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09:41 Uhr - 27.07.2015

Showman mit Sprengpotenzial

Schrill, laut und unheimlich arrogant – das ist das Auftreten des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Inwiefern seine Eskapaden rund um mexikanische Vergewaltiger und verunglimpfte Kriegshelden ernstzunehmen sind, kann noch niemand sagen.

Meint er es ernst, oder ist alles nur eine grosse Show? Diese Frage beschäftigt ganz Amerika, wenn es um die Kandidatur von Donald Trump im Rennen um das Weisse Haus geht. Der streitbare Milliardär mit dem unzähmbaren Haar mischt das Feld der republikanischen Präsidentschaftsanwärter derzeit tüchtig auf und sorgt mit seinem radikalen Konfrontationskurs täglich für Schlagzeilen. Er beschimpft illegale Einwanderer aus Mexiko als Drogenschmuggler und Vergewaltiger, beleidigt den respektierten Kriegshelden sowie früheren Präsidentschaftskandidaten John McCain und macht die Handynummer eines Mit-Kandidaten live im Fernsehen bekannt. Am meisten irritiert das republikanische Establishment jedoch, dass der Querschläger in der Parteibasis so gut ankommt. Obwohl «The Donald» bislang kein Wahlprogramm vorgestellt hat, ist er in den Umfragen an die Spitze geschossen und distanziert selbst die Top-Favoriten Jeb Bush und Scott Walker.

Der mediale Rummel bläht das immense Ego des ruppigen Geschäftsmannes zusätzlich auf. Bereits bevor er seine Kandidatur offiziell bekanntgegeben hatte, erklärte er sich zur «erfolgreichsten Person, die sich je für das Amt des Präsidenten beworben hat». Mit seinem Reichtum prahlt er derart, dass es selbst in einem Land wie den USA als protzig gilt. Wirtschaftlich hat der Sohn eines New Yorker Immobilienmaklers mit deutschen Wurzeln schon mehrfach Schiffbruch erlitten, sich aber immer wieder hochgekämpft.

Gemäss seinen Angaben umfasst sein aktuelles Vermögen «ZEHN MILLIARDEN DOLLAR», wobei er die Grossbuchstaben in seinen Finanzunterlagen für die Wahlkommission selbst gewählt hat. Wie reich er wirklich ist, lässt sich daraus allerdings nicht eruieren. Obschon er sich gern als Immobilien-Tycoon präsentiert, gehören ihm nur die Lizenzrechte an den meisten der pompösen Trump-Wolkenkratzer. Rund die Hälfte seines Einkommens stammt aus Golfplätzen und Luxus-Resorts. Der 69-Jährige ist inzwischen zum dritten Mal verheiratet und ist Vater von fünf Kindern. Drei stammen aus der ersten Ehe mit der Society-Lady Ivana Trump, einem früheren Skistar und Model aus der Tschechischen Republik.

Wie lange der Zirkus um Trump anhält, kann niemand sagen. Gespannt wartet das Fernsehpublikum auf Anfang August, wenn er seine Mitstreiter in der ersten Präsidentschaftsdebatte direkt attackieren wird. Geschäftlich fällt sein Abstecher in die Politik allerdings gemischt aus. Die Marke «Trump» ist jetzt zwar so bekannt wie noch nie. Aus Angst um ihren Ruf haben diverse Partner aber die Beziehung zu ihm gekappt. So hat sich etwa das TV-Netzwerk NBC Universal geweigert, den von ihm lizenzierten «Miss America»-Wettbewerb zu übertragen.

Einen schweren Imageschaden fürchtet auch die Republikanischen Partei. Statt Trump von Anfang an scharf zu verurteilen, hat sie seine diskriminierenden Entgleisungen stillschweigend toleriert. Nun sieht sie sich plötzlich mit einem Selbstinszenierer konfrontiert, der am rechten Parteiflügel kräftig Punkte sammelt und als unabhängiger Kandidat am Schluss sogar wichtige Stimmen stehlen könnte – das alles zur Freude von Hillary und den Demokraten, die das Debakel genüsslich aus der Ferne verfolgen.

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