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00:26 Uhr - 28.04.2016

Das Fed sorgt sich um die US-Wirtschaft

Die amerikanische Notenbank dämpft ihre Einschätzung zur Konjunkturlage und verharrt mit Wartemodus. Die Chancen für eine Zinserhöhung im Juni nehmen ab.

Die Anspannung an den globalen Finanzmärkten hat sich gelockert. Dennoch bleiben die Währungshüter in den Vereinigten Staaten vorsichtig. Das Federal Reserve hat die Zielrate für den Leitzins erwartungsgemäss unverändert auf 0,25 bis 0,5% belassen und signalisiert keine Eile mit einer weiteren Straffung der Geldpolitik.

«Es macht den Anschein, dass sich die wirtschaftliche Aktivität verlangsamt hat», stellt die US-Notenbank nach einer zweitätigen Sitzung in ihrem Statement vom Mittwoch fest. «Das Wachstum der Konsumausgaben hat sich ermässigt», heisst es darin weiter. Zudem bleibe die Inflationsrate tief.

Wie es im Detail um die amerikanische Wirtschaft steht wird sich am Donnerstag zeigen, wenn das Bruttoinlandprodukt zum ersten Quartal veröffentlicht wird. Ökonomen rechnen damit, dass sich das Wachstum auf 0,6% verlangsamt hat, nachdem es bereits im Schlussquartal 2015 auf 1,4% sank.

Finanzmärkte bleiben im Fokus

Keine Entwarnung gibt der Vorsitz der US-Notenbank, was die globale Grosswetterlage betrifft. Anders als bei der letzten Sitzung vom März spricht er zwar nicht mehr von einem direkten Risiko. «Das Komitee verfolgt die Indikatoren zur Inflation und die weltweite Entwicklung der Wirtschaft sowie der Finanzmärkte weiterhin genau», heisst es aber im Statement.

Zuversichtlicher ist das Federal Reserve für den Jobsektor. «Die Daten für März deuten an, dass sich die Bedingungen am Arbeitsmarkt weiter verbessert haben», hält es fest. Vergangenen Monat hat die US-Wirtschaft 215’000 Stellen geschaffen, was im Rahmen der Prognosen lag. Die Arbeitslosenquote stieg hingegen leicht auf 5%.

Wallstreet reagiert gelassen

Insgesamt sind die Nachrichten aus der US-Notenbank wenig überraschend. An Wallstreet schloss der Leitindex S&P 500 denn auch praktisch unverändert auf 2095,15. Am Bondmarkt gab die Rendite auf zehnjährige Treasuries 7 Basispunkte auf 1,86% nach. Der Dollar schwächte sich gemessen an den wichtigsten Währungen leicht ab.

«Das Fed hat wie erwartet eine vorsichtige Interpretation zur Entwicklung in- und ausserhalb der USA abgegeben», denkt das Researchteam der Bank Barclays. «Wir rechnen zwar weiterhin mit dem nächsten Zinsschritt im Juni. Die Hürden sind aber hoch und die Zinserhöhung könnte sich auf Juli oder September verschieben», bemerken sie.

Wichtig werden deshalb die Konjunkturdaten von kommender Woche. Ausser dem Arbeitsmarktbericht für April stehen mit dem ISM-Index zum verarbeitenden Gewerbe und zum Dienstleistungssektor zwei zusätzliche Schlüsselindikatoren. Zudem werden die monatlichen Autoverkäufe publiziert.

Ambitionierte Pläne

Den ersten Zinsschritt seit der Finanzkrise machte die US-Notenbank Mitte Dezember. Damals visierte sie für 2016 vier weitere Erhöhungen. Nach den heftigen Erschütterungen an den Finanzmärkten milderte sie jedoch ihren Ton an der Sitzung vom März ab und signalisierte nur noch zwei Schritte für dieses Jahr.

Doch selbst das wird sich als schwieriges Unterfangen erweisen. An der Chicagoer Terminbörse beziffern Investoren die Chancen derzeit auf lediglich 20%, dass es an der nächsten Zinssitzung vom 14 und 15. Juni zu einer Zinserhöhung kommt. Erst ab dem Fed-Treffen von Mitte September stufen sie die Wahrscheinlichkeit auf mehr als 50% ein

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