Zurück zur Übersicht
17:00 Uhr - 18.11.2014

Halliburton kauft mit Baker Hughes Grösse

Preisdruck fördert Konsolidierung im Ölservicegeschäft. Halliburton will 35 Mrd. $ für Baker Hughes bezahlen. Dies entspricht einem Aufpreis von 31% zum Schlusskurs von Freitag.

Elefantenhochzeit im Energiesektor: Hal­liburton, die globale Nummer zwei im Markt für Öl- und Gasfelddienstleistungen, übernimmt Baker Hughes, die weltweite Nummer drei. Das Zusammengehen der beiden US-Konzerne erfolgt vor dem Hintergrund eines zunehmenden Preisdrucks auf Dienstleistungen für Öl- und Gasunternehmen. Diese leiden unter dem seit Juni zu beobachtenden Ölpreiszerfall, der ihre Investitionsbereitschaft dämpft. Für die Dienstleister resultieren daraus weniger Aufträge und härtere Verhandlungen um die verbleibenden Aufträge. Halliburton (HAL 49.575 0.7%) und Baker Hughes bündeln jetzt ihre Kräfte, um diesem Druck besser widerstehen zu können.

Halliburton bietet 1,12 eigene Aktien plus 19 $ in bar für jeden Titel von Baker Hughes. Das bewertete die Valoren von Baker Hughes am 12. November, dem Tag, vor dem die Übernahmeabsicht von Halliburton bekannt wurde, mit 78.62 $, was einer Prämie von 61% auf dem Schlusskurs der Baker-Hughes-Papiere am gleichen Tag entspricht. Daraus ergibt sich ein Transaktionswert von 34,6 Mrd. $. Gemäss dem Datendienstleister Dealogic gab es seit 1995 nur elf Deals im Energiesektor mit einem Wert von mehr als 20 Mrd. $.

Harte Verhandlungen

Halliburton strebt schon seit Längerem nach mehr Grösse, um besser mit Schlumberger, dem mit Abstand grössten Öl- und Gasfelddienstleister der Welt, konkurrieren zu können. Die Gespräche mit Baker Hughes begannen Mitte Oktober. Am vergangenen Freitag wurden sie abgebrochen, nachdem Baker Hughes die ursprüngliche Übernahmeofferte als ungenügend bezeichnet hatte. Halliburton schlug daraufhin eigene Kandidaten für die Erneuerungswahl des Verwaltungsrats von Baker Hughes im nächsten Jahr vor, um klarzumachen, dass sie den kleineren Rivalen notfalls auch feindlich übernehmen würde. Das brachte übers Wochenende die Wende zur friedlichen Einigung.

Unternehmen wie Schlumberger, Halliburton oder Baker Hughes unterstützen Öl- und Gasunternehmen bei Exploration und Förderung. Halliburton ist führend beim Fracking, dem Verfahren, bei dem unter hohem Druck eine Mischung von Wasser, Chemikalien und Sand ins Bohrloch eingepresst wird, sodass Risse im Gestein entstehen und das darin gefangene Öl und Gas abfliessen kann. Das Verfahren steht am Ursprung des Schieferöl- und -gasbooms in den USA. Baker Hughes ist Spezialist in der Steigerung des Ertrags alternder, sich langsam erschöpfender Öl- und Gasquellen.

Starke Marktstellung

Zusammen kontrollieren die beiden Konzerne 49% des globalen Marktes für die Zementierung von Bohrlöchern, 41% des weltweiten Geschäfts für Bohrköpfe und 37% des Weltmarkts für Fracking. Weil sich ihre Aktivitäten in nicht weniger als sieben Dienstleistungs- und Produktlinien überschneiden, sind durch das Zusammengehen substanzielle Kosteneinsparungen möglich. Die Unternehmen beziffern diese auf 2 Mrd. $. Auf einer Pro-forma-Basis hatte die kombinierte Gesellschaft 2013 einen Umsatz von 51,8 Mrd. $, 136 000 Mitarbeiter und Aktivitäten in über 80 Ländern.

Die Übernahme muss noch von verschiedenen Wettbewerbsbehörden, darunter jenen in den USA und in der Europäischen Union, genehmigt werden. Diese werden sich die marktbeherrschende Stellung, die das kombinierte Unternehmen in einigen Teilen des Öl- und Gasfelddienstleistungsgeschäfts haben wird, mit Sicherheit genau anschauen. Halliburton hat im Hinblick auf diese Prüfung Aktivitäten mit einem Umsatz von insgesamt 7,5 Mrd. $ identifiziert, die sie abstossen würde, falls dies von den Wettbewerbsbehörden verlangt werden sollte. Würde die Transaktion wider Erwarten ganz am Wettbewerbsrecht scheitern, müsste Halliburton Baker Hughes eine Entschädigung von 3,5 Mrd. $ zahlen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.