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17:32 Uhr - 25.01.2016

Bianca Braun: Science Fiction in Obwalden

Auf dem Roten Planeten war sie noch nie. Doch Bianca Braun und ihr Vater Karl-Walter führen bzw. sind Eigner von Maxon Motor, deren Kleinantriebe seit bald zwanzig Jahren auf Mars-Missionen zum Einsatz kommen.

Der publizitätsträchtige Auftrag der US-Weltraumbehörde Nasa 1997 bedeutete für die Familiengesellschaft imagemässig den Durchbruch: Fortan war es bedeutend einfacher, Ingenieure an den idyllischen, aber nicht eben zentral gelegenen Sarnersee zu locken. «Wir haben es von Sachseln auf den Mars geschafft – also können wir alles schaffen», lautet seither ein Motto der Unternehmerin. Auf dem Nachbarplaneten müssen die Motörchen härtesten Umweltbedingungen standhalten, beispielsweise Temperaturschwankungen von –120 bis +25 Grad Celsius.

Gut 200 Ingenieure, jeder Sechste der Belegschaft, arbeiten für den grössten Arbeitgeber des Kantons Obwalden. Bianca Braun selbst ist, wie ihr Vater, betriebswirtschaftlich und nicht technisch orientiert. Nicht alltäglich in einer Familiengesellschaft: Er ist Chefcontroller, sie leitet das Internal Audit. CEO ist seit jeher ein Externer mit technischem Berufshintergrund. «Meine Funktion entspricht nicht dem Lehrbuch der Corporate Governance», gibt Bianca Braun zu. Als Miteigentümerin nimmt sie strategische Verantwortung im Verwaltungsrat wahr, und wie ihr Vater ist sie oft auf Kundenbesuch. «Eine gemeinsame Agenda führen wir aber nicht», sagt sie.

Bianca Braun hat Unternehmertum im Blut. Ihr Urgrossvater gründete in Frankfurt den gleichnamigen Elektrogerätehersteller. Nach dessen Verkauf an Gillette musste der Standort Sachseln die Produktion umstellen. Heute gilt Maxon als führend in der Herstellung hochpräziser Antriebssysteme. 2015 hat sich laut Bianca Braun trotz Frankenschock und 80% Exportanteil als «gar nicht so schlecht» erwiesen. Dank 10% Mehrabsatz wurde der Umsatz auf Vorjahresniveau von rund 380 Mio. Fr. gehalten. Der Margendruck sei aber «gewaltig gestiegen».

Innovation ist wichtig. Das Unternehmen gibt überdurchschnittlich hohe 10% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Die Kleinmotoren werden in 15 000 Varianten in der Medizinaltechnik, etwa in Insulinpumpen, eingesetzt sowie auch in Humanoidrobotern, in Geldautomaten, unter Wasser usw. Für 2016 ist Bianca Braun recht optimistisch. «Wir haben viele spannende Projekte», sagt sie. Der Auftragseingang sei gut. Auf den Markt kommen u. a. eine kleine Aortapumpe und ein Antrieb für Elektrobikes.

Maxon ist eine reine Familiengesellschaft und soll es bleiben. Nicht von ungefähr hat Bianca Braun 2008 an der Universität St. Gallen eine Dissertation mit dem Titel «Staying Private – erfolgreich ohne Börse» eingereicht. Seither hätten die Anfragen der Banken für einen Gang an die Börse spürbar abgenommen, meint sie schmunzelnd. Maxon sei sehr langfristig orientiert. Entwicklungsprojekte mit Schlüsselkunden nähmen schon mal bis vier Jahre in Anspruch. Erfolge werden dann aber gefeiert, und das ziemlich oft.

Auch privat, in Sachen Sport, hat die  zweifache Mutter ambitionierte Pläne. 2022 will sie auf Langlaufski den 90 Kilometer langen Wasa-Lauf absolvieren, zu seinem 100-Jahr-Jubiläum. Zunächst wartet aber ihr achter Engadiner.

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