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10:46 Uhr - 03.02.2016

So schätzt der Markt das Angebot für Syngenta ein

Erste Stimmen zeigen sich wenig überrascht vom ChemChina-Angebot und bezeichnen es als attraktiv. Regulatorische Unsicherheit schwebt jedoch über dem Abschluss des Deals und verhindert eine positivere Reaktion des Syngenta-Aktienkurses.

Das Übernahmeangebot von ChemChina für Syngenta ist das Tagesgespräch an den Finanzmärkten.

Gemäss Einschätzung des Portfoliomanagers Patrick Huber von Mirabaud war das Kaufangebot auf keinen Fall eine Überraschung, es habe sich schon seit langer Zeit angebahnt. Das Kaufangebot an sich sei als sehr attraktiv zu werten. «Es ist ein guter, fairer Preis», sagt Huber.

«Für die Chinesen macht die Übernahme strategisch sicherlich Sinn. Ob es auch für Syngenta (SYNN 414.9 5.76%) die beste Wahl ist, ist zu früh für eine Beurteilung», sagt er weiter.

Martin Lehmann, Fondsmanager bei 3V Asset Management, ist «sehr positiv» überrascht und beurteilt das Angebot als «äusserst attraktiv». Der gebotene Preis, inklusive Spezialdividende, spiegle ein Kursniveau der Syngenta-Aktie, wo es «noch nie war».

Ebenfalls positiv wertet Lehmann die Tatsache, dass es sich um eine vollständige, 100%ige Übernahme handelt, die in Cash abgewickelt wird. Im Markt war in den vergangenen Tagen darüber spekuliert worden, dass es sich nur um die Übernahme eines Mehrheitsteils handeln könnte.

Für Lehmann ist seit längerem klar, dass die Eigenständigkeit von Syngenta vorbei ist. Auch im Hinblick auf den Werkplatz Schweiz und die Arbeitsplätze sei ChemChina die bessere Käuferin als der US-Konkurrent Monsanto (MON 87.36 -3.07%).

Regulatorische Unsicherheit hält Aktienkurs zurück

Der Aktienkurs von Syngenta hat im Morgenhandel mit einem Plus von 5,8% auf gut 415 Fr. (Stand um 10.30 Uhr) verhältnismässig verhalten reagiert und liegt deutlich unter dem Angebotspreis von ChemChina. Der Hauptgrund scheint die regulatorische Unsicherheit zu sein, die von den Schweizer und besonders auch den US-Wettbewerbsbehörden ausgeht.

«Der Deal ist mit Unsicherheit behaftet. Es ist unklar, ob die US-Behörden die Transaktion durchwinken werden. Es würde mich erstaunen, wenn es beim ersten Anlauf klappt», sagt Mirabaud-Fondsmanager Patrick Huber. «Diese Unsicherheit spiegelt sich in der Aktienkursreaktion. Der Kurs hat deshalb nur verhalten reagiert», sagt er weiter.

Gemäss Einschätzung eines Brokers, der nicht öffentlich genannt werden will, sollte die Syngenta-Aktie in den nächsten Tagen zu einem Abschlag von 10 bis 12% zum Angebotspreis handeln. Das entspräche einem Preis von rund 430 Fr.

Auch der Broker nennt die regulatorischen Unsicherheiten im Rahmen der Übernahme als Grund. Wechselkurseffekte und die möglichen Steuerimplikationen der 5-Fr.-Spezialdividende trügen ebenfalls zur Unsicherheit bei.

Monsanto-Gegenangebot unwahrscheinlich

Unwahrscheinlich erscheint eine Gegenofferte des ehemaligen Bieters Monsanto, da sich sein Aktionariat gegen ein zu hohes Cash-Angebot gestellt hatte und in den USA der politische Druck auf «Inversion»-Transaktionen – die primär der Steueroptimierung dienen – hoch bleibt, heisst es in Marktkreisen.

Gemäss Martin Lehmann von 3V ist ein Gegenangebot aus Aktionärssicht vielleicht wünschenswert, aber derzeit eher unwahrscheinlich. Angesichts der Höhe des angebotenen Kaufpreises sei der Deal «schwierig zu überbieten». Die Chinesen offerieren eine schöne Prämie, einen «stolzen Preis».

Grösste Transaktion im Schweizer Markt

Nach Angaben der Geschäftsbank HSBC (HSBA 453.7 -2.85%), die seitens ChemChina an den Verhandlungen und an der Erarbeitung des Kaufangebots beteiligt war, handelt es sich bei dieser möglichen Übernahme um die grösste M&A-Transaktion in Europa, die in Cash abgewickelt würde. Überhaupt handle es sich um die grösste Transaktion im Chemiesektor.

Es sei auch die grösste Transaktion, die von einem chinesischen Unternehmen in Übersee durchgeführt wurde.

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