Der Reisedetailhändler wächst nur dank Zukäufen, kann aber mehr Cash generieren. Die Reise- und Einkaufslust der Konsumenten bleibt getrübt.
Das durchwachsene Zahlenset von Dufry (DUFN 111.3 -0.71%) zum ersten Halbjahr hat die Anleger verunsichert. Die Aktien rutschten nach gutem Start ins Minus. Sorgen über die rückläufige organische Umsatzentwicklung und die Folgen der Terroranschläge in Europa sowie die Ereignisse in der Türkei belasteten. Der Optimismus von Dufry-CEO Julián Díaz kam nicht dagegen an.
Dank der Übernahme von World Duty Free (World Duty Free 0 0%) (WDF) stieg Dufrys Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode 62% auf 3,61 Mrd. Fr. Auf organischer Basis sank der Halbjahresumsatz dagegen 6,3%. Im zweiten Quartal war der Rückgang somit schärfer als im ersten Quartal (–5,2%). Das Ferienland Türkei verlor an Attraktivität, nicht nur bei den Russen. Das prägte den Geschäftsgang in Europa. Die schwachen Währungen in Brasilien und Argentinien belasteten die Region Lateinamerika (–11,1%) mehr, als die Karibik herausholen konnte. Am besten schnitt Nordamerika (+3,2%) ab. Für die zweite Jahreshälfte geht Díaz weiterhin von einem organischen Umsatzplus aus, wie er an einer Telefonkonferenz bestätigte.
Mehr Bruttogewinn und Ebitda
Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda nahm 61% auf 381,3 Mio. Fr. zu. Die verbesserte Bruttogewinnmarge sowie geringere Personalkosten gaben den Ausschlag. Höhere Konzessionsgebühren wegen des WDF-Kaufs bremsten die Entwicklung.
Unter dem Strich resultierte ein Semesterverlust von 75 Mio. Fr. (nach 25 Mio. Fr. im ersten Halbjahr 2015, vgl. Tabelle). Immerhin schloss Dufry das zweite Quartal mit Gewinn ab. Dazu trugen Synergien aus dem Nuance-Kauf und der Rückgang der Integrationskosten für Nuance und WDF bei. Auf bereinigter Basis (ohne Sondereffekte) erarbeitete Dufry bis Ende Juni 1.69 Fr. Gewinn je Aktie. Das war zwar etwas weniger als im Vorjahr, entsprach aber einer Verdoppelung im zweiten Quartal.
Mit den Semesterzahlen hat Dufry die Markterwartungen knapp erfüllt. Marco Strittmatter von der Zürcher Kantonalbank verweist auf die erneut nicht überzeugende organische Entwicklung, aber ebenso auf die Ertragsfortschritte im zweiten Quartal. Vontobel-Analyst René Weber hebt den höheren freien Cashflow (+65% auf 200 Mio. Fr.) hervor. Dufry-Finanzchef Andreas Schneiter erwartet hier eine weitere Steigerung bis Ende Jahr.
Anleger brauchen Geduld
CEO Díaz ist für das Gesamtjahr zuversichtlich. Er rechnet mit einer besseren Leistung in der zweiten Jahreshälfte. Den Ebitda schätzt er auf 1 Mrd. Fr. für das ganze Jahr, wovon ein Translationseffekt wegen der Pfundschwäche abzuziehen wäre. Mittelfristig wird das steigende Flugpassagieraufkommen – die Marktbeobachter von Air4casts schätzen die Zuwachsraten auf 5,7% in diesem Jahr und 5,3% in den zwei Folgejahren – eine gute Voraussetzung dafür sein. In manchen Flughäfen, so in Zürich, gelang es, langfristige Konzessionsverträge zu erneuern.
Bis die Strategie für den Investor aufgeht, braucht es Zeit. Der Ertragstrend scheint insgesamt zu stimmen. Ein Engagement in Dufry drängt sich aber erst auf, wenn sich die organische Umsatzentwicklung zum Positiven gewendet hat.
Lesen Sie hier die gesamte Historie zu Dufry.»
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.