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18:20 Uhr - 12.06.2015

Ausfall Athens wird Szenario

Hochrangige Vertreter der Euro-Länder sollen am Donnerstag erstmals formell erörtert haben, was geschieht, falls die laufenden Verhandlungen scheitern.

Am Donnerstag brach der Internationale Währungsfonds (IWF) die Verhandlungen mit Athen ab. Am Freitagmorgen versuchte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die Wogen zu glätten: Es werde weiterverhandelt. Am Nachmittag kursierte in lokalen Medien aber die Nachricht, die Gläubiger – IWF, Eurogruppe und Europäische Zentralbank (EZB) – hätten dem Land eine Frist von 24 Stunden für einen Gegenvorschlag zu ihrem Angebot gesetzt. Dieses hatte Premier Alexis Tsipras vor einer Woche zurückgewiesen.

Reuters berichtete, es seien zwei Alternativen für den Fall eines Scheiterns besprochen worden: eine dritte Verlängerung des Ende 2014 ausgelaufenen zweiten Rettungsprogramms – und erstmals auch der Zahlungsausfall inklusive  Kapitalverkehrskontrollen. 2013 wurden  sie bei der Rettung Zyperns eingesetzt. Nächste Woche findet ein weiteres Treffen der Eurogruppe statt.

Ende Juni muss Athen dem IWF – inklusive den bereits gestundeten 300 Mio. – rund 1,5 Mrd. € überwiesen. Im Juli und August werden über 6 Mrd. € an die EZB fällig. Ohne Einigung erhält das Land die ihm aus dem Hilfspaket noch zustehenden Gelder nicht und könnte nicht zahlen. Staatsanleihen, mit denen die Banken vollgesogen sind, verlören an Wert, die Banken würden nach Einschätzung vieler Experten insolvent.

zoomBesonders problematisch wäre das für die EZB. Sie hat die Liquiditätsversorgung griechischer Banken wiederholt von der Einigung mit den Gläubigern abhängig gemacht. Schon jetzt akzeptiert sie keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit gegen reguläre Refinanzierung. Werden die Banken insolvent, müsste sie auch die Zuteilung von Liquidität im Rahmen der Notmassnahme ELA (Emergency Liquidity Access) beenden. Seit Anfang Jahr sind die Kundeneinlagen im Bankensystem wie ein Stein gefallen. Das Gesamtvermögen im Finanzsystem ist seit 2010 22% geschrumpft, die Einlagen privater Haushalte 38.

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