen Markt in Skandinavien zu verkaufen. Ich bin froh, dass wir das europäische Veranstaltergeschäft abschliessend in einem Paket verkaufen konnten. Und das Risikoportfolio der Kuoni Group ist damit deutlich gesunken.

Und weshalb geht nun Peter Meier?
Wir treten in eine neue Phase. Jetzt geht es um Profitabilität, um Wachstum. Wir wollen noch schneller auf Kundenbedürfnisse eingehen. Da ist Zubin Karkaria jetzt die richtige Person.

Sie suchen neue Leute für den VR. Haben Sie bereits Kandidaten im Auge?
Wir haben den Prozess bereits gestartet. Sobald wir jemanden der GV vorschlagen wollen, werden wir kommunizieren.

Über welche Qualifikationen müssen sie verfügen?
Wir wollen Personen, die international und operativ tätig sind, die sehr vertraut sind mit unseren Geschäftsfeldern, mit der Digitalisierung und über Erfahrungen im asiatischen Bereich verfügen.

Wollen Sie Präsident bleiben?
Der Verwaltungsrat hat einstimmig bestimmt, dass ich das Unternehmen durch den Sturm führe. Ich habe mich verpflichtet, dies zu tun. Darüber werden aber letztendlich die Aktionäre entscheiden.

Das Visageschäft ist im Gegensatz zu den beiden anderen Sparten hoch profitabel. Weshalb konzentrieren Sie sich nicht auf dieses Geschäft?
Wir sehen derzeit Potenzial in allen drei Divisionen GTD, GTS und VFS Global. Ob das aber einmal dazu führen könnte, dass wir dieses Geschäft in Partnerschaften führen wollen, lassen wir offen. Marktopportunitäten prüfen wir selbstverständlich. Aber jetzt sind wir in einer Phase – egal, wie die Zukunft aussieht –, in der wir gute Arbeit leisten müssen.

Kuoni-Aktien klettern rund 10%Der Reisedienstleister trennt sich von seinem CEO und treibt den Konzernumbau voran. Für die ersten neun Geschäftsmonate weist er ein tiefrotes Ergebnis aus. Lesen Sie hier mehr.

Die komplette Historie zu Kuoni finden Sie hier. »

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