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05:49 Uhr - 20.07.2016

Ein konservativer Hardliner an der Seite von Donald Trump

Mike Pence könnte der nächste Vizepräsident der Vereinigten Staaten werden. Bislang ist der Gouverneur von Indiana durch umstrittene Gesetze aufgefallen.

Mike Pence – das ist der Mann, der an der Seite von Donald Trump in die Schlacht um das Weisse Haus zieht. Doch wer ist der Anwärter für das Amt des amerikanischen Vizepräsidenten? Und was bringt er für Qualitäten mit, die Trumps Chancen auf den Wahlsieg verbessern sollen?

«Ich bin ein Christ, ein Konservativer und ein Republikaner, in dieser Reihenfolge», sagte Pence bei seiner offiziellen Nominierung am Samstag in New York. Der designierte Vize kennt das politische Parkett genau: Seit 2012 ist er Gouverneur von Indiana, davor sass er zwölf Jahre im Kongress. In der Grand Old Party gilt Pence – im Gegensatz zu Trump – als beliebt und gut verankert. Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses und einer der einflussreichsten Republikaner, hat ihn jüngst als einen persönlichen Freund bezeichnet.

Pence ist ein Hardliner. Für internationalen Aufruhr sorgte er 2015, als er in Indiana ein Gesetz für Religionsfreiheit (Religious Freedom Restoration Act) verabschiedete. Es erlaubte Restaurantbetreibern und Ladenbesitzern, Homosexuelle  als Kunden abzuweisen und sich dabei auf religiöse Einwände zu berufen – was prompt auch geschah. Es folgte ein Sturm der Entrüstung, der den Gouverneur eine Woche später dazu zwang, den Wortlaut des Gesetzes abzumildern.

Pence hat sich zudem einen Namen als strikter Abtreibungsgegner gemacht. Im Frühling hat er eines der strengsten Gesetze in den USA gegen den Schwangerschaftsabbruch erlassen. Ende Juni wurde es vom Bundesbezirksgericht kassiert: Das Gesetz verstosse gegen die Wahlfreiheit der Frauen, urteilte die Richterin.

Abgesehen von diesen polarisierenden Vorstössen ist Pence auf nationaler Ebene kaum bekannt. Neun von zehn Amerikanern haben gemäss einer Umfrage von CBS News keine Meinung zum 57-jährigen Gouverneur. Auch bröckelt seine Popularität in Indiana, weshalb er im Herbst um seine Wiederwahl als Gouverneur fürchten musste. Mit der Kandidatur für die Vizepräsidentschaft hat er sich zumindest die Blamage einer Niederlage in seinem Heimstaat erspart.

Trump hat wiederholt betont, mit der Wahl seines Vizekandidaten wolle er die Partei einen. Das könnte ihm mit Pence gelingen, der zu den frühen Unterstützern der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung zählt. Pence setzt damit ein Gegengewicht zu Trump, der als selbsterklärter Anti-Establishment-Kandidat gerade den konservativen Flügel befremdet.

Das Gespann Trump/Pence muss sich allerdings noch finden. Der erste gemeinsame Auftritt des Duos bei der Nominierung von Pence war bizarr. Eine halbe Stunde liess sich der Milliardär Zeit und schweifte während seiner Rede immer wieder ab, bevor er Pence auf die Bühne holte – um sich selbst sogleich aus dem Staub zu machen. Ob es neben Trump überhaupt einen Platz für den Vizekandidaten gibt, wird der Wahlkampf in den nächsten Monaten zeigen.

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